Erfahrungsberichte vom (Über-)Leben mit 10 Kindern, 2 Riesenschnauzern und meinem sehr speziellen Ehemann

Monat: Mai 2024

Pubertät

Wenn man sich kennen und lieben lernt, kommt häufig auch der Wunsch nach Kindern auf. So war es auch bei uns. Wenn man allerdings in dieser Phase schon wüsste, was später alles auf einen zukommt, wäre das vielleicht anders. Der ein oder andere würde seine Pläne sicher überdenken. Wie süß die Kleinen doch die ersten Jahre sind und wie schnell sich das ändert. 12, 13, 14, 15, 16 Jahre später ist es vorbei mit der Romantik. Da lernen die Kinder noch in der Grundschule Sätze mit Subjekt, Prädikat und Objekt zu versehen. Wozu eigentlich, schränkt sich doch der Wortschatz mit zunehmendem Alter massiv ein. Fragen nach dem allgemeinen Befinden werden entweder gar nicht oder mit einem “läuft Bruder” beantwortet. Hinweise auf notwendige Unterstützungstätigkeiten im Haushalt werden beantwortet mit: “Was soll denn das jetzt Alter. Wie sehe ich denn aus. Chill mal Deine Base.”

Bei den ersten Kindern habe ich mich über jedes gelernte Wort gefreut wie eine Schneekönigin, bei den Kleinen dachte ich mir: “Och, lass mal, sprechen ist gar nicht so wichtig.” Überhaupt ist es erstaunlich, wie schnell die Kleinen die Schimpfwörter der Großen erlernen und problemlos selbst einsetzen können. Im Gegensatz zu anderen, sinnvollen Wörtern wie beispielsweise „Bitte“und „Danke“.

In den wirklich schlimmen Phasen haben sich das Entziehen der elektronischen Endgeräte, oder alternativ das Entfernen des Router-Stromkabels, als äußerst effektiv erwiesen. Wer seine schulische oder häusliche Mitarbeit auf ein Minimum herunterfährt, wird von uns auch komplett offline bzw. auf langwierigen und kompletten Endgeräte-Entzug gesetzt. Das Totschlag-Argument, dass alle ein Handy haben, interessiert uns nicht. Die Lehrer unserer Kinder sind immer einigermaßen erstaunt, dass es sowas noch gibt. 

Andere Dinge stehen nun im Vordergrund: Die Hautprobleme sind auf einmal das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Es wird alles diskutiert und sei es noch so unsinnig. Einzig und allein die eigene Meinung und Überzeugung zählen. Auf der einen Seite möchten sie alles alleine entscheiden, auf der anderen Seite fragen sie, wie Nudeln gekocht werden. Während es den Kleinen völlig egal ist, ob oder welche Hose sie anziehen, ist es bei den Großen plötzlich immens wichtig, wie die Hose wo sitzt.

Völlig verwirrt habe ich irgendwann festgestellt, dass sich unsere armen Kinder immer auf die Schultage mit Sportunterricht freuen. Nicht etwa weil sie gerne Sport treiben, nein, weil sie an diesen Tagen ausnahmsweise mit Jogginghosen aus dem Haus gehen dürfen. Ansonsten ein absolutes “No Go” bei uns. Wird gerne quittiert mit: “ Ihr seid so alt. Jeder trägt Jogginghosen”. Wird von mir wiederum gerne quittiert mit dem berühmten Zitat Karl Lagerfelds: ”Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.” Kommt immer gut an und passt damals wie heute. 

Unsere 15-Jährige meinte vor Kurzem,  dass sie dringend Schminke aus dem dm benötige. Ich hatte noch ein Telefonat im Auto zu erledigen und schickte sie mit meiner EC-Karte vor. 30 Euro hatte sie mir als Budget genannt. Bis 50 Euro ist keine Geheimzahl nötig, sollte also passen. Dachte ich zumindest. Irgendwann war ich fertig und betrat den dm drogeriemarkt. Unsere Tochter stand noch immer ganz entspannt vor den entsprechenden Regalen und betrachtete das Angebot.

Der kleine Einkaufskorb an ihrem Arm war kaum befüllt und ich entspannte mich. Ein paar Teile kamen noch hinzu und wir gingen zur Kasse. Immer noch gut gelaunt, betrachtete ich die einzelnen Produkte, die über die Kasse wanderten. Die Hälfte davon kannte ich nicht einmal. Irgendwann wurde ich unsanft aus meiner guten Laune gerissen, nämlich als die Verkäuferin 71,80 Euro einforderte. Völlig entsetzt schaute ich erst sie an, dann unsere Tochter. Diese merkte sofort, dass es jetzt kritisch werden würde und entschuldigte sich schon mal pauschal für alles.

