Erfahrungsberichte vom (Über-)Leben mit 10 Kindern, 2 Riesenschnauzern und meinem sehr speziellen Ehemann

Monat: April 2024 (Seite 1 von 2)

Das perfekte Geschenk

Wenn man im Internet sucht, was das perfekte Geschenk ausmacht, findet man schnell Antworten. Ein gutes Geschenk sollte zu den Bedürfnissen des Beschenkten passen. Es sollte Emotionen beim Beschenkten hervorrufen und etwas über die Beziehung zwischen dem Schenkenden und dem Beschenkten aussagen.

Wenn man diese Empfehlungen kenn, ist es umso bedenklicher, was mein Mann mir unter anderem schon so alles geschenkt hat. Vor ein paar Jahren schenkte er mir zu Weihnachten ein Topf- und Pfannenset. Mit dem Vermerk, dass ich das doch nun wirklich gut gebrauchen könnte. Wo er recht hat… Neben dem Topfset gab es noch einen Umschlag. Da ich meinen Mann ziemlich gut kenne, sagte ich zu ihm: “ Ich gehe jetzt kurz zur Toilette und falls das in dem Umschlag ist, was ich denke, lässt Du ihn einfach verschwinden. Ich spreche Dich nicht mehr darauf an und wir vergessen es einfach.“ Gesagt, getan. Ich kam zurück und mein Ehemann saß noch immer mit dem Umschlag in der Hand auf dem Sofa. Stolz überreichte er ihn mir. Ich konnte es nicht glauben. Dachte ich es mir doch, ein Kochkurs! Er hatte mir einen Kochkurs geschenkt. Zugegebenermaßen stellte es sich dann als Koch-Event heraus bei dem man in einer Gruppe unter Anleitung eines Kochs, gemeinsam hochwertige Zutaten zubereitet. Aber der erste Schock saß tief.

Das Topf- und Pfannenset hat also perfekt zu meinen Bedürfnissen gepasst, denn es waren große bis sehr große Töpfe. Es hat trotzdem Emotionen in mir hervorgerufen. Wut ist eine sehr starke Emotion. Damit hat es bereits zwei wichtige Hürden zum perfekten Geschenk genommen. Aber was soll mir das über unsere Beziehung sagen? Wahrscheinlich, dass er der passende Topf für mich ist. Nicht nur das, wie langweilig wäre mein Leben ohne ihn.

Tatsächlich benötige ich die großen Töpfe täglich und bin froh, dass ich sie habe. Die Mengen, die ich früher immer für 2 Tage gekocht habe, reichen heute mit viel Glück für eine Mahlzeit mit allen Kindern aus. 1,5 Kg Nudeln als Beilage reichen (je nach Soße) gerade so für alle. Es ist unglaublich, wieviel die Monster futtern. Von dem ganzen dreckigen Geschirr ganz zu schweigen. Vor nicht allzu langer Zeit ging unsere Spülmaschine kaputt und wir mussten, aufgrund der Lieferzeit, eine Woche lang alles von Hand abwaschen. Immer das Kind, das mich am meisten geärgert hatte, durfte dazu antreten. Selten waren die Kinder so lieb und brav.

Wenn es darum geht, mir Geschenke nach meinen Bedürfnissen zu machen, wären Waschmaschinen ebenfalls ein heißer Tipp. Es ist unfassbar wieviel Wäsche sich bei uns anhäuft. 2 – 3 Waschmaschinen am Tag sind Standard. Und dann kommen noch außergewöhnliche Vorkommnisse hinzu. Zum Beispiel Magen-Darm-Infekte, die dann gerne tagelang bei uns wüten und natürlich immer nachts irgendein anderes Kind ausschalten. Warum eigentlich immer nachts? Beim letzten Infekt war ich, wie immer, als letztes an der Reihe. Bevor ich mich allerdings im Bad, kopfüber in der Toilette erleichterte, fuhr ich die Jungs ins Handball-Training und wieder nach Hause. Dort angekommen, mussten die Kleinen erstmal auf die Toilette und als das erledigt war, hatte ich tatsächlich 10 ruhige Minuten. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Nahezu genauso selten, aber mit mindestens dem gleichen Wäscheberg als Folge, trägt das Aufräumen der Kinderzimmer als außergewöhnliches Ereignis zum exponentiellem Wachstum der Wäscheberge bei.

Unter dem Aspekt meiner Bedürfnisse gibt es also noch einige Geschenke, die starke Emotionen bei mir hervorrufen können. Nicht immer positive aber starke.

Kabarett, Comedy und ein Hahn

Mein Mann entführt mich immer mal wieder am Wochenende und überrascht mich. Mal geht’s ins Kino, mal ins Theater, mal in ein Konzert. Immer was anderes. Lesungen, Restaurants oder auch eine Therme. Er möchte, dass ich zumindest für kurze Zeit aus den täglichen Ritualen herausgezogen werde, um auf andere Gedanken zu kommen. Eine schöne Geste wie ich finde.

So besuchen wir auch regelmäßig das „Cafe Hahn“ in Güls. Ein kulturelles Kleinod, das wir beide sehr schätzen. Unter anderem wird dort monatlich der „Comedy Club“ dargeboten. Roberto Capitoni präsentiert dort je drei mehr oder weniger bekannte Künstler, die auf jeweils unterschiedliche amüsante Art und Weise unterhalten. Es ist großartig und wir haben dort schon viele tolle Abende verbracht. Die regelmäßigen Leser meines Blogs ahnen sicher schon, was nun kommt. Genau, mein Mann. Man kann ihn nirgends mit hinnehmen, wirklich nirgends.

Was war passiert? Roberto animiert sein Publikum in der Pause, Fragen an die Künstler auf die vorbereiteten Zettel zu schreiben und dann in eine Box zu legen. Soweit so gut, nichts besonderes. Doch sein Hinweis, doch bitte keine langweiligen oder normalen Fragen zu stellen, schon. Sowas darf man meinem Mann nicht sagen. Ich merkte schon, wie es in ihm arbeitete. Spätestens als er meinte, „lass uns Mal ein paar Zettel holen“, klingelten bei mir alle Alarmglocken. Ich beging einen großen Fehler, indem ich nicht überprüfte, was er so alles an Fragen aufschrieb.

