Erfahrungsberichte vom (Über-)Leben mit 10 Kindern, 2 Riesenschnauzern und meinem sehr speziellen Ehemann

Autor: Steffi (Seite 1 von 4)

10fache Mutter, 1977 geboren, mit einem sehr speziellen Ehemann, 2 Riesenschnauzer, eigenes Haus

Mein Weihnachtsgeschenk

Aufmerksame Leser wissen schon, was jetzt kommt. Schließlich wäre es das erste Weihnachtsfest mit einem normalen Geschenk gewesen. Nach unseren üblichen weihnachtlichen Ritualen kehrte spät abends Ruhe ein. Wie üblich ist dies die Zeit für mein Geschenk. Mein Mann möchte nicht beschenkt werden. Das ist auch gut so, denn ein passendes Geschenk für ihn zu finden ist schlichtweg unmöglich. Ich werde über meine Versuche in der Vergangenheit in separater Nachricht berichten. 

Jedenfalls fiel mir eine Karte im Weihnachtsbaum auf, die dort nicht hingehörte. Also schaute ich mir diese genauer an. “Mit dir möchte ich alt werden” stand dort geschrieben. “So ein süßer Engel” dachte ich mir. Aber dort stand noch mehr: “Aber du bist doch schon alt”, gefolgt von “Romantik ist so wichtig”. Meine anfängliche Begeisterung war verflogen. Auf der Rückseite stand geschrieben: “Herzlich Willkommen Liebes auf Deiner Weihnachtsreise 2024. Auf jeder Karte steht ein Begriff/Hinweis. Aus der Summe aller ergibt sich Dein Geschenk. Los geht’s mit “Warenbestand”. Den nächsten Hinweis findest Du im Schlafzimmer.” Was folgte war eine Odyssee quer durch Haus, Hof, Garten und Garage. Ohne Worte.

Nachdem ich sämtliche Karten mit allen Hinweisen vorliegen hatte, ging das Hinweispuzzle erst so richtig los. Aus den mir vorliegenden Informationen galt es ein Geschenk herauszufinden. Soviel vorab, leicht ist anders und ich saß eine gute Stunde daran. Wer mitraten möchte, bitteschön:

  • Warenbestand
  • AstraZeneca
  • Tunis oder Tirana
  • Comics
  • Bridget Jones
  • Der Adler ist gelandet
  • Farrell 
  • Witzigste Person der Welt
  • Album Light Years
  • XXV
  • Affe
  • Blaubeersuppe 
  • Tätort 
  • RoRo Verkehr
  • Kiesmoräne
  • Gustav … Wasas 

Was haben diese Begriffe gemeinsam? Welche Person ist gemeint? Oder vielleicht mehr als ein Ergebnis?

Schwierig, schwierig. Auflösung folgt.

Update zu Susi

In der Sivester-Nacht hatten mein Mann und ich, zu später Stunde, endlich Mal wieder Zeit, gemeinsam Fernsehen zu schauen. Obwohl, mein Mann ist so gegen 2 Uhr morgens eingeschlafen und ließ mich allein mit der Fernbedienung. Ich habe die blöde Angewohnheit, angefangene Filme bis zum Ende anzuschauen. Egal, ob ich sie jetzt super finde oder nicht. Alles wird bis zum Ende angesehen, könnte am Schluss ja noch gut werden. So war es auch in dieser Nacht. Ich weiß gar nicht mehr, um welchen Film es sich handelte, ist auch egal. Irgendwann kam eine Werbepause. Wie üblich um diese Zeit, läuft dann Schmuddelwerbung. Und wer taucht vor mir auf? Na klar, Susi natürlich. Es ist Susi.live und nicht Susi.com und die Susis sind definitiv nichts für Kinderaugen.

Susi

Das alte Jahr neigt sich dem Ende zu und ich habe letzte Woche einen interessanten Bericht im Deutschlandfunk gehört. Kleiner FunFact am Rande: Früher hörte einer meiner ehemaligen Lebenspartner ständig Deutschlandfunk im Auto und ich konnte nicht verstehen, wie man sich freiwillig so etwas anhören kann. Heute verzweifelt mein Mann, wenn er ins Auto einsteigt und prinzipiell Deutschlandfunk von mir eingestellt wurde. Heute fragt er sich was das soll? “Wirst auch nicht jünger Schatz” kommt dann gerne Mal. Wenn das Radio-Programn nicht aktiviert ist, sondern mein Handy via Android Auto verbunden ist, läuft prinzipiell “Das war der Tag“, natürlich von Deutschlandfunk auf Spotify. Kurzum, ich bin mittlerweile süchtig danach. Was nun wiederum für meinen Mann gar nicht nachvollziehbar ist. Mir geht es übrigens ganz ähnlich, wenn ich im Auto SWR4 eingestellt vorfinde.

Wie auch immer, in diesem Bericht stellte ein Schriftsteller sein neues Buch “Not to do” Liste vor. Kurzfassung: Es ist viel sinnvoller/zielführender eine Liste zu erstellen mit Dingen, die man besser lassen sollte. Klingt eigentlich logisch. Deshalb habe ich mir darüber Gedanken gemacht und hier ist ein erster Punkt für (unsere) “Not to do“ Liste für das kommende Jahr/die Zukunft.

Ganz wichtig und gerade aktuell herausgefunden: Keine Kinderfilme nachts in der Wiederholung aufnehmen. Zum Hintergrund: Unser Achtjähriger sprach mich am vergangenen Wochenende auffällig häufig auf “Susi” an. “Mama, kennst Du Susi? Oder hast Du mit Papa schon mal über Susi gesprochen?” Verwirrung meinerseits… Seine Zwillingsschwester sprang ihm direkt zur Seite und meinte: “Das ist so…ach, ich kann das nicht erklären…”. Im gleichen Moment brüllte einer von den Kleinen und das Thema war erstmal erledigt.  

