Erfahrungsberichte vom (Über-)Leben mit 10 Kindern, 2 Riesenschnauzern und meinem sehr speziellen Ehemann

Monat: August 2024

Das Ende der Sommerferien mit Adele

Die Sommerferien sind fast vorbei. Heute ist der letzte Tag. Am Freitag durften die Kindergarten-Zwerge auch nochmal zuhause bleiben (obwohl dieser bereits wieder geöffnet hatte), damit ich den morgigen Montag, wenn alle aus dem Haus sind, umso mehr genießen kann. 

Ich freue mich schon darauf, wenn die Großen heute Nachmittag ihren Schulranzen in die Hand nehmen und die ein oder andere Brotdose, die ich vermisse, wiederfinden werden. Bei den Grundschul-Zwergen war ich dieses Jahr cleverer und habe sie mir direkt am letzten Schultag aushändigen lassen. Die Großen habe ich mehrfach gewarnt. Seitdem diese ihr eigenes Geld verdienen, lasse ich mir verschimmelte Inhalte nebst Brotdosen, sowie verlorene oder zerstörte Schulbücher einfach direkt von Ihnen bezahlen. Ich bin sicher, auch sie werden es irgendwann lernen. Nun müssen heute nur noch die letzten Schulsachen (die natürlich gestern erst geliefert wurden, da sie vorgestern erst von mir bestellt wurden) verteilt werden und dann kann es morgen früh losgehen. Ich freue mich. 

Mindestens genauso sehr freue ich mich darüber, dass mein Mann und ich das letzte Wochenende genutzt haben, um gestern nach München zu fahren. Mit dem Zug, genauer gesagt mit dem ICE. Auf der Hinfahrt kam die schöne Ansage: ”Sollte ihr Sitznachbar also ein Gepäckstück sein, dann räumen Sie den Platz bitte frei für die stehenden bzw. liegenden Fahrgäste.” Jetzt, auf der Rückfahrt kam direkt zu Beginn die ebenfalls lustige Ansage: “Bitte beachten Sie, dass weder das ‘49 Euro-Ticket’, noch das ‚Habe-ich-nicht-gewusst-Ticket‘ für diesen Zug gültig sind. Man kennt seine Pappenheimer. 

In München waren wir wegen Adele. Ein phantastisches Event. Die Bezeichnung ‘Konzert’ beschreibt das nicht ansatzweise. Diese gesamte Show, die Technik, der durchgehend erstklassige Gesang, glasklarer Klang, die Stimmung, das Ganze zeigt eine neue Generation von Konzerten auf. Auch der Hin- und Rücktransport der Besucher spielt in seiner eigenen Liga.

Wie immer kamen wir an dem Veranstaltungsort an und ich fragte meinen Mann (ebenfalls wie immer), ob er Durst hätte. Wie immer kam die Antwort: “ Nein, momentan nicht. Später vielleicht. Wir gehen jetzt erstmal an unseren Platz.” Keine allzu lange Zeit später geht dann sein Geheule losgeht: “Hast Du auch so großen Durst, es sind ja schon Leute während eines Konzerts verdurstet.” “Fast alle trinken etwas.” “Schrecklich heiß, findest du nicht?” Kannst du ein Konzert mit großem Durst genießen?” “Ich habe kaum noch Stimme, es geht zu wie in der Wüste”. “Mitsingen unmöglich “. So geht das im Zweiminuten-Rhythmus. Jedes einzelne unserer Kinder kann nicht halb so sehr nerven wie er. Anfangs ignoriere ich ihn immer noch, aber wie bei den Kindern, wird sein Gequengel immer lauter. Ständig schaut er zu mir rüber. Irgendwann bin ich dann so genervt, dass ich aufstehe und gehe. Natürlich komme ich dann immer erst wieder kurz vor Konzertbeginn zurück. Was sagt mein Mann: “Wo warst du denn so lange?”. Es ist unfassbar.

Jetzt fragt man sich natürlich warum ich das mache… Erstens, weil ich die vorwurfsvollen Blicke der Umstehenden (meist Männer) irgendwann nicht mehr ignorieren kann und zweitens, weil mein Mann niemals wieder den Platz findet und er blöderweise die Hotel-Zimmerkarte bei sich hat. Das muss ich wirklich dringend ändern in Zukunft. Zudem stachelt er in kürzester Zeit alle in seiner Umgebung gegen mich auf: “Kein Wunder, dass heutzutage so viele Ehen scheitern.” Irgendwann war es dann soweit. In der Waldbühne Berlin bei Dieter Thomas Kuhn wurde er von einem Feministinnentrio auf sein Geheule angesprochen. “Geh doch selber”. Seine Antwort: “Geht nicht, hab heute Hochzeitstag”. Ja, das hat er wirklich gesagt und es war auch so. Die 40-50 Jährigen Damen waren nun endgültig völlig schockiert. “”Aber sollte es gerade an so einem Tag nicht gerade anders sein?” “Nein, wieso?” Ich bin jetzt schließlich 17 Jahre glücklich verheiratet. Trifft hier nicht auf alle zu, wie ich vermute. Jetzt ist mir auch klar, warum“. Ein wunder Punkt wurde getroffen und die Damen waren nun vollends bedient. Man kann ihn einfach nirgends mit hinnehmen.