Es kam wie es kommen musste, eine seiner Fragen wurde gezogen. Ausgerechnet auch noch bei einer Künstlerin. Es ist nicht zu glauben, aber seine Frage lautete: „Hattest Du schon Mal Sperma im Auge?“ Nicht nur Moderator Roberto und die Künstlerin waren völlig perplex von der Frage. Ein Raunen ging durchs Publikum. Die Künstlerin musste lachen und antwortete „Äh, äh, nein“. Mit dieser Peinlichkeit war es aber noch nicht vorbei. Mein Mann war köstlich amüsiert und hoffte nun darauf, dass weitere Fragen von ihm gezogen würden. Klar was passierte. „Hat Dein bestes Stück einen Namen?“ wurde gezogen und vorgelesen. Neben mir freute sich jemand. „Wieder eine von mir“ rief er mir zu. „Ja, er hört auf Miriam, meine Frau“, antwortete der Künstler und hatte die Lacher auf seiner Seite. Wer jetzt denkt, dass es das jetzt war, irrt. „Hast Du schon Mal eine aus dem Publikum hinter der Bühne umgelegt“? wurde auch gezogen und Roberto erkannte die gleiche Schrift. Also fragte er ins Publikum, wer denn hier solche Fragen stellen würde. Und wer meldet sich? Klar, mein Mann. Ich versuchte es noch zu verhindern, zu spät. Alle Scheinwerfer richteten sich nun auf ihn. Ich war gottfroh, dass zwischen seinem und meinem Stuhl ein kleiner Tisch stand. So konnte ich mich als ’nicht zugehörig‘ präsentieren und die Situation als belustigte Unbeteiligte genießen. Er sollte „umlegen“ erklären. „Romantik und mehr“ antwortete er. Irgendwann steht er auf der Bühne, ich sehe es schon kommen.

Gesundes Essen

Ich koche jeden Tag mit frischen Zutaten. Es gibt auch jeden Tag Gemüse in den verschiedensten Varianten, sehr zum Leidwesen der Kinder. Von Grünkohl bis Rosenkohl ist alles dabei. Meine Erfahrung besagt, Kinder bis zu 2,5 Jahren essen nahezu alles. Unsere Kleinste beispielsweise klaut sich in unbemerkten Momenten prinzipiell den Broccoli der älteren Geschwister vom Teller. Je nachdem, wer neben ihr sitzt, schaut dann gerne auch mal absichtlich weg. Wenn sie allerdings älter werden, geht der Zirkus los. Die dann fälligen Kommentare hatte ich an dieser Stelle schon erwähnt.

Mein Mann ist als Einzelkind bei seinen Großeltern aufgewachsen. Dies führte unter anderem dazu, dass er völlig verwöhnt ist. Er hat aber auch die Geschichten aus dem zweiten Weltkrieg noch präsent, die ihm erzählt wurden und ihn tief geprägt und bewegt haben. So kann er es auf den Tod nicht ausstehen, wenn Lebensmittel weggeworfen werden. Dann geht er sprichwörtlich an die Decke. Das wiederum ist den Kleinen egal. Gemüse bleibt in aller Regel liegen, das gesunde Pausenbrot auch Mal in der Brotdose. Weggeworfen wird nichts, also was tun? Er setzt sich neben die Kleinen und fragt erstmal: „Warum musst du sowas essen, wer hat dir das angetan?“ „Die Mama“ kommt dann heulend zurück. Also erstmal schmusen und trösten. Der gemeinsame Feind ist definiert.

Als nächstes fragt mein Mann die Bengel, ob er das Essen verfeinern soll. „Ja bitte“ antworten die kleinen Teufel. Um es bildlich zu beschreiben: Die kleinen Monster haben beispielsweise einen Teller mit Kartoffeln, Blumenkohl und Fleisch vor sich. Jetzt beginnt ein unglaubliches Prozedere: Das Fleisch wird in Kleinstportionen geschnitten und jedes Stück – je nach Gusto – mit Mayonnaise, Ketchup oder Senf verziert. Gerne auch gemischt. Auf den Blumenkohlröschen landet ein Hauch von Marmelade. Kartoffeln bekommen hin und wieder ein Nutella-Gesicht. Ohne Worte. Wirklich wahr, es dauert keine 5 Minuten und alle Teller sind leer. Manche wollen sogar noch einen Nachschlag. Da steht man stundenlang in der Küche, mit dem Anspruch etwas gesundes zu präsentieren, und dann sowas. Ich könnte meinen Mann auf den Mond schießen und die kleinen Teufel gleich mit.

Wer denkt, dass das beim Frühstück oder Abendbrot anders läuft, irrt. Ich frage jeden was er gerne auf sein Brot haben möchte. Der eine möchte lieber Wurst, der andere lieber Käse und so weiter. Jeder nach seiner Facon. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Wunschbrot dann auch gegessen wird. Kaum liegt das Gewünschte vor ihnen, gelüstet es einigen Herrschaften dann nach etwas anderem. Frei nach dem Motto, des Nachbarns Brot schmeckt am besten. Gibt’s bei mir nicht. Was macht mein Mann? „Mein armer Schatz, wer hat das gemacht?“ „Die Mama“ erschallt es anklagend. „Sie darf dich nicht ärgern“ erwidert mein Mann verständnisvoll. „Soll ich dir ein Sandwich machen?“ „Ja bitte“. Ich versuche es an dieser Stelle bestmöglich zu beschreiben. Auf das ursprüngliche Käsebrot kommt erstmal eine Schicht Marmelade, gefolgt von Kochschinken, Mayonnaise, Salat, Tomaten und Banane. Als Topping gibt es Kakaopulver. Alles das was vorher einzeln betrachtet eklig und bäh war, wird jetzt mit großer Begeisterung „weggefressen“. Der Begriff „essen“ wäre an dieser Stelle deplatziert. Als Mutter kommt man sich da wirklich blöd vor.

Das Ganze kommt aber noch besser. Bekanntermaßen kann mein Mann gut kochen und backen. Er macht es nie, aber er kann es. Ich frage mich immer, ob es schlimmer ist, einen Mann zu haben der es nicht kann oder einen Mann zu haben, der es kann aber nicht macht. Hin und wieder sticht ihn aber der Hafer und er zaubert in der Küche. So hat er neulich Kassler, Sauerkraut und Püree zubereitet. Nichts besonderes sollte man meinen. Wie dem auch sei, als erstes kam unsere 14-jährige nach Hause und steckte wie immer ihre Nase in alle Töpfe und Pfannen. Kurz darauf war alles auf ihrem Teller angerichtet und ihre Mahlzeit begann. „Mama, was hast du mit dem Püree gemacht?“ „Wieso, was ist damit?“ antwortete ich. „Der ist so lecker heute“. Muss ich die Reaktion meines Mannes dazu ausführen? Er meinte: „Ich schenke Mama einen Kochkurs, das wird schon.“ Und wieder ein Kind enterbt.

Zwei Spinnen ziehen ein

Mein Mann hat eine nahezu unerschöpfliche Fantasie, die mitunter irre Ergebnisse zutage bringt. So hat er unter anderem eine Vogelspinne namens Tarantula und deren Freundin Tarantulina erfunden. Die beiden sind mittlerweile integraler Bestandteil der Familie und nicht mehr wegzudenken. Klingt komisch? Ja, ist es auch. Die beiden krabbeln auf allen Kindern rum und haben für alle ein „nettes Wort“. Kommt auch gerne mal zu mir. Meine Vermutung ist, dass er die beiden einsetzt um, noch deutlicher als ohnehin schon, seine Meinung kundzutun. Mein Verhältnis zu den beiden Spinnen gilt allgemein als belastet. Vor allem wenn sie während des Essens zum Einsatz kommen. Dann schütten die beiden schon mal Ketchup in die Gläser, verrühren Essen aus verschiedenen Tellern und spucken Obstkerne auf die Kinder und so weiter.

