Zwei im Kindergarten, einer beim Optiker und sieben beim Zahnarzt. Soviel vorab, es wurde ein unvergesslicher Tag. Normalerweise nehme ich nicht mehr als fünf Kinder mit zum Zahnarzt, aus guten Gründen. Diesmal ließ ich mich überreden, sieben auf einen Streich mitzunehmen. Es ging ja “nur” um eine professionelle Zahnreinigung. Genau zu dieser Zeit begab es sich, dass unser vier Jahre alter Teufel gleich zwei Brillen unbrauchbar machte. Eine durch Pech und eine im Trampolin mit Ansage. Also auf zu Fielmann. Ich weiß immer noch nicht, was mich dazu brachte, beides auf den gleichen Tag zu legen. Na gut, mein Mann war dabei, was sollte schon passieren.

Gleich morgens ging es rund, der Zahnarzt wartete um neun Uhr auf uns. Also schnell die Kleinen in den Kindergarten bringen. “Wieso müssen wir gehen und die anderen nicht“, startete das Gemaule. “Weil sie Ferien haben”. “Wir wollen auch Ferien”, ging es munter weiter. Unsere Älteren dachten erst gar nicht daran zu helfen. Ganz im Gegenteil, sie lagen bis Ultimo in ihren Betten. Nachdem ich die Kleinen bereits um acht Uhr im Kindergarten hatte, bekam ich dort Nachfolgendes zu hören: “Was machen sie denn schon hier?”. Stimmt, normalerweise nie vor neun. Zu allem Überfluss hatte ich vergessen zu definieren, wer denn den Linienbus nehmen sollte, denn es passten nicht alle ins Auto. Riesige Diskussionen waren die Folge. Nachdem auch das geklärt war, ging es los. Absolut ungewöhnlich für mich waren wir um neun Uhr in der Praxis. Dort ging der Zirkus munter weiter. Wer bekam welches Buch, wer durfte an den beiden Tablets spielen, wer durfte als Erster behandelt werden und so weiter. Die Diskussionsthemen nahmen kein Ende. Zudem saß mein Mann bei allen Behandlungen dabei und heizte die Stimmung an.

Er regt sich schon immer über die mangelnde Zahnhygiene auf. Teil der Reinigung ist das Einfärben der Zähne, um darüber den Verschmutzungsgrad in Prozent zu bestimmen. Und genau um diesen ging es meinem Mann. Er hatte Bares für die Top Vier ausgelotet und Medienverbot für die Flop Drei. Die Kinder kannten das schon, alle waren in heller Aufregung. Einige putzen sich an diesem Morgen gleich mehrfach die Zähne, um möglichst viele frische Verschmutzungen zu entfernen, um somit Ihren Prozentsatz zu verringern. Für ältere Beläge half das natürlich nichts.

Unser Zwillingsjunge mit seinen acht Jahren war als erster dran und haute gleich mal einen raus: 92% Verschmutzungsgrad. Alle anderen waren erleichtert, der war schon mal kein Kandidat für die Top Vier. Mit Hohn und Spott hielten sich die Geschwister noch zurück, schließlich stand die eigene Behandlung ja noch aus. Nun kam seine Zwillingsschwester an die Reihe. 36%, das war ein vergleichsweise guter Wert. Unruhe machte sich breit, das war eine ernst zu nehmende Konkurrenz. Klar, was sich der Zwillingsbruder jetzt anhören durfte. Nun war der Dreizehnjährige an der Reihe, bekannt für seine lausige Zahnpflege. Natürlich wurde er seinem Ruf gerecht und legte mit 78% den nächsten Katastrophenwert hin. Ziemlich sicher der nächste in den Flop Drei. Große Erleichterung bei den anderen. Nun kam die Fünfzehnjährige an die Reihe, bekannt für gute Zahnpflege. 35%, das reichte aktuell für den ersten Platz und somit 40 Euro.