Eine Zugfahrt, die ist lustig…

Mein Mann und ich befinden uns auf der Rückfahrt von Berlin nach Koblenz. Mit dem Zug. Genauer gesagt mit dem ICE. Bisher läuft alles gut. Die Hinfahrt war ein bisschen aufregender.

Zu unserer großen Überraschung kam der ICE pünktlich. Weniger überraschend war für uns die Tatsache, dass wir nach der Hälfte der Fahrtzeit bereits 59 Min Verspätung hatten. Mein Mann freute sich sehr. Schließlich fuhr der Zug überhaupt, es gab einen Lokführer und die Klimaanlage funktionierte. 

Nur eine Stunde Verspätung ist heutzutage als nahezu pünktlich zu werten.

Unser Zug konnte natürlich nichts für die Verspätung. Ein technischer Defekt unseres Triebwagens machte eine Drehung auf der Kölner Südbrücke nötig, sodass ein Tausch vorgenommen werden konnte. Das konnte nun wirklich niemand einplanen. Auch der Defekt eines weiteren ICEs, dessen Fahrgäste nicht so viel Glück hatten und nun umsteigen mussten, konnte niemand voraussehen. Diese Fahrgäste wurden nämlich in unseren bereits gut gefüllten ICE mit aufgenommen. Deshalb kam direkt die Durchsage, dass man doch bitte alle freien Plätze wirklich frei räumen sollte, damit sich möglichst viele Menschen setzen können. Neben dem humanitären Aspekt spielte die Sicherheit offenbar auch eine Rolle. Solange die Gänge nicht frei zu durchqueren waren, konnten wir auch nicht weiterfahren. 

Nachdem eine weitere Durchsage die verspätete Verfügbarkeit des Bordbistros mit den verlockenden Worten:” Meine charmanten Kollegen erwarten Sie dort.” angekündigt hatte, wollte ich diese charmanten Damen und Herren doch mal kennenlernen. Ich wollte mir nur kurz einen Cappuccino holen. Zum Glück war ich bereits kurz vor Bielefeld auf die Idee gekommen. Wäre ich auch nur etwas später gegangen, wäre ich vor der Ankunft in Berlin wahrscheinlich nicht zurück am Platz gewesen. 

Erste Erkenntnis: Gepäckablagen sind in Wirklichkeit Fahrgäste-Ablagen, unter und auf denen man problemlos liegen kann. Zweite Erkenntnis: ICEs können sehr wohl auch mit zugestellten Gängen fahren. Dritte Erkenntnis: Kaffeeautomaten in ICEs funktionieren, wenn man mit der Hand kräftig dagegen schlägt. Vierte Erkenntnis: Die Dame und der Herr im Bordbistro waren definitiv nicht charmant, dafür aber sehr, sehr, sehr langsam. Das wiederum führte mich zu Erkenntnis Nr. 5: Mein Mann ist nicht der Richtige, wenn es darum geht, anderen Mitfahrenden klar zu machen, dass der Platz neben ihm durch mich eigentlich besetzt ist (wiederholt, andauernd), obwohl ich eine gefühlte Ewigkeit für einen Cappuccino unterwegs war. Und schon gar nicht, wenn manche Menschen ihm nicht direkt glauben. Aber egal, seine Laune war trotzdem noch gut.

Durch seine vielen, vielen Bahnfahrten über die Jahre ist er abgehärtet. Neben den üblichen Ausfällen oder Verspätungen im “normalen” Rahmen hatte er schon Mal eine 8-stündige Verspätung mit Übernachtung im Fernbahnhof Frankfurt, war in einem stockfinsteren Tunnel mit dem Zug liegen geblieben, der zudem auch keinen Strom mehr hatte, somit alles doppelt dunkel. Ein anderes Mal musste er auf freiem Feld den Zug wegen eines Brandes verlassen. Legendär war auch jene Durchsage, dass sich die Abfahrt aufgrund fehlender Fahrplanunterlagen verzögerte. Lautstarke Telefonate anderer Mitreisender ertragen zu müssen, trotz Ruheabteil, heutzutage Standard. Ein echtes Highlight hingegen waren übergelaufene Toiletten, deren Inhalt (groß und klein) sich auf den Gängen verteilte. Jugendliche, die ihre Füße nebst Schuhen auf den Sitzen ablegen und auf freundliche Hinweise absolut nicht reagieren. Ebenfalls Standard. Hinweise jedweder Art können sie ja auch gar hören, Generation Dauerbeschallung des Trommelfells.