Die Kinder und die Hunde haben ihre helle Freude daran. Allen voran die Kinder, wenn das Gemüse vom Teller durch die Gegend fliegt. Dazu kommen dann Kommentare wie: „Niemand kann sowas essen, niemandem schmeckt das, gar niemand“. Oder zu mir: „Wann lernst du endlich kochen, wird Zeit“ „Keine Spinne will sowas essen“. Somit werden auch die Kinder skeptisch, was denn da jetzt auf dem Teller liegt. Die Tarantula ist dann aber auch so nett, genau zu erklären, was da auf den Tellern liegt. „Niemand mag Hühneraugen, die sind eklig“. Oder „Ich mag kein Katzenhirn“, oder „Wer isst schon Ameisenpups“? Das Essen ist dann meist erstmal beendet, weil die Kinder sich weigern diese komischen Sachen zu essen. Manchmal ist mein Mann so gnädig, mit den Kindern auszuhandeln, wer denn jetzt den Ameisenpups und wer die Hühneraugen essen darf. Ansonsten muss ich anschließend die Spielverderberin spielen und die Kinder mit sanftem Druck dazu bringen, die Teller leer zu essen. Die Hunde hingegen freuen sich, weil sie genau wissen, dass sie nach dem Essen unter dem Tisch fündig werden.

Jede Hand mimt eine Spinne, dazu noch die Stimme derart verstellt, und das Chaos ist nicht mehr aufzuhalten. Die Kinder rufen die Spinnen und ärgern sie dann. Im Gegenzug krabbeln die beiden unter Pullover und in Schuhe, was eine Riesenschreierei zur Folge hat. „Tarantula, wann kommst du zu mir?“ schallt es fortwährend durch das Haus. Gerne schlagen die Zwerge auch nach den „Spinnen“, was eine Beleidigungsspirale in Gang setzt. Das klingt dann ungefähr so: „Spinnen sind blöd“. „Schau dich an Mistkerl“ kommt zurück. Die Tarantula haut alles an Beleidigungen raus was geht. Tarantula darf alles. Die Kinder mit den Spinnen ebenso. „Tarantula, du bist eklig“. „Du hast ja nur zwei Beine und zwei Augen, peinlich ist das“ kommt es seitens der Spinne zurück. „Niemand mag dich“. Es geht hin und her. Es ist nicht zu fassen, wieviel Freude die Kleinen mit den beiden „Spinnen“ haben. Natürlich nicht nur die, klar. Die ersten Kinder wollen jetzt von der Tarantula ins Bett gebracht werden. Meistens rennen sie dann kreischend durch ihr Zimmer, während die Tarantula in ihrem Bettchen liegt. Nochmal, das muss man gesehen und gehört haben. Es ist nicht zu glauben. Ich glaube das Geheimnis dieser Spinnen ist ihre unkonventionelle und unverschämte Art.

Vor ca. 17 Jahren warb die BILD ZEITUNG mit dem Slogan: „Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.“ Sowas wie „Schatz, Deine Schenkel sind zu dick“, oder „Papa, ich bin schwul.“ Nach genau diesem „Hau-Raus-Kapelle“-Motto lebt die Tarantula nebst Freundin. „Niemand mag dich“, „Niemand möchte mit dir spielen „, „Niemand hört dir zu“ usw. Situationsbedingte Verbalentgleisungen runden das Bild ab. Wie konnte es soweit kommen? Ich weiß es nicht. Plötzlich waren die Spinnen da. Gerne beleidigen sie auch via WhatsApp in der Familiengruppe. Mitunter in einer Art und Weise, dass selbst unsere Großen sich verwundert die Augen reiben und neue Beschimpfungen für den Schualalltag lernen. Prinzipiell hält sie sich aber an die Etikette und beendet jede noch so üble verbale Entgleisung immer mit freundlichem „Gruß Tarantula“.

Plissees, die unterschätzte Gefahr

Meiner Meinung nach gibt es zwei Sorten von Menschen. Zum einen die, die alles können und alles selbst machen und die, die nicht diesen Anspruch haben. Erfahrungsgemäß haben es die Zweitgenannten einfacher im Leben, weil sie sich eher zurücklehnen können und andere machen lassen. Die Erstgenannten hingegen haben ständig irgendwelche Herausforderungen zu meistern. Toll ist es, wenn sich Zwei von beiden Seiten finden und somit ergänzen. Blöd ist es, wenn man dabei zur ersten Gruppe gehört. Mein Mann und ich ergänzen uns perfekt. Er lässt gerne machen und ich mache eigentlich gerne. Eigentlich nur deshalb, weil es immer wieder unerwartete Probleme durch irgendein Kind gibt, das ganz dringend irgendetwas benötigt, während ich etwas machen möchte.

Hier ein schönes Beispiel vom letzten Wochenende: Zum wiederholten Male wurden Plissees in unserem Haus abgerissen, zerstört und oder verdreckt. Ich habe mittlerweile mindestens 50 Plissees aufgehangen und befestigt. Wir haben aber gar keine 50 Fenster mit Plissees. Dafür Kinder und Riesenschnauzer, die alle ein großes Talent darin haben, Plissees zu verdrecken oder zu zerstören. Warum gibt es eigentlich keine EU-Norm, die festlegt wie Plissees zu befestigen sind? Warum darf jeder Hersteller ein anderes System nutzen? Ich habe sicherlich bereits 10 verschiedene Befestigungssysteme hinter mir. Jedes Mal brauche ich mindestens 5 Anläufe bis das Plissee endlich korrekt hängt, sich vernünftig hoch- und runterschieben lässt und nicht bei der ersten Berührung wieder unten liegt.

Plissees befestigen mit Kindern ist nochmal eine ganz andere Sache und vergleichbar mit einer Wanderung im Hochgebirge. Jede Änderung der Umgebungsverhältnisse kann schnell gefährlich werden. Während ich also versuchte das erste Plissee zu befestigen und dabei diverse nicht jugendfreie Flüche von mir gab, wollte unsere Jüngste gerne eine Banane essen. Anfangs war das noch sehr süß mit anzusehen, wie sie mir zu verstehen gab was sie wollte. Das ist durchaus vergleichbar mit leichter Bewölkung im Hochgebirge. Irgendwann wurde sie deutlicher, sprich dunkle Wolken zogen auf. Nachdem keine zeitnahe und adäquate Reaktion von mir folgte, begann sie meinen Stuhl, auf dem ich stand, wegzuschieben. Blitze leuchteten im tiefen Dunkel und Donner ertönte in der Umgebung. Kurzum, jetzt wurde es ernst. Eine sofortige Reaktion war nun erforderlich. Prinzessin Lady Laure schob meinen Hocker weg, ich verlor daraufhin den Halt, weil ich gerade versuchte den letzten Haken zu befestigen, und knallte runter vom Stuhl. Natürlich nicht einfach so, ich schrubbte mit dem Arm noch schnell am gesprungenen Glas vorbei, das ich natürlich ganz nach hinten auf die Küchenablage gestellt hatte, damit nichts passieren kann. Kein Problem, ich hatte vor 2 Jahren 4 Flaschen mit je 500 ml Betaisodona (Jod) auf Drängen meines Mannes gekauft und das kam nun in rauen Mengen zum Einsatz. Es hat auch ordentlich geblutet. Mein Mann nutzt Jod für jedwedes Wehwehchen. Fehlt eigentlich nur noch, dass er es trinkt. Er bestand auf diese Mengen Jod, jetzt war ich selbst betroffen und froh darüber es im Haus zu haben. Der kleinen Maus konnte ich nicht mal böse sein, sie hatte ihren Unmut ja früh genug kundgetan. Ich hatte nur nicht schnell genug reagiert.