Kurze Zeit später kam unser Achtjähriger wieder und startete einen neuen Versuch: “Hast Du Susi schon mal gesehen?“ Ich erklärte ihm, dass ich keine Ahnung habe, wovon er sprach. Er daraufhin etwas konkreter: “ Susi.com, kennst Du das?”. Jetzt klingelte es langsam bei mir. Ich fragte ihn ganz unschuldig, ob das irgendwas mit Frauen wäre. Er, wie aus der Pistole geschossen: „Woher weißt Du das?” Meine nächste Frage war, wo er das denn gesehen habe? Er: “Bei Papa”. Bevor ich mein Handy zücken konnte, um meinem Mann eine böse Nachricht zu schicken, schob er schnell hinterher: “Bei einer Aufnahme”. Jetzt war ich endgültig verwirrt. Und schnell kam die, nicht ganz unwichtige, Info “Bei Asterix und Obelix” hinterher. 

Hier nun die Aufklärung: Mein Göttergatte hatte den Asterix-Film für die Kinder im Nachtprogramm aufgenommen, weil Tags zuvor um 20:15 Uhr bereits ein anderer Kinderfilm aufzunehmen war. Überraschenderweise läuft im Nachtprogramm (auch bei Kinderfilmen) eben klassische Nachtprogramm-Werbung in den Werbepausen. Unter anderem offensichtlich Werbung für “Susi.com”. Die Kinder durften den Film blöderweise alleine ansehen und waren doch etwas erstaunt über die Inhalte der Werbung. Sehen wir es positiv: Die Aufklärung können wir uns sparen, zumindest visuell sind sie fit. “Susi” hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. 

Wie macht Ihr das nur?

Diese Frage wird mir immer wieder gestellt. Gemeint ist damit die Arbeitsbelastung mit den 10 Kindern und den beiden Riesenschnauzern. Eigentlich nicht so außergewöhnlich, es gibt viele Familien mit mehreren Mitgliedern. Ungewöhnlich ist sicher die Tatsache, dass mein Mann und ich das alles alleine machen. Erwähnte ich da gerade meinen Mann? Hmmm, ja, er macht vieles, aber so ganz anders, als man es erwarten würde. Er ist Hilfe und Problem zugleich. Aber dazu später mehr.

Morgens um 5:30 Uhr geht es los. Aufstehen, ins Bad, fertig machen, 10 Min für Nachrichtenupdate und Frühstück to go. To go steht in diesem Falle für alles gleichzeitig. Mütter und Väter kennen das. Selbst das bisher beschriebene ist nicht in Ruhe möglich, denn in aller Regel ist es mir nicht möglich aufzustehen, ohne das meine kleine Lady neben mir wach wird. Sie denkt gar nicht daran, die ganze Nacht in ihrem Bettchen zu schlafen. Einige Stunden ja, darüber kann man reden. Ein nächtlicher Umzug in mein Bett ist gern gelebte Routine geworden. Sobald ich mich bewege kommt “Mama? Runter!” Alleine weiterschlafen ist keine Option. Also zusammen runter in Bad und Küche. Wir werden schon erwartet. Will heißen, die beiden Schnauzer fordern morgens ihre Schmuseeinheiten ein. Besonders gerne, wenn ich gerade im Bad bin und die Lady auf dem Arm habe. Somit fällt das geplante Newsupdate gleich Mal aus. Jetzt heißt es beeilen.

Pausenbrote müssen belegt werden. Äpfel und sonstiges Obst geschnitten werden. Schulsachen, die noch im Haus rumliegen, einsammeln und zuordnen. Die Zeit drängt, gleich stehen die Großen auf. Schnell noch die Spülmaschine ausräumen. Zu spät, “Guten Morgen Mama” würde man erwarten, es bleibt beim Erwarten“Wo sind meine Brote?”. Du weißt doch, dass ich das nicht esse. Was solln’ das?”. Die Ruhe ist vorbei. Von jetzt an prasselt es im Sekundentakt auf mich ein. “Darf ich Frühstücksfleisch?” Antwort: “Anschauen? Kein Satz ohne Verb bitte”. “Boah, chill Mal”. “Machst Du Lehrer?” Ich vermute Du wolltest sagen, dass ich mich benehme wie ein Lehrer”. “Geh mir nicht auf die Nerven, save, du bist fast so schlimm wie Papa”. Dazu muss ich sagen, dass der Angesprochene jede Nachricht,  die er in WhatsApp zu Gesicht bekommt, korrigiert. Sehr zur Begeisterung aller, auch meine Nachrichten, stets in Hektik geschrieben, bleiben davon nicht verschont. Die Kinder schicken daher fast nur noch Sprachnachrichten. Diese jedoch hört mein Mann erst gar nicht an. 

Jetzt kommt der nächste runter, legt sich auf das Sofa und schläft weiter. Ein anderes sucht seine Sporttasche, zwei andere streiten sich um eine Schwimmbrille. Während all diesem totalen Wirrwarr liegt mein Mann mit 4 kleinen Zwergen noch im Bett. Kaum sind die Großen raus dem Haus, gilt es genau das zu ändern. Ich gehe also hoch und schmeiße alle aus dem Bett. Das hat wüste Beschimpfungen in meine Richtung zur Folge. “Geh weg” schallt es mir aus der einen Ecke entgegen. “Ich will bei meinem Papa bleiben” aus der anderen. “Ich will noch schlafen” bekomme ich auch gerne Mal zu hören. Und warum das Ganze? Mein Mann hat mit den Kleinen ein “Abendritual” eingeführt, dass seines gleichen sucht. Erst ein kleines Fußballturnier, dann wird jedem Kind aus verschiedenen Büchern vorgelesen, danach logo Nachrichten usw. Gefühlt kommt jeden Abend noch etwas anderes dazu. Zugegebenermaßen lieben es die Kinder, aber es wird eben auch später und später. Somit kommen die Kleinen morgens nicht aus den Federn. Zudem fragt er seine Bande: “Fußball mit Schoki, Lesen und KIKA, oder Kindergarten?” Allein die Frage, ich bin auf 100. Die Kinder auch, natürlich wollen sie jetzt nicht mehr in die Kita. Die Ersten ziehen jetzt die Fußballsachen an. Ich bin kurz vorm Platzen. Die Zeit rennt jetzt. Umziehen, Waschen, Frühstück usw., jetzt muss es schnell gehen.