Bis zum Auto konnte ich mich noch beherrschen, dann brach es aus mir heraus: “Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Geld für Schminke ausgegeben. Ich bin jetzt 47 Jahre alt, verheiratet und habe 10 Kinder, es geht also auch ohne.” Unsere Tochter entschuldigte sich direkt nochmal und tat das einzig richtige in dieser Situation. Deeskalieren. Kleinlaut meinte sie: “ Mama, Du bist ja auch schön”. Punkt für sie.

Ausbildungsmesse

Donnerstag war mal wieder ein ganz gewöhnlicher Morgen. Ein Großer hat verschlafen und die Kleinen haben eine Runde Fußball gespielt mit Papa. Während es oben also das Übliche Theater mit Foulspiel, Elfmeter,  Wutanfällen und viel Gebrüll gab, suchte ich zweite Schuhe. Also ein ganz normaler Morgen. Die relativ einfache Regel, Schuhe nur als Paare in den Schuhschrank zu räumen, hat sich immer noch nicht final bei jedem festgesetzt. Fairerweise muss ich sagen, dass es nur 2 Schuhe waren, die fehlten. Den einen Kinderschuh hatte irgendjemand in den Papiermüll geworfen. Ich bin mir nicht sicher, was bedenklicher ist. Dass er dort gelandet ist, oder dass ich auf die Idee kam, dort zu suchen. Der gesuchte zweite Schuh lag wie immer bei einem unserer Riesenschnauzer im Körbchen. Gute 15 Minuten am Morgen verbracht mit sinnlosem Schuhe suchen. Das wird mir wirklich fehlen, wenn die Kinder irgendwann aus dem Haus sind. 

Es gibt ja den schönen Spruch: Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen. Ich hielt diesen Spruch nach diversen Notaufnahme-Besuchen, Magen-Darm-Infekten etc für ein Gerücht, bis, ja bis, die Kinder größer wurden.  Unsere zwei Ältesten besuchen derzeit jeweils die 9. Klasse einer Realschule Plus. Sprich sie werden voraussichtlich nächstes Jahr auf den Arbeitsmarkt losgelassen. Wie ich bereits erwähnte, versuchen wir sie mittels diverser Praktika (auch in den Ferien), sowie Ferienjobs, bestmöglich darauf vorzubereiten.  Speziell die Wahl des möglichen Ausbildungsberufs aus den endlosen Möglichkeiten soll ihnen damit leichter fallen. Mittlerweile sind beide auf einem guten Weg und ihre Vorstellungen konkretisieren sich.

Für diesen Findungsprozess können natürlich auch Ausbildungsmessen ein sinnvolles Hilfsmittel sein, eigentlich. Eine solche fand vor einiger Zeit auch in der Schule der beiden statt. Ein großes Kompliment an dieser Stelle an die Theodor-Heuss-Realschule Plus in Wirges, die wirklich engagiert versucht, die Kinder zu unterstützen indem sie unter anderem solche Veranstaltungen organisiert. Zu dieser Messe kamen diverse Arbeitgeber aus der Region, die sich und die möglichen Ausbildungsberufe Ihres Hauses vorstellten. Tolle Aktion, tolle Arbeitgeber. Nahezu perfekt, wäre da nicht noch eine Kleinigkeit: Während wir Zuhause unseren Kindern nahezu täglich vorbeten, wie wichtig gute Noten sind, wurde dort von nahezu jedem Betrieb die Devise ausgegeben: “Bei uns zählt der Mensch, nicht die Noten”. Sicher sollte das denjenigen Schülern Sicherheit und Selbstvertrauen geben, die zu besseren Leistungen nicht fähig oder willens sind. Sicher gibt es auch einen nicht zu leugnenden Fachkräftemangel. Aber ich, als Mutter zweier pubertierender Monster, sah nahezu das Leuchten in ihren Augen bei den Aussagen: “Wenn die Noten nicht stimmen, ist das kein Beinbruch. Wir bieten Nachhilfe für die Berufsschule an etc”. Während ich also bei jedem potentiellen Arbeitgeber heftig den Kopf schüttelte und den Ansprechpartnern beinahe gegen das Bein getreten hätte, dachten sich unsere Kinder : „Save Bruder, Deal.” „Was erzählen Papa und Mama nur für einen Mist den ganzen Tag.” Ziel knapp verfehlt. Freunde, bei allem Respekt, aber sowas geht nicht. Wir leben nach wie vor in einer Leistungsgesellschaft und das böse Erwachen wird kommen.