Dank unserer Kinder kann ich aber nicht nur Plissees befestigen. Nein, neuerdings kann ich auch Türschlösser ausbauen und tauschen. Gut, es ließ sich danach kaum noch schließen, aber es war getauscht. Küchenschranktüren, die abgefallen waren, oder Lampen, die beim Fußballspiel der Kinder mit dem Papa abgeschossen wurden tauschen, alles kein Problem für mich. Weitere Beispiele gefällig? Schubladen reparieren, auf die unsere Kinder sich prinzipiell aufstützen müssen wenn sie etwas darin suchen. Türen neu einstellen, die aufgrund diverser Wutausbrüche verstellt sind. Dazu Schubladenfronten, die abgerissen wurden. Schränke aufbauen, Betten der Kinder reparieren. Eine meiner Hauptbeschäftigungen: Rollläden wieder zum Laufen bringen. Tore einstellen. Türen der Schiebetüren-Schränke wieder einhängen und so weiter. Die Liste ließe sich problemlos weiterführen.

Das Aufhängen von Lampen habe ich bereits vor knapp 25 Jahren gelernt. Damals bezog ich meine erste eigene Single-Wohnung und dachte mir, das wird schon nicht so schwierig sein. Auf der Leiter stehend, mit den Drähten in der Hand kamen mir dann doch Zweifel, ob und wie das funktionieren wird. Also machte ich das, was jede Frau in so einer Situation machen sollte. Einen hilfsbereiten Mann, der sich mit sowas auskennt, fragen. Ich rief also, immer noch auf der Leiter stehend, einen Elektriker aus der Nähe an und erklärte ihm worum es ging. Der ältere Herr bekam Schnappatmung und meinte: „Bleiben Sie jetzt ganz ruhig, sagen Sie mir was Sie vor sich sehen.“ Kurzzeitig fühlte ich mich wie in einem Actionfilm, in dem gerade einem Vollidioten vom SEK erklärt wird, wie er eine Bombe entschärfen soll. Wie dem auch sei, er erklärte mir ganz genau, was ich machen sollte. „Schalten Sie die Sicherung aus, achten Sie auf einen stabilen Stand der Leiter, nehmen sie nun den blauen Draht und verbinden ihn“ und so weiter. Irgendwann hing die Lampe und funktionierte einwandfrei. Seitdem kann ich Lampen installieren und habe eine wichtige Lektion gelernt. Wenn man sich als Frau schön dumm stellt, hilft einem immer irgendjemand gerne. Funktioniert übrigens auch im Baumarkt. Legendär der Spruch des Mitarbeiters: “ Ich habe immer schon gesagt, man muss den Frauen die Angst vor dem Baumarkt nehmen.“ In dem Fall hatte ich einfach keine Lust mich durch das Angebot an Schrauben zu wühlen. Ich ging also zu dem freundlichen Mitarbeiter, schaute ihn mit großen Augen an und sagte: “ Entschuldigung, ich kenne mich überhaupt nicht aus“. Hier noch ein kostenloser Tipp für die nächste Polizeikontrolle mit einem defekten Auspuff am eigenen Auto. Bei meinem ersten Auto, einem Fiat Panda, war der Auspuff deutlich hörbar kaputt. In der Werkstatt teilte man mir mit, dass ich ihn schnellstmöglich tauschen müsste. Prompt fuhr ich am nächsten Wochenende in eine Polizeikontrolle. Der Panda hörte sich an wie ein getunter Porsche und der Polizist meinte zu mir: „Der Auspuff hört sich aber nicht gut an.“ Ich schaute ihn völlig erstaunt an und fragte ihn mit einer Unschuldsmiene, ob das Geräusch nicht normal sei. Er schaute väterlich auf mich herab und meinte milde zu mir, dass das definitiv nicht normal sei und ich doch bitte direkt am Montag zur Werkstatt fahren sollte. Funktioniert immer, getreu dem Motto: „Sei schlau und stell Dich dumm“.

Vielleicht sollte ich irgendwann auch auf die Seite der Zweitgenannten wechseln. Was sagt mein Mann dazu? „Im nächsten Leben vielleicht“

Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Menschen, die meinen Mann kennen,  fragen mich häufig, wie ich es eigentlich mit ihm aushalte. Er ist ein solcher Kindskopf. Mein Erfolgsrezept: ich ignoriere ihn zu 90 % und dann geht es ganz gut. Das funktioniert aber leider nicht immer.

Beispiel gefällig? Es ist 8.30 Uhr und die Kleinen sollen in den Kindergarten. Bringzeit bis 9.00 Uhr, eigentlich 8:59 Uhr wegen des Morgenkreises um punkt 9 Uhr. Was macht mein Mann? Er spielt mit den Zwergen entspannt Fußball. Ich seufze und weiß genau, was jetzt auf mich zukommt.  Unsere Kleinste mit knapp 2 Jahren rennt zielsicher zur Treppe und erklimmt bereits die ersten Stufen während sie aufgeregt ‘Fußball’ brüllt. Klar, sie will auch mitspielen. 

Ich brülle hoch: „Kommt ihr bitte runter, wir müssen los.“ Keine Reaktion, ich höre aber die Emotionen hochschlagen. Also brülle ich lauter. Keine Reaktion. 8.35 Uhr: Offensichtlich ist gerade ein Tor gefallen. Die einen jubeln und die anderen beschimpfen sich gegenseitig, wer denn jetzt Schuld am Gegentreffer sei. 8.37 Uhr: Mein Puls steigt. Gerade will ich wieder brüllen, da fällt der Ausgleich. Jetzt gibt’s kein Halten mehr. Beide Teams gehen jetzt volles Risiko. Mein Mann mittendrin. Es ist jetzt 8.40 Uhr: Ich resigniere und gehe hoch in den 2. Stock. Am Ort des Geschehens passiert gerade ein Foul. Es ist 8.42 Uhr und es gibt Strafstoß. Dies hat wilde Proteste zur Folge und ein Handgemenge. „Schauspieler, da war gar nichts” gefolgt von “Bist du blind?”, ein Wort ergibt das andere. Ich verweise auf den Kindergarten und gerate zwischen die Fronten. 