Einer der Bengel bringt es fertig, sich mit seiner gepackten Kindergarten-Tasche hoch zu Papa zu schleichen und sich dort verwöhnen zu lassen. Mir fehlen die Worte. “Er will nicht in den Kindergarten” schallt es mir von oben zu. Gleiches bekomme ich jetzt auch wieder von unten zu. Jetzt bekomme ich Schnappatmung. Mein Tonfall ändert sich schlagartig von “wild geworden” auf “halb wahnsinnig”. Alle anziehen, wir müssen los. Das nächste Drama beginnt. “Mama, ich finde meinen zweiten Schuh nicht”. “Zieh erstmal Socken an!”. “Ich finde keine passenden”. “Dann zieh zwei unterschiedliche an”. “Mein Schuh ist immer noch weg”. “Wo hast du ihn denn gestern ausgezogen?” “Weiß ich nicht mehr”. Um 9.00 müssen die Kinder spätestens in der Kita sein und wir haben noch 15 Minuten. Es regnet und der Schuh ist immer noch weg. Ruhig bleiben, tief ein- und ausatmen Steffi. “Mama, wo ist meine Tasche?” “Die habe ich in die Küche gelegt”. “Da ist sie nicht mehr” kommt prompt zurück. Jetzt sucht jeder etwas anderes. Ich renne und suche. Noch 5 Minuten. Laufen ist zeitlich nicht mehr drin. Alle ab ins Auto. Natürlich sind wir zu spät, Natürlich gibt es Ärger.

Schnell nach Hause und mit den Hunden raus. Danach eine Stunde arbeiten und dann kochen und aufräumen. Um 13.00 Uhr stehen die ersten wieder vor der Tür und wollen essen. Also beeilen. Um 13.30 Uhr muss die Kleine zum Training gefahren werden. Danach Hausaufgaben kontrollieren und lernen. WhatsApp Nachricht kommt rein. “Mama der Bus fällt aus, Du musst mich abholen”. Na lecker, Planänderung. Noch ist kein Großer zum Aufpassen zuhause. Also alle Minis fertig machen und ab ins Auto. Schnell noch zum LIDL und das Notwendigste einkaufen. Alles erledigt, schnell wieder nach Hause. Oh, der Hund hat sich an Papas’s 4-Gänge-Menü überfressen. Großartig, erstmal wischen. Also nochmal mit den Hunden raus. Danach Hausaufgaben kontrollieren, Küche aufräumen und Abendbrot richten. Natürlich passen zwischendurch noch weitere Minikatastrophen, aber wenn ich die auch noch alle aufschreibe, wird es ein Buch.

Die fünf Kleinen warten auf Papa, danach beginnt sein Unterhaltungsprogramm und ich sehe sie nicht mehr. Die Großen nutzen nun die Ruhe, um mir das ein oder andere mitzuteilen. “Mama, unterschreiben Mal hier.” “Was ist das?” “Eine 5 in Deutsch, aber alle waren schlecht”. Na dann. Ein anderer kommt an mit “”Mama, wir schreiben morgen Mathe und ich habe keinen Plan, kannst du mir das erklären?” “Noch später ging es nicht mehr?” Also hinsetzen und in die Materie einarbeiten. Jetzt möglichst einfach erklären. Um 21.00 Uhr kommt der Älteste wieder rüber, um aufzupassen, wenn ich unsere Judo-Maus und ein älteres Geschwisterkind wieder vom Bahnhof abhole. “Ich habe Hunger”. Klar, wie danach die Küche wieder aussieht. Wir kommen zurück vom Bahnhof, die Waschmaschine meldet sich, ebenso die Spülmaschine. Schnell Wäsche aufhängen und Spülmaschine aus- und einräumen. Es ist mittlerweile 23.30 Uhr. Noch keine Nachrichten gesehen heute. Ich schlafe dabei ein und werde immer wieder wach. Versuche mich mit dem Zusammenlegen von Socken wachzuhalten. Klappt nicht, das Einschlafen im Sitzen funktioniert mittlerweile problemlos. Werde kurz nach Mitternacht wach und gehe ins Bad. Danach ab ins Bett zu meiner kleinen Lady. Jetzt versuche ich die Nachrichten zumindest auf dem Handy zu lesen. Sinnlos…Ich schlafe ein, werde aber immer wieder wach, weil mir das Handy ins Gesicht fällt. Ich gebe irgendwann auf und schlafe häufig mit dem Handy im Gesicht ein. Eine meiner größten Sorgen ist, dass ich dabei aus Versehen irgendwann mal einen Anruf starte oder eine Sprachnachricht in eine meiner diversen WhatsApp-Gruppen starte. Die Empfänger hören dann wahrscheinlich ewiges Schnarchen. Wobei, nicht lange: “Mama” ertönt es, die kleine Lady ist wach. Also lege ich sie zu mir ins Bett. Ein Blick aufs Handy zeigt mir: Noch zwei Stunden und ein neuer Tag beginnt. 

Vom Saulus nicht ganz zum Paulus

2006 wurde ich aufgrund einer Aphonie in eine Stimmheilkur nach Bad Rappenau überwiesen. Weder wusste ich was da genau auf mich zukommen sollte, noch wo Bad Rappenau anzusiedeln ist. Völlig unbedarft machte ich mich auf den Weg. Dort angekommen begann die übliche Eincheckroutine. Danach auf das spartanische Zimmer und die vier angedachten Wochen konnten beginnen. Am Nachmittag fand ein erstes Treffen unserer Gruppe statt. Ein Come Together wie man es heutzutage wohl nennen würde. Man sollte sich vorstellen, warum man hier ist, welche Probleme man hat usw. Dazu wurden die Verpflegungsgewohnheiten abgefragt. Schwierig für mich ohne Stimme. Also flüsterte ich etwas in den Seniorenkreis. Er bestand aus Lehrern, Politikern, Sängern, Vertriebsleuten, die klassischen Sprechberufe waren alle vertreten.