Es ist also immer eine Frage des Blickwinkels. Insofern war die Fahrt doch ein wahres Vergnügen. 

Pfandautomaten

Ich hasse es unsere Leergutflaschenberge abzugeben. Erst wenn die Kinder regelmäßig über leere Flaschen fallen, die Hunde die Plastikflaschen in den Garten tragen oder nachts darauf liegen und das ganze Haus dadurch wach wird, die Kinder damit Fußball spielen und ALLE mich vorwurfsvoll ansehen, schleppe ich mich mies gelaunt an den nächsten Leergutautomaten. Natürlich sind immer auch noch halbvolle Flaschen dabei oder komplett zerdrückte Exemplare. Selbstredend auch diverse Exemplare ohne Banderole. Schön sind auch die Flaschen, die bereits von den Hunden zerkaut mehrere Tage im Garten gelegen haben – inklusive tierischer Untermieter. Mein persönliches Highlight. 

Also stehe ich dann mies gelaunt, mit mehreren 50 Liter Säcken voll mit leeren Flaschen da, und verfluche mich selbst, weil ich wieder so lange gewartet habe. Ich bin einigermaßen stolz, dass unsere Kinder das Prinzip der freien Marktwirtschaft verstanden haben. Meine verzweifelte Situation wird direkt ausgenutzt, indem mir Angebote unterbreitet werden. Zum Beispiel: ‘für 5 % des gesamten Leergutpfand-Betrags gebe ich es ab’. Glücklicherweise sind die meisten unserer Kinder in Mathematik nicht allzu gut und ich kann die Angebote problemlos annehmen. 

Hin und wieder muss ich es aber alleine durchstehen. Und dann stehe ich ewig da und ärgere mich über sämtliche Fehlermeldungen, die diese Automaten aufbieten können (QR-Code nicht erkannt, diese Flasche wird nicht zurück genommen etc). Zusätzlich ärgere ich mich über die Kinder, die die Flaschen halbvoll in die Säcke stecken (bitte entleeren Sie das Gebinde). Noch schlimmer sind immer die zerknüllten Flaschen, die ich erst mit viel Ausdauer versuche wieder in die ursprüngliche Form zu bringen, was aber eigentlich nie klappt.  Also muss ich sie wieder aufpusten. Ist das eklig. Natürlich immer mit den Fingern über dem Verschluss, sodass ich diesen bloß nicht mit den Lippen berühre. Das macht einen Riesenlärm und häufig erschrecken sich die umstehenden Personen. Peinlich… allerdings bin ich immer ganz kurz davor irgendwann den Satz zu bringen: ‘Tja, blasen kann ich’. Irgendwann traue ich mich.

Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum wir keine Glasflaschen verwenden. Dafür gibt’s ausreichend Gründe. Erstens ist es viel zu gefährlich. Höchst wahrscheinlich würden mehrere Flaschen pro Tag auf dem Boden landen, nicht auszudenken. Dazu käme ein Platzproblem und von den höheren Kosten ganz zu schweigen. Kommt also nicht Frage. In dem Moment, in dem mein Mann sich von den Flaschen eingeschränkt fühlt, räumt er alles in den Kofferraum. Wer also als nächstes fahren muss, ist allein schon von der Geräuschkulisse während der Fahrt so genervt, dass der nächste Halt der Pfandautomat ist. 

Und täglich grüßt das Murmeltier…

Meine Vorstellung der Hölle

Laut Wikipedia ist die Hölle nach traditionellen Vorstellungen des Christentums ein Ort der Qual, an welchen Übeltäter nach dem Tod gelangen, bevölkert von Dämonen und dem Teufel.

Meine Vorstellung der Hölle ist ganz anders: Ein letzter Schultag vor sechs Wochen Sommerferien und an dem auch noch Zeugnisse ausgegeben werden; an dem Schulbücher bestellt werden müssen; Schulmaterialien umd Schulbuchlisten überprüft werden müssen und das Ganze jedem Kind zugeordnet werden muss. Schlimmer geht es kaum. Und der ganze Alptraum in Endlosschleife. Davon habe ich in der Tat schon geträumt, ich weiß genau warum.

Auch dieses Jahr war es Mal wieder soweit. Die Aussicht auf sechs Wochen ohne Schule ist schon erschreckend genug und es beginnen direkt die Diskussionen über die Zeugnisse. Eltern: “Was ist das denn?” “Du verstehst das Prinzip: Je kleiner die Zahl, desto besser die Note?” “Je größer die Zahl desto schlechter!” 