Mama, was soll denn das jetzt? Lass uns in Ruhe. Verstehst du denn nicht was hier los ist? Es steht 3:3 und Bam Bam hat gerade den Kleinen König getreten. Deshalb gibt’s Elfer und ne Gelbe. Der muss natürlich noch ausgeführt werden. Es ist mittlerweile 8.45 Uhr. Alte Fußballerregel: Der Gefoulte soll nicht selbst antreten. Ach was soll’s. Der Kleine König legt sich den Ball zurecht. BamBam steht im Tor und macht Faxen auf der Linie. Kleiner König läuft an und schießt nach unten links. BamBam hält mit einer Riesenparade, klatscht aber unglücklich nach vorne ab. Der Kleine König ist zur Stelle und versenkt die Kugel. Wieder schlagen die Emotionen hoch. „So sehen Sieger aus“ ertönt es nun. 8.50 Uhr, Schlusspfiff, das Spiel ist aus. Endstand 4:3 für das Team Kleiner König. Ich habe jetzt noch knappe 10 Minuten, um die Kinder in den Kindergarten zu bringen. Die Kinder verabschieden sich von meinem Mann mit den Worten: “Das hat großen Spaß gemacht, heute Nachmittag spielen wir wieder Fußball.” 

Ich denke mir meinen Teil, beiße mir aber auf die Zunge, um nicht noch mehr Unruhe zu stiften. Also runter, die Kleinen in die (vorher gesuchten und bereitgestellten) Schuhe stecken, Jacken und Mützen überwerfen und in den Kindergarten eilen. Ich hoffe so sehr, dass irgendjemand aus dem Kindergarten das liest, um endlich den wahren Schuldigen für Verspätungen zu kennen. Zum Glück hat mein Mann nicht jeden Tag Zeit für solche Spielchen am Morgen. Das sind dann die Tage, an denen die Kinder pünktlich im Kindergarten sind.

Liebe ist…

dass ich ganz genau weiß, wie ich meinen Mann „auf die Palme“ bringe und umgekehrt genauso. Er behauptet immer, ich wäre der chaotischste Mensch unter Gottes Sonne. Naturgemäß sehe ich das ganz anders. Wenn also mal wieder ein – aus seiner Sicht – wichtiges Dokument irgendwo rumfliegt, steigt sein Blutdruck. „Das gehört genau in diesen Ordner abgeheftet“. Und sogleich schreitet er zur Tat. Wie fremd mir dieses spießige Verhalten ist.

Als wir uns kennenlernten, entdeckte er eine Plastiktüte mit allen wichtigen Dokumenten darin. Alles war da. Für mich war das so in Ordnung. Für ihn aber gar nicht. So fassungslos habe ich ihn nie wieder gesehen. Er legte alle möglichen Ordner an und schaffte Ordnung. Klar, was ich mir dazu anhören konnte. Bis heute sehe ich beispielsweise keinen Sinn darin, Unterlagen, die man im nächsten Frühjahr für die Steuererklärung benötigt, erst abzulegen. Jedes Jahr bereitet er die Unterlagen für die Steuererklärung vor und flucht tagelang, aufgrund der Arbeit. Mein pragmatischer Vorschlag: alles, das ganze Jahr über in einen Karton schmeißen, um es dann griffbereit zu haben. Diesen kommentiert er stets mit einem tiefen Einatmen und hochgezogenen Augenbrauen. 

Er wiederum bringt mich zum Wahnsinn, weil er seine Kleinen unfassbar verwöhnt. Er liest ihnen sprichwörtlich jeden Wunsch von den Lippen ab. Das muss so eine Art „Altersmilde“ sein, denn unsere Großen haben ihn ganz anders kennengelernt. Eher streng, konsequent und stringent. Diese reiben sich nun verwundert die Augen. „Die Gnade der späten Geburt“ genießen nun unsere Zwerge von 7 Jahren bis runter zu einem Jahr. Dieses Verwöhnen bringt mich zum Wahnsinn. Passen ihnen Brot oder Belag nicht, werden sie ausgetauscht. War früher Nutella tabu, erfreuen sich die Kleinen heute daran. Kurzum, mein Mann verhält sich wie ein lieber Opa und macht alles mit den Kleinen – was auch immer sie wollen. Selbst Schulnoten und Hausaufgaben werden lange nicht mehr so streng verfolgt wie früher.

Natürlich bin ich immer die Böse, denn bei mir gelten weiterhin die alten Regeln. Nach jedem Erziehungsversuch von mir, rennen sie direkt zu Papa, heulen sich dort aus und finden stets ein offenes Ohr bei ihm. Allein seine Ansprache: “Was hat euch die Mama jetzt schon wieder angetan?”

Nicht genug damit, dass er die Kleinen verzieht. Nein, er verwöhnt auch unsere Riesenschnauzer in gleicher Weise. Bei mir bekommen sie ihr Trockenfutter und fertig. Hin und wieder noch was Leckeres aus der Küche, wenn beim Kochen was abfällt, oder etwas übrigbleibt. Wir haben zwei Riesenschnauzer und die beiden haben sich bei uns direkt die Bezugspersonen ausgesucht.  Während seiner, Flaubert genannt, mich maximal als Mitbewohner duldet, gehorcht meiner, Tardieu genannt, ihm kein bisschen. Sehr zum Ärger meines Mannes, der ständig versucht, ihn mit Leckereien auf seine Seite zu ziehen.  Er frisst sie, freut sich und legt sich dann zu mir. Ein tolles Hundchen. Umgekehrt das gleiche Spiel.

Flaubert wollte anfangs kein Trockenfutter fressen. Anstatt konsequent damit umzugehen und zu warten, bis er Hunger hat und dann frisst, wurde mein Mann nervös.  Täglich konnte ich mir anhören, dass der arme Hund in Kürze verhungern wird. Aus seiner Sicht musste er dringend 5-6 kg zulegen. Er fühlte schon die Knochen. Mein Argument, dass er vor dem Verhungern sicherlich das Trockenfutter fressen wird, wurde ignoriert. Stattdessen rannte mein Mann los und besorgte ihm alle erdenklichen Futtersorten und Nassfutter. Wenn ich schon höre wie er unseren Riesen sagt:“ Ihr sollt auch nicht leben wie ein Hund.“ Sodann ging es los. Der Möchtegern Paul Bocuse der Hundeküche legte los. Fleisch an Flocken und Ei oder Frischkäse an Trockenfutter oder Thunfisch Vinaigrette an Brotresten. Die Hunde lieben es und sein Flaubert  frisst seitdem kein pures Trockenfutter mehr. 

Mein Tardieu hingegen lebt nach dem Prinzip ‘erst fressen, dann denken’. Unvergessen ist die kleine Spielmaus, die eigentlich unserem Kater gehörte und die ihm die Kinder zugeworfen hatten. In der sicheren Annahme, dass es sich um Essen handeln muss, und unter einem gewissen Zugzwang, weil der zweite Riesenschnauzer neben ihm stand, verschlang er sie mit einem Happen. Am nächsten Tag lag sie wieder, nahezu unversehrt, im Flur. Auf die näheren Umstände, wie es dazu kam, gehe ich besser nicht ein. 

Natürlich bekommen die beiden nach einem solchen Festmahl Durst, großen Durst. Mit einem Wassernapf alleine ist es bei meinem Mann nicht getan. Nein, frische kalte Rohrperle muss es sein, direkt aus dem Hahn. Sprich, die Hunde stehen im Bad, mit den Pfoten auf dem Waschbecken und trinken direkt aus dem Hahn. Zumindest bis ich um die Ecke komme….