Einer in meinem Alter war noch dabei und schließlich war er an der Reihe. Warum er hier sei, frage er sich auch. Schlechte Logopädenauswahl vermutlich. Schließlich habe er nur ein leichtes Dauerräuspern. Drei Mal am Tag würde er keinesfalls essen und sähe er bald aus wie die da. Er zeigte auf mich. Ich fiel fast vom Stuhl. Ich hatte damals 56kg verteilt auf 165cm. Davon träume ich heute. Was für ein Arsch, dachte ich mir damals. Und der Schnösel machte munter weiter. Auf gar keinen Fall werde er sich mit 5 anderen am Tisch eine Flasche Wasser teilen. Zuvor beim Mittagessen war ihm genau das widerfahren. Er kaufte gleich danach die feinsten Säfte und bereits beim Abendessen standen diese auf dem Tisch. Nur für sich versteht sich. Was für ein Kotzbrocken. Er war noch nicht fertig. “Kein WLAN, sind wir hier bei den Feuersteins?” Er müsse arbeiten. Zudem eine Anwendung nach der anderen. Wann bliebe denn Zeit für Meetings und Konferenzen? Jetzt platzte der ansonsten sehr ruhigen und ausgeglichenen Dame aus der Stimmheilkur endgültig der Kragen. Sie schiss den selbstverliebten Gockel richtig zusammen. “Was glauben Sie denn wo sie hier sind? Im 5* Hotel? Entweder Sie halten sich hier an die Regeln, und lassen sich auf die Behandlung ein, oder Sie können gleich wieder gehen”. Herrlich, ach war das schön. Ich fühlte mich richtig gut. Nur leider nicht lange. Denn dieser unangenehme Kerl schoss aus allen verbalen Rohren zurück. “Sie wollen mir drohen, mich aus diesem Seniorenstuhlkreis zu entfernen? Aber gerne doch. Wo wir gerade dabei sind, was sind denn das für Anwendungen? Entspannungsübungen? Mache ich nicht“. Es ging hin und her, irgendwann beruhigten sich die Gemüter wieder und er verschwand auf sein Zimmer.

Wo bin ich hier nur gelandet, dachte ich mir. Am nächsten Morgen tauchte er beim Frühstück wieder auf. Er sprach mit niemandem und seine Abneigung gegen alles und jedes hier war deutlich zu spüren. Ich weiß gar nicht mehr wie es dazu kommen konnte, aber irgendwann sprachen wir miteinander. Der Herr mit den Designerklamotten und einem Dünkel sondergleichen, sprach mit mir. Wahrscheinlich mangels Alternativen. Er benahm sich immer noch unmöglich, nur mit dem Unterschied, dass er mich in seine Unverschämtheiten mit reinzog. Jetzt werden sich die ersten denken: “Du wirst Dich doch nicht in diesen Arsch verliebt haben?” Doch, genau das ist passiert. Er hat sich so unmöglich verhalten, soviel Blödsinn  gemacht, er war schlimmer als Max & Moritz.

Aber es gab auch eine ganz andere Seite an ihm, die mehr und mehr auftauchte. Deshalb habe ich angefangen, über all das und noch viel mehr ein Buch zu schreiben. Die Kurzfassung ist, man kennt ihn heute nicht mehr wieder. Wie ausgewechselt, hat sein ehemaliges Luxusleben komplett aufgegeben. ALDI-Hosen und LIDL-Pullover? Aber klar doch. Pullover aus recycelten Glasflaschen, logo. Das größte Kind im Haus? Na wer wohl! Jede Woche in der Oper, im Theater und im klassischen Konzert? Längst passé. Kulturkreisen quer durch Europa? Vorbei. Bücher aller Nobelpreisträger lesen ist auch Vergangenheit. Jede Woche dem FCK hinterher reisen, alle Spiele live im Stadion sehen, auch das war mal. Aber Blödsinn machen, mit den Kindern durchdrehen und unverschämte Sachen sagen, das geht immer noch. Ein Leben für die Familie. Vielen Dank für diese unglaubliche Reise bis hierhin, ich liebe Dich. 

Hilfe! Weihnachtsgeschenke!

Ich gehöre zu dem Kreis der Personen, die mit voller Überzeugung sagen können, dass sie keine Weihnachtsgeschenke möchten. Nicht aus ideologischen oder religiösen Gründen, nein, aus purer Angst vor dem, was kommen könnte. Jahrelange Erfahrungen mit meinem Mann bzw. seinen Geschenken an mich sind der Grund.  

Vor ein paar Jahren schenkte er mir beispielsweise ein tolles Topf- und Pfannenset (von Fissler! wie er stets betont). Zusätzlich lag ein kleiner Briefumschlag bei den Paketen. In weiser Voraussicht sagte ich ihm: “Ich gehe jetzt kurz zur Toilette und falls es das ist, was ich vermute, lässt Du den Umschlag einfach verschwinden und wir reden nie wieder darüber.” Gesagt, getan. Ich kam zurück und der Umschlag lag immer noch an seinem Platz. Mit einem immer noch recht mulmiges Gefühl öffnete ich ihn. Inhalt: (Natürlich) ein Kochkurs! Mein Mann erklärte mir dazu, dass die Kinder darauf bestanden hätten. Ich war stinksauer. Zugegebenermaßen war es jedoch ein Koch-Event und ein wirklich toller Abend, aber das wusste ich an Weihnachten noch nicht. Die treuen Leser wissen, was jetzt kommt, natürlich waren wir dort nicht alleine. Bekanntermaßen kann man meinen Mann nirgends mitnehmen. Dort lernte er prompt einen gleichgesinnten älteren Herrn kennen, der voller Stolz verkündete, dass er seiner Frau eine Bügelstation geschenkt hatte. Der Herr war eine Quelle der Inspiration für ihn. Hilfe, schlimmer geht immer…

Vergleichsweise harmlos waren dagegen die drei Staubsauger, die ich vor 2 Jahren geschenkt bekommen habe. Verbunden mit dem Hinweis, dass ich jetzt in jedem Stockwerk einen Staubsauger hätte und mir das Herumtragen sparen würde. Sehr aufmerksam, Dankeschön Schatz. 