Mein Mann hatte Preisgelder ausgelobt, 30€ für den Zweitbesten, 20€ für Platz drei und 10€ für Platz vier. Werte über 40% wurden erst gar nicht honoriert, wofür auch. Jetzt wurde es also richtig spannend. Der Älteste mit der größten Klappe war siegessicher und nahm auf dem Behandlungsstuhl Platz. Mein Mann zog ihn damit auf, dass seine Schwester 15% hatte, was bekanntlich frei erfunden war. Ihm wurde jetzt heiß und kalt. Die 40 Kröten hatte er in Gedanken bereits fest eingeplant. Letztes Jahr hatte er 17% erreicht und wurde von mir mit 14% besiegt. Dieses Trauma hatte er noch nicht überwunden. Es wurde richtig spannend. Nun bekam er seinen Wert: 29%. Er wechselte die Gesichtsfarbe, bis er verstand, dass Papa ihn hinters Licht geführt hatte. Jetzt war der Jubel grenzenlos. “Die Kohle gehört mir“, brüllte er durch die Praxis. Dort geht es normalerweise sehr gesittet zu, wenn wir nicht gerade zu Besuch sind. Aber Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Seine älteste Schwester war nun an der Reihe und nahm Platz. Die Spannung war nun mit Händen zu greifen.

Unser Vierjähriger jedoch sorgte für einen Spannungsabfall. Dieser musste auch warten, aber auf seinen Optiker Termin. Ihm war jetzt langweilig, er wollte auch nicht mehr warten und brüllte sogleich die ganze Praxis zusammen. Also bat ich meinen Mann nun doch mit seinem brüllenden Engelchen zu Fielmann zu gehen. Der jedoch weigerte sich, weil es doch gerade so spannend wäre. Jetzt wurde es mir zu bunt und schmiss die beiden aus der Praxis Richtung Optiker. Der kleine Mistkerl hörte sofort auf zu brüllen, als er seinen geliebten Papa sah. Jetzt wurde es ruhiger, aber die WhatsApp Familiengruppe lief stattdessen heiß. Mein Mann wollte die neuesten Werte wissen. Glücklicherweise startete die Beratung bei Fielmann und es wurde ruhiger. Doch schnell war dort geklärt, wie zu verfahren sei. Eine neue Brille wurde für den kleinen Mann bestellt, aus den anderen beiden Defekten wurde eine neue Brille hergestellt. Das ging fix. Genau deswegen gehen wir so gerne zu Fielmann. Eines der ganz wenigen Unternehmen, die auch halten, was sie versprechen. Jetzt saß mein Mann dort und wartete auf mich, denn auch ich hatte jetzt einen Termin dort. Somit fragte er mich jetzt gefühlt alle zwei Minuten, wo ich denn bleiben würde und natürlich nach den neuesten Verschmutzungswerten. Diese waren jetzt auch verfügbar. Unser Zwölfjähriger schoß den Vogel mit souveränen 97% ab. Unfassbar. Quittung kam prompt mit einem Folgetermin zur Füllung. Erleichterung aller Orten, weniger Konkurrenz.

Zum Schluss kam unsere 16jährige Tochter dran. Bei ihrer Reinigung war ich dabei. Der arme Zahnarzt wurde durchgehend angefleht, bitte gnädig zu sein, da sie ansonsten auf ihre Endgeräte verzichten müsste und dass er dann Schuld an ihrem Unglück wäre. Sie ist ein Phänomen. Überschaubare Zahnpflege, aber meistens verhältnismäßig gute Werte. So auch diesmal: 33% und damit überraschenderweise Platz 2. Das Endergebnis wurde direkt vom Ältesten mit wenig schmeichelhaften Kommentaren in die Familiengruppe gestellt. Die Top 4 waren glücklich und zufrieden, ich war einigermaßen bedient. Am glücklichsten war sicherlich das Zahnarztteam, als wir wieder gingen. Über das anschließende Essen beim Inder muss ich nochmal separat schreiben. War auch ein Erlebnis für alle Beteiligten.