Zahnarztbesuche… früher und heute

Ich würde mich als einigermaßen nervenstarke Mutter beschreiben. Diverse Platzwunden der Kinder, die geklebt werden mussten (unter anderem weil ein Zwerg dem anderen Zwerg im Kinderpool ein Playmobil-Schnellboot an den Kopf wirft) sind kein Problem. Brüche, kein Problem. Was aber gar nicht geht, ist alles was mit Zähnen zu tun hat. Wackelzähne führen prinzipiell zur Flucht meinerseits, was die Kinder naturgemäß unheimlich komisch finden und dann erst recht zu jeder unpassenden Gelegenheit mit ihren noch halb-hängenden Zähnen vor mir stehen und diese hin und her schaukeln. Gerne übrigens auf der Toilette, wenn ich nicht flüchten kann. Zumindest wenn sie es schaffen, sich am Hund vorbei zu drängeln oder drüber zu steigen.

Als Kind bekam ich eine lose Zahnspange, die ich entweder unbewusst nachts aus dem Fenster warf oder die meiste Zeit ignorierte. Bevor ich diese bekam, mussten allerdings 4 Backenzähne gezogen werden – auf jeder Seite einer damit genug Platz für die übrigen Zähne geschafft wurde. Unser damaliger Zahnarzt war ein alter, dicker Mann, der aufgrund seiner Arthrose diverse krumme Finger hatte. Damals wusste ich den Vorteil eines kräftigen Zahnarztes noch nicht zu schätzen und so machte er mir, alleine aufgrund seiner Erscheinung, Angst. Ich sollte also an vier aufeinanderfolgenden Terminen jeweils einen Zahn gezogen bekommen. Mein Vater machte den Fehler, sich bereit zu erklären den ersten Termin mit mir wahrzunehmen. Er war nicht für seine einfühlsame Art bekannt und machte uns Kindern stets sehr schnell und deutlich klar, womit er einverstanden war und womit nicht. Sämtliche Versuche seinerseits die Situation beim Zahnarzt irgendwie unter Kontrolle zu bringen, liefen jedoch ins Leere…. Ich schrie wie am Spieß und ließ mich auch nicht wieder beruhigen. Anschließend fuhr mein Vater schweigend mit mir nach Hause und erklärte meiner Mutter, dass er nie, nie wieder mit mir zum Zahnarzt gehen würde. Hat er auch eingehalten.

Diese Angst hatte sich bis vor kurzem gehalten, was die Kinder natürlich nicht wissen durften. Mittlerweile bin ich bei einem der besten Zahnärzte, die man sich vorstellen kann. Hier ein schöner Gruß an die Zahnarztpraxis Grünewald in Koblenz, die stets freundliche Mitarbeiter und sehr gute Zahnärzte in ihrem Team hat. Die Kinder gehen ebenfalls regelmäßig, alle 6 Monate, dort zur Kontrolle. Dabei werden zuerst die Zähne blau eingefärbt um zu sehen, wo gut und wo weniger gut geputzt wurde. Anschließend gibt es einen Wert. 100 % bedeutet ganz, ganz, ganz schlecht, 20 % gelten bereits als guter Wert. Für die Kinder ist der eigene Wert jedoch nur bedingt wichtig. Viel wichtiger ist der Wert, den die Geschwister haben. Wir gehen immer mit mindestens 3 – 4 Kindern gleichzeitig, um die Konkurrenz anzukurbeln.

Manche Geschwister sind sehr beliebt, um gemeinsam einen Zahnarzt-Termin zu haben, da der Wert meistens schlecht bis sehr schlecht ist. Merke, wenn man selbst 60 % hat (was schon schlecht ist), ist es immer besser noch einen 90er Kandidaten dabei zu haben. Erste Frage der Kinder wenn ich einen Termin in nächster Zeit ankündige, ist also immer: „wer geht mit?“ Je nachdem, sorgt das dann für Ent- oder Anspannung. Das Kind mit dem besten Wert bekommt anschließend ein Eis oder irgendeine andere Belohnung.

Ein Teil unserer Kinder hat bereits Zahnspangen und dafür war es notwendig unser zweitältesten Tochter ebenfalls 4 Zähne zu ziehen. Ich, selbst der größte „Schisser“, den man sich vorstellen kann, erklärte ihr ganz ruhig, dass das wirklich nicht schlimm wäre und, dass sie sich jetzt mal bitte nicht so anstellen solle. Ihre Bedingung, dass ich dann aber mitkommen sollte, akzeptierte ich zähneknirschend. Also stand ich am Fußende und streichelte ihr Bein während ich schwankend und kreidebleich an die entgegengesetzte Wand starrte. Ich bin fast gestorben, wohingegen sie wiederum das Ganze unglaublich souverän durchstand und bester Dinge war. Ihr Angebot, die gezogenen Zähne doch mal anzusehen, ließ ich unkommentiert.

Jahrelang war ich bei einem Zahnarzt im Nebendorf in Behandlung, der mir stets versicherte, dass bei meiner jährlichen Kontrolle alles in bester Ordnung sei. Irgendwann meinte mein Spießer-Ehemann, dass meine Zahnzusatz-Versicherung (auf die natürlich auch er, bereits zu Beginn unserer Beziehung, bestanden hatte) auf 100% Zuzahlung erhöht werden sollte. Ich verband die jährliche Kontrolle mit der dafür notwendigen Untersuchung und vereinbarte einen Termin. Dort teilte man mir mit, dass im Prinzip alles in Ordnung sei und nur ein Zahn überkront werden sollte. Ich fiel aus allen Wolken und wollte diese Diagnose beim Zahnarzt meines Mannes und der Kinder (eben Dr. Grünewald) überprüfen lassen. Gesagt, getan. Der Termin kam und zuerst schaute er sich alles an und anschließend wurde ein Röntgenbild erstellt. Was dann kam, konnte ich wirklich kaum glauben. 4 Füllungen und 4 Inlays waren fällig. Wie das passieren konnte, frage ich mich noch heute.

Ich ging also zu den Terminen, die zur Vorbereitung der Inlays nötig waren. Das klingt harmlos. War es aber nicht. Unvergessen dabei der Satz des hauseigenen Zahntechnikers, der kurz vor der Tortur (vom Zahnarzt Behandlung genannt) in das Behandlungszimmer kam und zu mir meinte : „Trotzdem noch einen schönen Tag“. Die Bedeutung wurde mir erst während der Behandlung klar. Teilweise mussten die Zähne bis fast zu den Nerven runtergeschleift werden. Nach 10 Geburten dachte ich, ich kenne meine persönliche Grenze, 3 – 4 Stunden Dauerbohren und -schleifen beim Zahnarzt sind aber nochmal eine ganz andere Nummer. Kurzum, mich haut jetzt nichts mehr um. Ok, Wackelzähne vielleicht doch noch…

Mobile Security

Mein Mann ist der größte Spießer, den man sich vorstellen kann. So hat er sich wahnsinnig über unsere Tochter aufgeregt, weil diese ihren Telefon PIN auf 1234 änderte. Dies sollte auch gleich Folgen haben. Vor einiger Zeit waren wir in Bonn im Kleinen Theater. Die Leiden des jungen W standen auf dem Programm. Das erinnerte meinen Mann an seinen ersten Besuch dort vor 35 Jahren. Damals wurde Faust I dargeboten. Dementsprechend war die Vorfreude auf ein Wiedersehen groß. Wir sahen uns das Stück an und gingen guter Dinge die 5 Minuten zurück zum Auto auf dem Parkplatz an der Stadthalle. Dort angekommen wunderte ich mich über das geöffnete Handschuhfach im Auto. Erst danach bemerkte ich die eingeschlagene Scheibe auf der Beifahrerseite. Unser Auto wurde aufgebrochen. Überall im Schnee und auf dem Sitz lagen Scherben.