Richtig sauer war ich über die Fahrsicherheits-Trainings für unsere damaligen Fahrzeuge, die er mir schenkte. Einmal für unseren “normalen PKW” und einmal für unseren großen Ford Transit. Aufmerksame Leser kennen es bereits. Mein Mann kann/möchte eigentlich nur geradeaus fahren. Alles andere mache ich. Einparken beispielsweise. Alleine deshalb ist es eine Unverschämtheit. Ich rief also schlecht gelaunt beim ADAC an, um einen Termin zu vereinbaren. Der Herr am Telefon war bester Dinge und fragte mich, neben den üblichen Standardfragen (Name etc), wo ich denn meine Probleme sehen würde. Ganz falsche Frage! Ich holte tief Luft und sagte sehr deutlich, daß ich (abgesehen von meinem Mann auf dem Beifahrersitz) überhaupt keine Probleme beim Fahren hätte. Er daraufhin: “Es wird ja sicher Gründe geben, warum ihr Mann Ihnen das geschenkt hat.” “Ja, weil er spinnt” war mein erster Gedanke, den ich aber unterdrückte. Nun versuchte er es diplomatischer: “Sie können das Einparken mit einem so großen Auto dann auch üben.” Faszinierend, wie schnell man mich mit ein paar auswendig gelernten Standardfloskeln zum Ausflippen bringen kann. Zum Abschluss erklärte mir der arme Mann dann noch, dass ich mit dem Transit zum Training der “Camper” gehen müsste… Ich bin jetzt nicht so der Camping-Typ. Alleine die Vorstellung, auf engem Raum mit mir fremden Personen meinen Platz und beispielsweise ein Bad teilen zu müssen, setzt mich unter Stress. Kurzum, ich bin sicher, der ADAC-Mitarbeiter hatte schon angenehmere Arbeitstage und wird die ein oder andere Floskel zukünftig überdenken. Ich wurde pampig, allerdings zu Unrecht. Das Training war wider Erwarten ganz lustig und auch sinnvoll.  Zu sehen, was man dem Auto ‘zumuten’ kann, bzw. wo es seine Grenzen hat, ist eine sehr gute Erfahrung. Wo macht man sonst schon mit 40 km/h eine echte Vollbremsung? Um dann bei den ersten 2 Versuchen festzustellen, dass das imaginäre Kind, das gerade unverhofft auf die Straße rannte, es nicht überlebt hätte. 

Seit ein paar Jahren hat mein Mann etwas Neues erfunden. In wochenlanger, detaillierter, Vorabeit erfindet er Rätsel mit festgelegten Lösungswörtern, die dann wiederum der Schlüssel für weitere Rätsel sind, oder Verstecke für weitere Hinweise preisgeben. Meistens bekomme ich irgendwelche Tipps, die anfangen mit “Du hast Post”. Also ab zum Briefkasten. Darin ein Umschlag mit sehr netten Worten, aber auch einem Rätsel. Dies mühsam gelöst, führt mich das Lösungswort beispielsweise zum Kühlschrank. Dort angelangt, geht die Suche weiter. Unter der Butter der nächste Umschlag mit dem nächsten Rätsel. Das muss man erst Mal finden. Das dann zu lösen dauert wieder gute 10 Minuten, die Rätsel sind richtig anspruchsvoll. So geht das durch das ganze Haus, von oben bis unten, von rechts nach links. 10 bis 12 Rätsel sind Standard. Endlich beim Geschenk angelangt, freue ich mich und packe es mit großer Vorfreude aus. Mitunter jedoch finde ich dann einen ‘Zonk’ oder einen verpackten Stein… . Selbstredend hat der Zonk ein neues Rätsel für mich. Die Geschenke sind dann (meist) wirklich toll, aber bis ich sie habe… 

Bald ist es wieder soweit, Hilfe…

Der neue Robbie Williams

Eines vorab, für unsere Familie hatte Corona tiefgreifende Folgen. Waren alle schlecht? Nein! Fangen wir mit der Schule an. Wir hatten zum Zeitpunkt des ersten Lockdowns fünf Kinder auf drei verschiedenen Schulen und konnten so sehr schnell deutliche Unterschiede feststellen. Die Realschule Plus hat erstaunlich schnell und gut auf den digitalen Unterricht umgestellt. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Das Gymnasium hingegen, genauer gesagt der Hochbegabten-Zweig, war ein Desaster. Hochmut ja, Digitalisierung nein. Die örtliche Grundschule war auch nicht viel besser. Dort fuhren die Lehrer Kopien von Haus zu Haus. Nichtsdestotrotz musste Montag morgens zusätzlich ein halber Wald bei uns Zuhause ausgedruckt werden.

Viele Lehrer haben es wirklich toll und verständnisvoll gemacht während dieser Zeit. Es gab aber auch die Damen und Herren, die meinten, Zuhause müsste jetzt alles genau so ablaufen wie zuvor in der Schule. Will heißen, um 8.00 Uhr Fach X, 9.30 Uhr 10 Minuten Pause und so weiter. Unfassbar. Das geht vielleicht noch mit einem Kind, mit Anstrengungen auch mit zweien. Aber das war es dann auch.

Unsere Kinder kamen ebenfalls sehr unterschiedlich damit zurecht. Diejenigen, die ohnehin selbstständig arbeiteten, waren kein Problem. Diejenigen, die, vorsichtig formuliert, Hilfestellung benötigen, hatten sehr große Probleme damit. Dazwischen die kleinen Kindergarten-Kinder. Es war wirklich nicht schön und unmöglich, allen gerecht zu werden. 

Ganz nebenbei noch der Einkauf. Regelmäßig kassierte ich böse Blicke der anderen Kunden beim Einkaufen – bei größeren Mengen an Klopapier oder Küchenrolle zum Beispiel. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt 9 Kinder, was mir an der Kasse natürlich nie jemand glaubte. Alle gingen von Hamster-Käufen aus, dabei waren es die üblichen Mengen für die nächsten Tage. 

Dazu noch die ausgeprägte Bauernschläue auf dem Dorf. Hat eines unserer Kinder Corona, müssen es gleich alle haben. Diese Dorflogik hatte natürlich mit der Realität nichts zu tun. Wir haben unsere Kinder mehrfach täglich getestet und zudem impfen lassen. Manche bekamen es überhaupt nicht, andere mehrfach. Deshalb vorsorglich gleich alle nicht mehr in die Kita und Schule zu schicken? Das war so die allgemeine Vorstellung. Schulpflicht? Spielt keine Rolle. Aber egal, die asoziale Großfamilie war immer an allem Schuld. Kennen wir schon. Interessanterweise wurden mehrfach Infektionen in Schule und Kindergarten festgestellt, kamen aber nicht von uns. Was wurden sich die Mäuler über uns zerrissen, großartig. Hat uns jemand direkt angesprochen, natürlich nicht. Aber auch das war nichts Neues.