Ansonsten hatten wir wieder das Vergnügen, einen Magen-Darm-Infekt begrüßen zu dürfen. Diesmal sehr heftig und jede zweite Nacht war ein anderes Kind an der Reihe. Mich hatte es ebenfalls erwischt. Im Gegensatz zu den Kindern fehlt mir aber die Ruhe, um das „auszuleben“. Ich saß also vor der Toilette mit dem sicheren und unangenehmen Wissen, dass es gleich losgeht.  Leider fehlt den Kleinen noch das nötige Feingefühl, um die Situation zu erfassen. Die Großen hingegen hatten sich diskret zurückgezogen, um ja nichts mitzubekommen. So stand alle 2 Minuten ein anderer Zwerg neben mir, um mich zu fragen, was ich denn da mache und ob ich jetzt nicht irgendwas zu Essen machen könnte. Irgendwann wurde es sehr kritisch, ich verlor die Geduld und sagte mit sehr, sehr deutlicher Stimme, dass ich mich jetzt gerne übergeben würde und dafür jetzt gerne meine Ruhe hätte. Daraufhin drehte sich unser 5-Jähriger um, ging zur Badezimmertür und zog sie zu. Doch zuvor meinte er noch kleinlaut zu mir: “Dann viel Spaß, Mama.”

Naja, das Vergnügen hielt sich in Grenzen. Mein überaus mitfühlender Mann meinte anschließend zu mir: “Gut, dann ist es ja jetzt raus, dann ist ja wieder gut.“ Ihn wiederum hat es als Letzten erwischt. Er hatte also genau den gleichen Infekt wie alle anderen 11 Bewohner des Hauses auch. Dachte ich zumindest. Tatsächlich war es bei ihm aber natürlich viel schlimmer. Er versicherte mir durchgehend, dass es ihm viel schlechter gehe als allen anderen. Auf meinen Hinweis, dass er sich nicht so anstellen solle und wir alle es überlebt hätten, konnte ich mir anhören, dass ich die mieseste Ehefrau aller Zeiten wäre. Nach einem Tag hatte er auch prompt eine Erklärung dafür, warum es ihm so viel schlechter gehe als allen anderen. Aufgrund der Tatsache, dass er der Letzte in der Reihe war, war der Virus mutiert. Und mutierte Viren sind schließlich immer viel gefährlicher als die Ursprungsvariante. Hatte er irgendwann mal zu Coronazeiten aufgeschnappt. Natürlich, hätte ich auch selber drauf kommen können. Abschließend hier noch die gute Nachricht: Er hat den mutierten Virus knapp überlebt. 

Porsche Panamera

Wir waren wieder unterwegs, dieses Mal bei Dr. Pop. Ein noch nicht so bekannter Künstler, aber absolut sehenswert. Der wird seinen Weg machen. Wie immer wussten wir nicht, was auf uns zukommt und ließen uns überraschen. Ein großes Lob an das Cafe Hahn in Koblenz, das eben genau solchen Künstlern eine Bühne bietet. Es sollte sich lohnen. Dr. Pop hat mehrheitlich Songs aus den 80ern gesungen oder auf seinem Keyboard gespielt. Das Ganze war sehr interessant, unterhaltsam und wirklich amüsant. Er hat die 80er wieder auferstehen lassen. Erläuterungen zu Coverversionen und Tonsequenzen, die Weltruhm erlangten, klingen erstmal langweilig. Es war aber genau das Gegenteil. Zudem zerpflückte er Textpassagen von ehemaligen und aktuellen Stars. Beispielsweise etwas von Capital Bra: “Ich fahr mit meinem Porsche Panamera über meinen Mathelehrer”. Nachdem mein Mann das gehört hatte, gab es kein Halten mehr. Er bekam einen Lachflash und sich nicht mehr ein. Anderes Beispiel von KC Rebell & Summer Cem: “Du liest manchmal Goethe oder Faust”.