Ich konnte es nicht fassen. Der Parkplatz war in unmittelbarer Nähe zum Theater und direkt gegenüber war ein Restaurant. Ausserdem war er einigermaßen gut beleuchtet. Trotzdem hat sich irgendein Trottel die Mühe gemacht, den wirklich nicht sonderlich attraktiven Wagen aufzubrechen. Trottel deshalb, weil er zwar das alte Handy unserer Tochter mitgenommen hatte, samt defekter Powerbank aber meinen Geldbeutel inklusive zweier Kreditkarten, meines Führerscheins und des Personausweises übersehen hatte. Ich hatte bereits mein Handy in der Hand, war ganz stolz, dass mir tatsächlich die offizielle Sperr-Hotline-Nummer einfiel und begann bereits, mich durch die Möglichkeiten des Anrufmenüs durchzuarbeiten.

Apropos Trottel, wer kam eigentlich auf die Idee, dass man die Nummer der gestohlenen Kreditkarte bei der Sperrung angeben muss? Wer hat die im Notfall parat oder im Kopf? Hier ein hilfreicher Tipp für alle. Entweder ein Bild der Karte, samt Nummer im Handy speichern oder zumindest auf die Idee kommen, im Online-Banking nachzusehen. Sonst wird es peinlich, weiß ich jetzt. Ohne die Reaktion meines Gegenübers am Telefon jetzt in allen Einzelheiten zu beschreiben, kann ich sagen, dass es besser ist, die Nummer parat zu haben wenn man die Karte sperren möchte/muss. Während ich versuchte meinem Mann zu signalisieren, dass ich alles im Griff hätte, entdeckte ich den Geldbeutel im Auto. Merke: Wenn das eigene Auto aufgebrochen wird, ist es immer gut, wenn Vollidioten am Werk sind.

Mittlerweile hatte mein Mann die Polizei informiert, die tatsächlich auch nach 40 Minuten mit zwei großen Vans vorfuhr. Hatte ich bereits erwähnt, dass Schnee lag und die Temperatur bei -8° nicht sonderlich angenehm war? Einer von uns musste an der Straße warten und den Polizisten zeigen, wo das Auto stand. Der andere konnte im Wagen warten und sich bei laufendem Motor halbwegs warm halten. Ich muss wahrscheinlich nicht erwähnen, wer welchen Part übernahm? Ich war passend für das Theater gekleidet aber definitiv nicht für einen einstündigen Aufenthalt im Freien, also stand ich natürlich draußen. Mein Mann wiederum saß mit Handschuhen und Mütze (Equipment, das er in allen Jacken griffbereit hat) im Auto und wärmte sich an der Heizung. Glücklicherweise war ich so sauer, dass ich die Kälte kaum wahrgenommen habe.

Die Polizisten waren sehr verständnisvoll, hilfsbereit und zuvorkommend. Zudem gaben sie uns wertvolle Tipps zur Versicherung und Schadenabwicklung. Der Hinweis, besser keine Wertsachen im Auto liegen zu lassen, erschien mir noch nie so sinnvoll. Die Beamten waren wirklich top und das hatten wir so nicht erwartet. Zuerst klebten wir mit ihrer Hilfe die Seitenscheibe ab, um auf dem Nachhauseweg nicht zu erfrieren. Gut gedacht, aber schlecht gemacht. Ohne Außenspiegel weigerte sich mein Mann nach Hause zu fahren. Also doch frieren, in Nylons. Zuhause angekommen wurde direkt die SIM-Karte gesperrt und der Schaden bei der Versicherung gemeldet. Zuvor hatte unser Ältester aber noch eine WhatsApp-Nachricht von der übelsten Sorte, die ich hier wirklich nicht zitieren kann, an die Nummer geschickt. Anschließend zeigte sich jedoch, der oder die Hornochse(n) hatten sich Zugang zum Handy verschafft. Welche Überraschung bei Verwendung eines 1234 Codes.

Mein Mann regte sich riesig auf. Unser Ältester jedoch freute sich wie ein kleines Kind, dass seine Nachricht zugestellt wurde. Wir konnten das Handy über andere Wege weitestgehend unbrauchbar machen, trotzdem war es unnötig und ärgerlich. Allein es im Auto liegen zu lassen, war selten dämlich. Heutzutage muss man jederzeit mit allem rechnen. Wir waren zu gutgläubig.

Als Konsequenz daraus verschärfte mein Mann alle Sicherheitseinstellungen an allen unseren mobilen Endgeräten. Natürlich um sie gleich danach wieder zu vergessen. Auch das sollte Folgen haben, wenn auch zeitversetzt. Viele Monate später tingelte er durch diverse Mobilfunkläden, um sich beraten zu lassen. Zudem wollte er wissen, ob sein aktuelles Handy Dual-SIM-fähig sei. „Schauen wir gleich mal rein, dann wissen wir es“ meinte der Berater. Gesagt, getan. Er öffnete den entsprechenden Slot am Gerät und dann ging es los.

Ein ohrenbetäubender Alarmton ertönte in gleichmäßigen Abständen. Der Laden war gut besucht und alle schauten „seinen“ Berater an. Schließlich kam dieser Lärm aus seiner Ecke. Zuerst reagierte sein Kollege: „Was hast du gemacht Bruder?“. „Ey, nix, save nichts, ich schwöre“ kam es zurück. „Mach das aus jetzt Bruder“ wurde er von seinem Kollegen zurechtgewiesen. „Bruder, ich hab nix gemacht, save. Keine Ahnung was das ist, Alter“.