Unsere Kleinste kam im Juni 2022 zur Welt. Also zu einem Zeitpunkt, in dem Corona keine wirklich große Rolle mehr gespielt hat. Außer im Krankenhaus… Nach mehreren Stunden mit Wehen Zuhause, fuhren wir mitten in der Nacht ins Krankenhaus. Mein Mann durfte erstmal nicht mit in den Kreißsaal, da ich offiziell noch nicht ‚unter der Geburt‘ stand. Also fuhr er nach Hause. Und Überraschung, das zehnte Kind kann ja dann doch ziemlich spontan kommen. Kurzum, es war die einzige Geburt, die er verpasst hat. Sehr zu seiner und meiner Begeisterung…

Wie bereits angedeutet, war vieles nervig und unangenehm, aber nicht alles. Mein Mann zum Beispiel war von heute auf morgen Zuhause und reiste nicht mehr durch die Weltgeschichte. Home Office war nun angesagt und sollte Folgen haben. Hat er unsere Großen nur selten gesehen, als sie klein waren, änderte sich das nun bei den Kleinen. Jedweden Blödsinn hat er mit ihnen gemacht. In jeder freien Minute, morgens, mittags und abends. Und so kam es wie es kommen musste. Unsere letzten fünf Kinder sind Team Papa, aber sowas von. Ich hätte es nicht geglaubt. Fallen sie hin und tun sich weh, laufen sie an mir vorbei zu Papa. Mache ich irgendwas, was ihnen nicht passt, kommt: “Das sage ich dem Papa”. War er auch nur 30 Minuten weg und kommt wieder nach Hause, wird er begrüßt wie Robbie Williams auf einem Konzert. Da sieht man Mal wieder, gemeinsam Zeit verbringen ist das A & O. Jetzt haben wir 5 Kinder im Team Mama und 5 Kinder im Team Robbie.

Die besten Sprüche

In meinem Job als Managerin eines Familienunternehmens bekomme ich immer wieder Sprüche ab bzw. mit. Hier ein kleiner Ausschnitt der lustigsten:

“Ich glaube, da ist ein Baby im Bauch.”Unser 6jähriger zur Erklärung seiner Bauchschmerzen, mit denen er natürlich unmöglich zum Kindergarten gehen konnte.

“Sagt Babsi zu mir.” Ein externer Gag. Ein ca. 60jähriger Herr kam bei einem Roland Kaiser Konzert auf die Damentoilette. Die anwesenden Damen forderten ihn umgehend lautstark zum Verlassen auf. Seine Antwort, dass das heutzutage doch völlig egal wäre, wurde deutlich verneint. Er erwiderte: ”Sagt einfach Babsi zu mir.” Weltklasse. Ich habe mich übrigens nicht an dem Rauswurf beteiligt. In erster Linie weil ich bei Konzerten mehrheitlich die Herren-Toilette aufsuche. Deutlich weniger frequentiert und interessanterweise meist sauberer als die Damentoiletten. 

“Aus alt mach neu.” Mein Mann wieder Mal im Comedy Club. Ein (be)zaubernder Comedian hat um Wünsche aus dem Publikum gebeten, was er denn zaubern sollte. Mein Mann rief daraufhin lautstark aus dem Publikum, mit einem Fingerzeig auf mich: “Aus alt mach neu.” Ohne Worte. Die Bude stand Kopf.

“Ne, du bist ja keine Frau, Du bist ne Mama.” Unser 6jähriger während einer Feuerwehrmann Sam-Folge zu mir: “Penny ist so ne coole Frau.“Ich daraufhin hoffnungsvoll:” Bin ich auch eine coole Frau?” Er, völlig irritiert:” Ne, du bist ja keine Frau, Du bist ne Mama.” Danke, Schatz. 

“Scheisse, es brennt.“ Ebenfalls unser 6jähriger, ebenfalls während er eine Folge Feuerwehrmann Sam mit seinen Geschwistern ansah. Mir war ein defekter Rauchmelder, den wir von der Decke genommen hatten, vom Schrank gefallen und der Aufprall löste einen Alarm aus. Er daraufhin völlig genervt : ”Scheiße, es brennt.”

„Ohhh, heute ist „Ernste Dame“ und ich bin nicht im Kindergarten.” Wieder unser 6jähriger. Bis ich verstanden habe, dass er damit das Erntedankfest meinte… 

“Ne Mama, da sind nur so Streifen”. Unser Ältester, als er ca. 10 Jahre alt war. Ich stand unter der Treppe und hatte den verfügbaren Platz nicht richtig eingeschätzt. Wie auch immer, ich hatte mir folgerichtig den Rücken angeschlagen. Also fragte ich ihn, ob man irgendetwas davon sehen könnte, blaue Flecken etc. Daraufhin er: “Ne Mama, da sind nur so Streifen.” Kindermund tut Wahrheit kund. Ich habe ihn trotzdem lieb. 

“Stell ein Bild von Dir ein, dann kriegst Du solche Nachrichten nicht mehr”. Ebenfalls unser Ältester (vor Kurzem) zu mir, als ich ihm belustigt eine anzügliche Nachricht zeigte, die mir ein fremder Mann auf Instagram zugesandt hatte. Da hatte ich ihn nicht mehr so lieb. 

“Dann kann sie heute Abend also wieder die Spülmaschine einräumen?”. Mein Mann natürlich, nachdem uns der behandelnde Arzt in der Notaufnahme berichtete, dass mein Röntgenbild der Hand, nach einem blöden Sturz, unauffällig war. Die Antwort des Arztes: “Ja, also nach meinen Informationen, sollte das wieder möglich sein”. 

“Du bist ja auch schön und brauchst das nicht”. Unsere 15jährige Tochter zu mir, nachdem ich stinksauer einen Einkauf über 70 Euro im dm für sie bezahlt hatte. Mit irgendwelchen Schminksachen, die ich nicht mal kannte, geschweige denn jemals benutze und ich ihr erklärt hatte, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie über 70 Euro für sowas ausgegeben habe. Clever… Ärger gab es trotzdem. 