Von dieser Art gab es viele lustige Sequenzen und die Zeit verging viel zu schnell. Kurz vor der Pause rief er zu Fragen auf. Ich dachte mir, nein, bitte nicht schon wieder. Online konnte man Fragen an Dr. Pop einsenden. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass mein Mann sein Handy zückte, war aber zu fasziniert von der Vorstellung auf der Bühne, um das weiter zu verfolgen. Zugegeben, das war ein Fehler. Es ist wie bei den Kindern. Ich muss einfach immer aufpassen, sonst ist die nächste Katastrophe schon vorprogrammiert. Wie auch immer, kurz danach kam die Pause und wir gingen vor die Türe, um frische Luft zu schnappen. Glaubte ich zumindest. Mein Mann wollte auch vor die Tür, aber nur um sich das ‘Palzlied’ ausgiebig anzuhören. Irritiert fragte ich ihn, was er da mache und er antwortete: “ Du solltest Dir das besser auch nochmal anhören.” Ich war innerlich ähnlich alarmiert, als wenn die Telefonnummer eines Klassenlehrers auf dem Display meines Handys erscheint. Äußerlich ließ ich mir nichts anmerken und teilte meinem Mann umgehend mit, dass ich mich von sämtlichen, peinlichen Aktionen deutlich distanzieren werde. Ging aber leider nicht, weil mein Göttergatte die gestellte Frage einfach in unser beider Namen gestellt hatte. Wir müssen dringend über Datenschutzverordnungen, Herausgabe von persönlichen Daten etc sprechen. Es kam wie es kommen musste, er hatte eine Nachricht gesandt, unsere Begeisterung für die Veranstaltung mitgeteilt und darum gebeten, das Palzlied zu singen. 

Kollektive Verwirrung auf und abseits der Bühne. Dr. Pop spielte eine kurze Sequenz des Lieds an und war, ob des Liedes, und vor allem ob der Downloadzahlen im Internet, vollends überrascht, dass er diesen Burner nicht kannte. Unter FCK-Fans ist das Lied natürlich bekannt, weil es bei jedem Heimspiel frenetisch von allen Anhängern mitgesungen wird. Überraschenderweise waren nicht allzu viele FCK-Fans im Café Hahn an diesem Abend. Also sangen bei Dr. Pops Aufforderung mitzusingen, auch nicht allzu viele mit. Sehr wenige sozusagen. Um genau zu sein, nur einer. Der Herr direkt neben mir – dafür aber lautstark und inbrünstig. Mein Mann natürlich. Ein paar Saarbrücker waren auch da. Eine liebevolle Erinnerung an das kürzliche Aufeinandertreffen im DFB-Pokal-Halbfinale konnte sich mein Mann sich natürlich nicht verkneifen. “Übers Saarland fahren wir nach Berlin.” Die Saarbrücker wollten sich aber auch nicht an das Palzlied erinnern. Komisch eigentlich.

Fortan standen wir im Fokus und wurden immer mal wieder von Dr. Pop angesprochen. Unter anderem um dem Publikum den Amigos-Starschnitt aus der Fanbox zu präsentieren. Jeder andere, inklusive mir, hätte das mit einem gewissen innerlichen Widerwillen getan. Nicht so mein Mann. Voller Begeisterung hielt er seinen Teil des Posters in die Höhe. Als alter Amigos-Fan war er voll in seinem Element. Zum Abschluss bat er den armen Dr. Pop auch noch, nach der Veranstaltung, um ein Bild mit ihm. Natürlich mit einem Teil des Amigos-Starschnitts. Das hat er mit Sicherheit auch noch nicht erlebt. Damit ich den Abend auch nicht vergesse, hat er mir eine Tasse von Dr. Pop geschenkt. Es ist wie immer, man kann meinen Mann einfach nirgends mit hinnehmen. 

Bernhard & Bianca

Die etwas älteren Lesern meines Blogs werden ahnen, worum es geht. Mein Mann liebte und liebt “Bernhard & Bianca, die Mäusepolizei”. Dementsprechend kennen es auch unsere Kinder. Neben unseren Riesen und dem Kater, haben wir zeitweise auch andere Untermieter. Was war passiert? Eines Tages schlief ich auf dem Sofa, weil mal wieder ein Kind krank war. Ich döste so vor mich hin und ließ den Tag Revue passieren. Gerade wollte ich einschlafen, als ich ein eigenartiges Geräusch vernahm. Ein leises Tappsen war zu vernehmen, mal langsamer, mal schneller. Ihr werdet das kennen, wenn man erstmal ein unbekanntes Geräusch im Ohr hat, lässt es einen nicht mehr los. Also versuchte ich meine Schnauzer dazu zu bewegen, sich das mal anzusehen. Allerdings war es schon spät und beide bewegten sich keinen Millimeter. “Morgen kein Futter für Euch” dachte ich mir. Faulpelze elendige.