Kinder: “Was soll denn das jetzt?” “Du verstehst die Bedeutung von ausreichend? Eben genau, das reicht aus!” “Nicht Sitzengeblieben, also was willst Du von mir?” Als kleine Strafe bekommen unsere faulen Süßen Ferienprogramm. Ohne Fleiß kein Preis und ‘Leistung bedingt Gegenleistung’ muss langsam in die Köpfe. Nächstes Jahr beginnt für die Ersten der sogenannte Ernst des Lebens. Früh raus und spät nach Haus. Dazu immer recht freundlich und fleißig. Wie das gehen soll, ist mir bereits heute ein Rätsel. Jetzt, nachdem die ersten vier Wochen an der Front vergangen sind, ist die Stimmung nicht mehr die beste. Dunkle Wolken ziehen auf im Pubertätsköpfchen. Frei nach dem Motto: Diese Sch… soll ich jeden Tag machen? Und dann noch für so wenig Kohle?” Tja ja, welcome to reality. Und es geht munter weiter, Woche für Woche. Immer etwas Neues, die gesamten Ferien. Bis es “Klick” macht im Köpfchen.

Nicht nur für die großen Kinder sind die Ferien kein Zuckerschlecken. Auch ich bekomme Nebenjobs. Dazu gehört unter anderem die lästige Schulbuchbestellung. Da ich unsere Kinder nun lange genug kenne, habe ich es mir angewöhnt, neben der regulären Schulbuchausleihe, die wichtigsten Bücher (Mathe, Englisch und je nachdem Französisch) zusätzlich gebraucht zu besorgen. Erstens um die ‘offiziellen’ Bücher vor unseren Kindern zu schützen und zweitens um Ausreden wie ‘ich kann am Wochenende leider nicht für die Arbeit am Montag lernen weil mein Buch in der Schule ist’, oder ‘Hausaufgaben erledigen ist leider nicht möglich, weil das Buch verschwunden ist’, im Vorfeld zu verhindern.

Viele fassungslose Momente haben mich zu dieser Taktik gebracht.

Also muss ich erstmal die Schulbuchlisten auf Richtigkeit überprüfen, um anschließend sämtliche gängigen Internetportale nach gebrauchten Büchern zu durchsuchen. Damit ist aber nur ein kleiner Teil der Aufgabe erledigt. Manchmal finde ich auf ‘Kleinanzeigen’ interessante Angebote. Diese werden jedoch häufig ohne ISBN-Nr. aufgegeben, sodass ich fast alle Anbieter nochmal anschreiben muss, um dann doch die Hälfte der Angebote als unpassend zu verifizieren. Wenn das dann endlich erledigt ist, müssen die regulären Schulbücher, Workbooks etc. bestellt werden. Das Ganze sieben Mal. Der reinste Horror und zudem sehr zeitaufwendig. 

Damit aber nicht genug. Die Materiallisten der jeweiligen Klassen müssen ebenfalls auf Bedarf überprüft werden. Ich liebe es, wenn ich Listen bekomme auf denen sechs verschieden farbige Schnellhefter aufgeführt werden, die man natürlich nirgendwo als günstiges Set bekommt. Alle gängigen Discounter bieten Schnellhefter-Sets an. Immer mit den gleichen Farben. Rot, grün, blau, gelb, Weiß und braun. Aber niemals schwarz und rosa etc. Auf jeder Materialliste wird aber immer ein schwarzer Schnellhefter gefordert. Als unerfahrene und unmündige Mutter unseres ältesten Sohnes habe ich zu Beginn tatsächlich noch einen separaten schwarzen Schnellhefter gekauft. Aber nur ein Mal, im ersten Schuljahr. Seitdem sind unsere Kinder offensichtlich die einzigen Kinder, die prinzipiell braune Schnellhefter einsetzen anstelle schwarzer. Gehen Grundschullehrer eigentlich niemals einkaufen? Ist noch nie einem einzigen Grundschullehrer aufgefallen, dass die Sets immer nur braune Schnellhefter beinhalten? Und ist die Farbwahl nicht völlig sch egal?

Wenn ich dann mit ansehen muss, wieviele dieser ach so wichtigen Bücher und Materialien überhaupt nicht benutzt werden, steigt mir der Kamm. Schlussendlich verursachen auch diese Materialien enorme Kosten und das in einer Welt, in der es gerade gar nicht nachhaltig genug sein kann.

Fast noch schlimmer als der Tag der Schulbuch-Bestellungen ist der Tag, an dem die bestellten Sachen ankommen bzw für den ersten Schultag gerichtet werden müssen. Der gesamte riesige Esstisch ist dann mit den o. g. Bestellungen und Materialien zugepackt und ich muss alles den einzelnen Kindern zuordnen. In Wirklichkeit gibt es genau dafür 6 Wochen Sommerferien. 

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