“Bitte schallen Sie doch auch mal Schenkel und Hintern, da ist doch noch genügend Platz”. Hintergrund: Auf dem Ultraschallbild war nur ein kleiner Zwerg zu sehen und mein Mann hoffte nochmal auf Zwillinge. Daraufhin meinte er zu einem Gynäkologen im Krankenhaus. Bitte schallen Sie doch auch mal Schenkel und Hintern, da ist doch noch genügend Platz. Vielleicht versteckt sich da noch einer?” Der Arzt bot ihm daraufhin ein “High Five” an und bekam sich nicht mehr ein. Ich habe es ihm mittlerweile verziehen. 

“Gar nicht so anders als Zuhause”. Unsere zwei Ältesten nach ihren einwöchigen Truppenbesuchen bei der Bundeswehr. Verstehe ich als Kompliment. 

“Den konnte ich nicht halten”. Unser 4jähriger beim hausinternen Fußballturnier, wenn er im Tor stehen muss und wirklich jeder Torschuss ein Treffer ist. Das gab natürlich Ärger von meinem sehr ehrgeizigen Mann, der nicht verlieren kann. Daraufhin kommt immer der gleiche Satz: „Den konnte ich nicht halten, verbunden mit einem Gesichtsausdruckes eines betröppelnden Schafes“. Man kann ihm nicht böse sein.

“Eine Fantaschnitte und eine Dönerschnitte bitte”. Unser 6jähriger auf die Frage, welche Kuchen er sich denn zum Geburtstag wünscht. Eine Dönerschnitte ist übrigens in Wirklichkeit eine Donauwelle – keine Ahnung, woher das kommt. Hat mittlerweile Kultstatus.

“Du könntest mir versprechen, dass ich jeden Tag bei Papa schlafen darf – alleine.” Ebenfalls unser 6jähriger auf die Frage, wie sein diesjähriger Geburtstag der allerbeste Geburtstag werden könnte. Er und der Papa… die ganz große Liebe. 

“Das ist jetzt definitiv der Letzte, den Du von mir bekommst. Also pass darauf auf!”Unser Ältester, nachdem mir bereits 2, von ihm überlassene Ladestecker, von seinen Geschwistern geklaut wurden. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich noch solche Sätze zu ihm gesagt. So ändern sich die Zeiten.

“Das war Mama, die hat die Bewerbung geschrieben”. Unsere älteste Tochter beim Vorstellungsgespräch-Training Zuhause mit Papa. Die Frage war: Warum hast Du Dich bei Firma XY beworben? Dazu gab es von Papa von ein Quiz zum Allgemeinwissen, unter anderem mit der Frage: “Wann fiel die Berliner Mauer”? Antwort: “Warte, das habe ich gelesen. Das war, gleich habe ichs, ach ja genau, dass war 72 vor Christus.“ Mein Mann blieb da noch ganz ruhig und fragte nur: “Sicher?” „Ach ja, Blödsinn, das war natürlich 72 nach Christus. Sorry, hatte ich verwechselt “. 

Erste Reihe vorne rechts, Dir ganz viel Spaß, Schatz”. Bekanntermaßen sind wir regelmäßig im Café Hahn in Koblenz Güls. Eines Abends fuhr ich meinen Mann dorthin. Ich musste allerdings noch die Kinder nach einem Fußballspiel vom Bahnhof abholen und nach Hause fahren. Somit war klar, dass ich in jedem Falle zu spät zur Veranstaltung im Cafe Hahn kommen würde. Bei Comedians auf der Bühne immer wieder ein gern genommener Anlass, einen durch den Kakao zu ziehen. Oft genug erlebt. Das war auch meinem Mann klar. Und was macht der Mistkerl? Schickt mir ein Bild mit der Unterschrift: “Erste Reihe vorne rechts, Dir ganz viel Spaß Schatz” verknüpft mit vielen Smileys. Mistkerl, aber ich hatte Glück, ich konnte mich unentdeckt reinschleichen.

„Wie der ist weg, wo war der denn?“ unsere damals 13jährige Tochter. Ich teilte ihr in den letztjährigen Sommerferien mit, dass ihr damals 12 jähriger Bruder am nächsten Tag wieder nach Hause kommt. Wohlgemerkt, sie war die gesamte Zeit Zuhause und er war 10 Tage weg. Mit seinem besten Freund und dessen Eltern im Sommerurlaub.

Manchmal kommt aber auch ein Lichtblick und erwärmt mir das Herz: „Mausi ist wie ein Glücksstern und bei uns ist sie gelandet“. Unser Ältester zu unserer Zwillingstochter als sie ca 6 Monate alt war.

Deponie Disko

Wie in vielen anderen Haushalten auch, sammelt sich bei uns immer eine Menge Müll an. Hin und wieder muss dieser dann zur Deponie. Manchmal fährt mein Mann mit dem Großen, manchmal ich. In jedem Falle muss er mit, sprich den Müll ein- und ausladen. Wichtig dabei war eigentlich nur, dass ich aus dem Haus war. Mein Mann alleine mit den Kinder, hm, mich begleitete ein ungutes Gefühl. Er ist sowas wie ein großer Michel aus Lönneberga. Ein unfassbarer Kindskopf.

Es war Samstag Morgen 10.00 Uhr. Ich machte mich also auf den Weg zur Deponie. Danach einkaufen und noch schnell in den Baumarkt. Eine meiner Großen sollte auf die Kleinen aufpassen, doch dazu kam es nicht. Wenn ich unterwegs bin, besteht eine Standleitung nach Hause. Festnetz, Handy, WhatsApp, ich werde über alle Kanäle auf dem Laufenden gehalten. So wurde mir auch zugetragen, dass alle 5 Kleinen oben beim Papa seien. So ist es immer und soweit keine Überraschung. Aus dem Bad oben wäre sehr laute Musik zu hören. Jetzt wurde ich zum ersten Mal hellhörig. Irgendwann kam ich wieder nach Hause und hörte schon auf dem Parkplatz die Musik. Die war so laut, dass ich sogar den Titel erkannte. Narcotic von Liquido lief in Dauerschleife. Jetzt gingen mir alle Alarmlampen an. Einkäufe im Auto gelassen und sofort hoch, nachsehen was los ist.