Ich ahnte nichts Gutes und das sollte sich sogleich am nächsten Tag bestätigen. Ich sah eine Maus vorbeihuschen. “Wie kommt die denn hier rein?” überlegte ich. Wahrscheinlich durch die Terrassentüre, denn die steht im Sommer häufig offen. Dazu muss man wissen, daß wir gefühlt Hunderte von Mäusen im Garten haben. Diese haben auch schon ordentliche Schäden an unseren Obstbäumen verursacht. Viele Bäume fielen einfach wurzellos um. Mit Vorliebe fressen sie die Wurzeln von Apfelbäumen. Ich weiß nicht, wie oft wir zwischenzeitlich schon nachgepflanzt haben.

Daher nicht auszudenken, was sie bei uns im Haus anrichten würden. Also musste eine Lebendfalle her. Gesagt getan. Angerichtet als Henkersmahlzeit wurde eine reichhaltiges Käsebuffet. Allein der Erfolg blieb aus. Mein Mann meinte dazu: “Stell um auf Erdnussbutter.” Kaum zu glauben, aber wahr, am nächsten Tag saß Bernhard in der Falle. Vollgeschmiert mit Erdnussbutter. Offensichtlich hatte er sich voller Begeisterung darin gewälzt. Die Kinder hatten sofort Mitleid mit Bernhard und fragten nach Bianca. Ich sagte: “Die ist schon ausgezogen.” Ob das so richtig war, sollte sich noch rausstellen. Also gute 10 km weit gefahren und den Kameraden freigelassen. Bei kürzeren Distanzen besteht in der Tat die Gefahr, dass er zeitnah wieder vor der Türe steht. Die Verabschiedung wurde ein richtiges Event.

Jetzt kehrte wieder Ruhe ein. Bis, ja bis, eines der Kinder wieder eine Maus sah und das gesamte Haus zusammenbrüllte. Jetzt wurde es spannend. Es waren also offensichtlich noch weitere Mäuse unterwegs. Es gab nun immer häufigere Sichtungen. Wir rüsteten auf, überall standen Fallen mit den feinsten Leckereien. Nüsse, Obst, Haferflocken, Wurst, Käse und natürlich jede Menge Erdnussbutter. Somit sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Mitten in dieser Jagdsaison fiel zu unserer Begeisterung die Spülmaschine aus. Großartig! Glücklicherweise kam der Techniker zeitnah. Grüße gehen raus an das beste Team von Elektro Pehl aus Holler.

Die Rückmeldung war allerdings weniger prickelnd. Totalschaden. Bernhard & Bianca hatten sich an den Kabeln zu schaffen gemacht. Die Maschine war mit 3 Jahren noch vergleichsweise neu und somit der Ärger groß. Eine Tote Maus lag hinter der Maschine (Überdosis Strom) und somit war klar, Bernhard & Bianca waren nicht allein. Nachdem nun auch regelmäßig die Leckereien gefressen wurden, die Fallen jedoch nicht auslösten, kam ein Verdacht auf, der sich sehr bald bestätigte. Das ganze Haus wurde akribisch durchsucht und jedwede Mäusespuren gründlich beseitigt. Offenbar war Bianca beim Einzug schwanger.

Das ist nicht lustig, denn: Bis zu achtmal im Jahr bringt ein Weibchen bis zu 8 Junge zur Welt, die selber  nach ungefähr zwei Monaten geschlechtsreif werden. Eine Maus wird ca. ein Jahr alt. Das war des Rätsels Lösung. Die jungen Mäuse waren zu leicht, deshalb lösten die Fallen nicht aus. Jetzt war Eile geboten.

Die Herrschaften mussten unbedingt gefangen werden, bevor die neue Spülmaschine angeliefert wurde. Also mästen, mästen und nochmal mästen. Füttern, alles auwaschen, reinigen und wieder von vorn. Wir fuhren alles an Mäusespezialitäten auf, was zu bekommen war. Und tatsächlich, die Mäuse wuchsen heran und nahezu täglich schnappte eine Falle zu. Das Verabschiedungsprozedere blieb immer gleich. Die Kinder verabschiedeten die Mäuse auf den Wiesen in größerer Entfernung mit warmen Worten. “Komm bald wieder” hatte ich ihnen allerdings verboten. Insgesamt 12 Mäuse haben wir gefangen und ausgesetzt. Es war eine verrückte und sehr nervenaufreibende Zeit. Von der vielen zusätzlichen Arbeit ganz zu schweigen. Jetzt mit reichlich Abstand kann ich sogar manchmal darüber lachen. Den Film “Bernhard & Bianca, die Mäusepolizei” haben wir seitdem nicht mehr angeschaut. Unsere Abenteuer waren mindestens genauso spannend. 

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