Langsam dämmerte meinem Mann was das war. Er hatte die Securityeinstellungen seines Handys so geändert, dass bei einer Entfernung der SIM-Karte ein ebensolcher Alarm ertönte. Aufgrund der Kinder mit Jugendsprache bestens vertraut, rief er dem Berater zu: „Bleib locker Alter, Bruder ich glaub ich weiß was los ist. Save gib mal Handy“. Das Handy alarmierte nach wie vor auf „Full Power“. Die eingegebene Security Policy hatte das Handy gesperrt. Also ruhig bleiben und die SIM-Pin eingeben. Geschafft! Allein, der Alarm ertönte weiter in voller Lautstärke. Jetzt musste noch die Telefon-Pin eingegeben werden. Einziges Problem: Mein Mann nutzt ellenlange Passwörter und vergisst sie dann. Wie auch jetzt in dieser Stresssituation. Gleich die erste Eingabe war falsch und auch die zweite Eingabe war falsch. Der Alarm ertönte munter weiter und der Stresspegel stieg merklich an. „Bruder, was machst du da? Mach das aus“. Der dritte Versuch sass, das Handy war entsperrt. Der Alarm jedoch war weiter aktiv. Jetzt noch schnell rein in die Security-App. Aber auch diese hatte mein Mann mit einer separaten PIN versehen. Und so dauerte es und dauerte und dauerte. Ein großartiges Schauspiel war in vollem Gange. Also App entsperrt und Ruhe war. Endlich. „Alter, was hast du für ein Handy, krass.“ In dem Laden kann er sich definitiv nicht mehr sehen lassen. Man kann ihn nirgends mit hinnehmen, wirklich nirgends.

So ein Tag, so wunderschön wie heute…

Meine Tage starten im Dreischicht-Betrieb. Die erste Schicht beginnt um 5:30 Uhr. Die pubertierenden Monster wecken, Grundhygiene kontrollieren, Brote schmieren, Obst schneiden, Beschimpfungen ertragen, Streit schlichten (und Schlimmeres verhindern) und rechtzeitig alle aus dem Haus schmeißen. Danach 10 Min Ruhe um langsam wieder runterzukommen. Anschließend, kurz nach 7 Uhr die Grundschüler mehr oder weniger sanft aus dem Bett schmeißen, sie irgendwie dazu bringen, dass sie sich anziehen und die Zähne putzen, bei der Suche nach einem Paar Schuhe helfen und dann (meistens) rechtzeitig losschicken zur Schule. Dann, kurz nach 8 Uhr die anspruchsvollste Schicht… Die Kleinen sanft wecken (sonst ist der Tag direkt gelaufen), duschen und dann Schuhe suchen… Immer den zweiten Schuh suchen. Bei den Socken habe ich es bereits aufgegeben, hier gehen wir mit dem Trend und tragen prinzipiell unterschiedliche Socken. Wir haben 2 riesige Wäschekörbe mit einzelnen Socken. Irgendwo in unserem Haus müssen Berge an Socken liegen, die sich jedoch erfolgreich vor mir verstecken. Falls wir irgendwann umziehen, werde ich diese finden, mit ihren Partnern verbinden, sie verkaufen und damit unseren gesamten Umzug finanzieren. Gestern ließ ich mich feiern, weil ich tatsächlich ein passendes Sockenpaar für unseren Fünfjährigen gefunden hatte. Damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Darauf der Kleine, ganz ernst, zu mir: „Mama, in unserer (Kindergarten-)Gruppe gibt es den …, der hat jeden Tag die gleichen Socken an.“ Er meinte identische Sockenpaare. Ich habe ihm daraufhin erklärt, dass sowas nur Spießer machen, aber er war nicht komplett überzeugt. Interessant daran finde ich, dass es aus seiner Sicht offenbar nur ein Kind gibt, dass die gleichen Socken trägt. Ein sehr tröstlicher Gedanke… Ich liebe den Winter, denn dann tragen die Kinder Strumpfhosen.

Heute war wieder einer der anspruchsvolleren Tage. Zuerst musste ich die Wogen bei den Großen glätten, da es aufgrund diverser Verfehlungen seit gestern Abend ein generelles Verbot für elektronische Geräte gibt. Kam nicht gut an, die Kinder waren in heller Aufregung und gingen mal nicht aufeinander, sondern auf mich los. Da sieht man mal wieder, zur Gruppenbildung brauchst Du nur einen gemeinsamen Feind. Papa! Wie auch immer, sie sind rechtzeitig los und damit war die erste Schicht geschafft. Die zweite Schicht gestaltete sich entspannt. Die dritte Schicht begann gut und endete schließlich doch im Desaster. Ich habe sie sanft geweckt, die Kleidung und die Taschen waren gerichtet. Schuhe, sogar paarweise, standen bereit. Alles lief nach Plan. Bis die Jungs auf die Idee kamen, mit Papa Fußball zu spielen. Über mehrere Zimmer verteilt. Soweit so gut. Naturgemäß gibt es dabei immer einen Verlierer und der hat dann richtig miese Laune. So auch heute. Unser Dreijähriger hatte das Spiel ganz offenbar verloren, denn so gut er vorher gelaunt war, so schlecht war seine Laune nun. Zu allem Unglück kam das Ende der sogenannten „Bringzeit“ näher und er hatte die Schuhe falsch herum angezogen. Anstatt darüber hinweg zu sehen, machte ich den Fehler ihn darauf hinzuweisen und ihm gleichzeitig meine Hilfe anzubieten. Anfängerfehler, ich weiß. Ab diesem Moment ging gar nichts mehr. Zuerst zog er seine Jacke wieder aus, dann versteckte er sich hinter dem Sofa. Ich, mit Blick auf die Uhr, freundlich aber bestimmt zu ihm: „Wir müssen jetzt los, der Kindergarten schließt gleich die Türen und wir kommen nicht mehr rein.“ Funktionierte bis vor Kurzem ganz gut, jetzt kam die Antwort: „Super, ich gehe hoch zu Papa und spiele weiter Fußball – Ich will zu meinem Papa“. Er fing an zu brüllen und zu toben. Ziel knapp verfehlt. Ähnliches hatte ich vor 2 Jahren bereits mit unserem Fünfjährigen erlebt. Er ist ebenfalls ein absolutes Papakind und wollte nicht akzeptieren, dass wir dringend weg mussten, leider ohne den Papa. No Go. Er machte im Auto ein Riesentheater und drohte damit sich abzuschnallen. Pädagogisch wertvoll erklärte ich ihm daraufhin, dass ich ihn jetzt gleich aus dem Auto lasse und er dann im Wald auf mich warten könnte. Antwort seinerseits: “ Ja genau, lass mich raus, ich laufe dann zu meinem Papa“. Schlimm wenn die Kinder erstmal denken und reden können.

Wie auch immer, irgendwann hatte ich den Dreijährigen dann soweit, dass wir zum Kindergarten fahren konnten. Laufen klappte nicht mehr – es waren nur noch 10 Minuten Zeit. Wir kommen also um 8:55 Uhr im Kindergarten an. Ich war ganz stolz, Bringzeit ist ja bis 9 Uhr. Alles gut also. Dachte ich zumindest… Aus irgendwelchen Gründen beginnt der unfassbar wichtige Morgenkreis aber exakt zum Ende der Bringzeit um 9 Uhr. Wer auch immer sich das überlegt hat, muss ein Planungsgenie sein. So konnte ich mich also in drei Gruppen auf meine Verfehlung hinweisen lassen, mit dem Zusatz, dass die Kinder jetzt eigentlich vor der Türe warten müssten. Unter anderem unsere knapp Zweijährige. Freundlicherweise hat man sich erbarmt und die Kinder durften trotzdem in die Gruppe kommen. So wünscht man sich den Start in den Tag. Kann nur besser werden…

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