Ich traute meinen Augen nicht. Ich bin ja wirklich einiges gewöhnt von meinem Mann, aber es wird immer schlimmer. Der Holzboden im Flur stand unter Wasser. Das Badezimmer glich der Titanic kurz vor dem Untergang. Wasser, überall Wasser. Was war passiert? Mein Mann kam um 10.00 Uhr auf die Idee, sich in die Badewanne zu legen. Wie immer dauerte es nicht lange und alle Kleinen waren bei ihm. Full House in der Wanne. Irgendwann stieg mein Mann aus. Jedes Mal macht er dann irgendwelchen Blödsinn. Dieses Mal studierte er eine Choreo zur besagten Musik ein. Jedes Mal beim Refrain sollten sich die Kleinen hinstellen und sich in die Wanne fallen lassen, bzw. drin herumspringen.

Es dauerte nicht lange, bis alles völlig eskalierte. Die Kleinen hatten den Spaß ihres Lebens und die zuvor randvolle Wanne leerte sich zusehends. Mein Mann filmte alles und sprach nach jeder Runde die notwendigen Änderungen an der Choreo mit den Kleinen durch. Ich dachte wirklich, ich hätte alles gesehen, aber das toppte alles. Ich kam mir vor wie im Schwimmbad. Es brauchte über 30 Handtücher, um alles wieder halbwegs trocken zu bekommen. Zwischenzeitlich lief das Wasser sogar die Treppe runter. Ich war vollkommen sprachlos. Dann konnte ich mich auch noch beschimpfen lassen, nachdem ich alle aus der fast leeren Wanne holte und zum Aufräumen verdonnerte. Musik aus und noch ein paar knackige Worte in Richtung meines Mannes. Dem war das, wie zu erwarten war, völlig egal. Es hatte sich wieder Mal eine Symbiose aus ihm und den Kindern gegen mich gebildet. Dazu später mehr. Aber eines muss ich ihm lassen, die Kleinen waren glücklich, sehr glücklich sogar. 

Froschhandpuppe

Kleiner Nachtrag zu den Sommerferien:

Dieses Jahr war ich ausnahmsweise richtig früh mit den Schulbuch-Bestellungen. Ich hatte fast alle Materialien rechtzeitig bestellt und die meisten rechtzeitig geliefert bekommen. Freitags vor dem Schulbeginn hatte ich alle Schulsachen/Schulranzen bon den Kindern richten lassen. Ich hatte zudem Sonntags alle benötigten Kleidungsstücke (Schuhe, gleiche Socken, Jacken, Hosen etc) und Brotdosen vorbereitet und fühlte mich damit perfekt vorbereitet für den kommenden Tag. Ein Novum sozusagen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass das völlig untypisch ist. Allen voran mein Mann.

Ich befand mich also in einem Zustand der tiefen Entspannung mit der zusätzlichen Aussicht darauf, dass alle Kinder am nächsten Tag wieder aus dem Haus sind. Bis… um 16:51 Uhr eine Nachricht der Klassenlehrerin unserer (ab diesem Jahr) Viertklässlerin aufpoppte. Der Inhalt war anfangs wenig aufregend. Einige warme Worte zu den vergangenen Sommerferien, ein kleiner Ausblick über die Themen im kommenden Schuljahr und dann der letzte Punkt: Wichtige Themen. Zunächst ebenfalls harmlos, der Schulbeginn am ersten Schultag (wohlgemerkt am nächsten Tag) und ganz wichtig (!) die Information, dass die Kinder doch unbedingt die Froschhandpuppen am ersten Schultag mitbringen müssen – versehen mit drei Ausrufezeichen. Mein erster Gedanke: Welche Froschhandpuppe, wovon redet die gute Frau? Eine kurze Nachfrage bei unserer Tochter brachte mich auch nicht weiter.  Ihre Antwort: “Mama, die habe ich Dir doch gezeigt, keine Ahnung, wo sie jetzt ist.” Die Lehrerin hat niemals gesagt, dass wir diese noch brauchen.” Kurzum, ich war Schuld. Leichte Panik stieg in mir auf und ich beschloss, in meiner Verzweiflung das zu tun, was ich nur in absoluten Ausnahmefällen mache: In der WhatsApp-Elterngruppe nachfragen.

Ich habe leider einen leichten Hang zur Selbst-Demontage und scheue mich in solchen Momenten nicht, schonungslos die Wahrheit zu sagen/schreiben. Sprich, dass ich keine Ahnung habe, was die Lehrerin von mir möchte. Aussehen, Materialien etc. Postwendend kam natürlich die Antwort der Supereltern, die natürlich sofort wussten, worum es ging und deren Kinder natürlich direkt am letzten Schultag die Froschhandpuppen zuhause abgegeben hatten. Unser Haus ist wohl das Chaotischste was es gibt. Aber es verliert nichts. Es sei denn, es wird bei Aufräumarbeiten weggeworfen. Mit Vorliebe von meinem Mann. Aber dieses Mal war er unschuldig. Also die gesamte Horde zusammengetrommelt und einen Suchauftrag inklusive Belohnung ausgegeben – inklusive Mülltonnen. Normalerweise funktioniert das.

Normalerweise. Natürlich fanden wir alles Mögliche, aber nicht die Puppe. Da war meine Entspannung dahin. Wenn Lehrer wüssten, was sie mit solchen Nachrichten auslösen…

Zwei liebe Mütter schickten direkt Bilder davon, damit ich wenigstens mal wusste, worüber wir sprachen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die liebe Yvonne, die versuchte, mir aus meiner misslichen Lage zu helfen. Es half aber alles nichts. Ich konnte diese hässliche Puppe aufgrund fehlender Materialien nicht neu basteln. 

Das Ende des Liedes war ein einigermaßen unglückliches Kind ohne Froschhandpuppe. Dazu eine genervte Mutter, die am Montag Morgen grüne Socken und Bastelmaterialien einkaufen durfte. Am Abend durfte sich unsere Tochter kreativ austoben und die Puppe nachbauen. Das alles für eine fünfminütige Vorstellung am nachfolgenden Dienstag für die neuen Erstklässler.

Fun Fact am Rande: In den Herbstferien habe ich sie gefunden. Sie lag in unserer riesigen Sockenkiste mit den einzelnen Socken.

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