Bis-Eins-Heult

Erfahrungsberichte vom (Über-)Leben mit 10 Kindern, 2 Riesenschnauzern und meinem sehr speziellen Ehemann

Hilfe! Weihnachtsgeschenke!

Ich gehöre zu dem Kreis der Personen, die mit voller Überzeugung sagen können, dass sie keine Weihnachtsgeschenke möchten. Nicht aus ideologischen oder religiösen Gründen, nein, aus purer Angst vor dem, was kommen könnte. Jahrelange Erfahrungen mit meinem Mann bzw. seinen Geschenken an mich sind der Grund.  

Vor ein paar Jahren schenkte er mir beispielsweise ein tolles Topf- und Pfannenset (von Fissler! wie er stets betont). Zusätzlich lag ein kleiner Briefumschlag bei den Paketen. In weiser Voraussicht sagte ich ihm: “Ich gehe jetzt kurz zur Toilette und falls es das ist, was ich vermute, lässt Du den Umschlag einfach verschwinden und wir reden nie wieder darüber.” Gesagt, getan. Ich kam zurück und der Umschlag lag immer noch an seinem Platz. Mit einem immer noch recht mulmiges Gefühl öffnete ich ihn. Inhalt: (Natürlich) ein Kochkurs! Mein Mann erklärte mir dazu, dass die Kinder darauf bestanden hätten. Ich war stinksauer. Zugegebenermaßen war es jedoch ein Koch-Event und ein wirklich toller Abend, aber das wusste ich an Weihnachten noch nicht. Die treuen Leser wissen, was jetzt kommt, natürlich waren wir dort nicht alleine. Bekanntermaßen kann man meinen Mann nirgends mitnehmen. Dort lernte er prompt einen gleichgesinnten älteren Herrn kennen, der voller Stolz verkündete, dass er seiner Frau eine Bügelstation geschenkt hatte. Der Herr war eine Quelle der Inspiration für ihn. Hilfe, schlimmer geht immer…

Vergleichsweise harmlos waren dagegen die drei Staubsauger, die ich vor 2 Jahren geschenkt bekommen habe. Verbunden mit dem Hinweis, dass ich jetzt in jedem Stockwerk einen Staubsauger hätte und mir das Herumtragen sparen würde. Sehr aufmerksam, Dankeschön Schatz. 

Richtig sauer war ich über die Fahrsicherheits-Trainings für unsere damaligen Fahrzeuge, die er mir schenkte. Einmal für unseren “normalen PKW” und einmal für unseren großen Ford Transit. Aufmerksame Leser kennen es bereits. Mein Mann kann/möchte eigentlich nur geradeaus fahren. Alles andere mache ich. Einparken beispielsweise. Alleine deshalb ist es eine Unverschämtheit. Ich rief also schlecht gelaunt beim ADAC an, um einen Termin zu vereinbaren. Der Herr am Telefon war bester Dinge und fragte mich, neben den üblichen Standardfragen (Name etc), wo ich denn meine Probleme sehen würde. Ganz falsche Frage! Ich holte tief Luft und sagte sehr deutlich, daß ich (abgesehen von meinem Mann auf dem Beifahrersitz) überhaupt keine Probleme beim Fahren hätte. Er daraufhin: “Es wird ja sicher Gründe geben, warum ihr Mann Ihnen das geschenkt hat.” “Ja, weil er spinnt” war mein erster Gedanke, den ich aber unterdrückte. Nun versuchte er es diplomatischer: “Sie können das Einparken mit einem so großen Auto dann auch üben.” Faszinierend, wie schnell man mich mit ein paar auswendig gelernten Standardfloskeln zum Ausflippen bringen kann. Zum Abschluss erklärte mir der arme Mann dann noch, dass ich mit dem Transit zum Training der “Camper” gehen müsste… Ich bin jetzt nicht so der Camping-Typ. Alleine die Vorstellung, auf engem Raum mit mir fremden Personen meinen Platz und beispielsweise ein Bad teilen zu müssen, setzt mich unter Stress. Kurzum, ich bin sicher, der ADAC-Mitarbeiter hatte schon angenehmere Arbeitstage und wird die ein oder andere Floskel zukünftig überdenken. Ich wurde pampig, allerdings zu Unrecht. Das Training war wider Erwarten ganz lustig und auch sinnvoll.  Zu sehen, was man dem Auto ‘zumuten’ kann, bzw. wo es seine Grenzen hat, ist eine sehr gute Erfahrung. Wo macht man sonst schon mit 40 km/h eine echte Vollbremsung? Um dann bei den ersten 2 Versuchen festzustellen, dass das imaginäre Kind, das gerade unverhofft auf die Straße rannte, es nicht überlebt hätte. 

Seit ein paar Jahren hat mein Mann etwas Neues erfunden. In wochenlanger, detaillierter, Vorabeit erfindet er Rätsel mit festgelegten Lösungswörtern, die dann wiederum der Schlüssel für weitere Rätsel sind, oder Verstecke für weitere Hinweise preisgeben. Meistens bekomme ich irgendwelche Tipps, die anfangen mit “Du hast Post”. Also ab zum Briefkasten. Darin ein Umschlag mit sehr netten Worten, aber auch einem Rätsel. Dies mühsam gelöst, führt mich das Lösungswort beispielsweise zum Kühlschrank. Dort angelangt, geht die Suche weiter. Unter der Butter der nächste Umschlag mit dem nächsten Rätsel. Das muss man erst Mal finden. Das dann zu lösen dauert wieder gute 10 Minuten, die Rätsel sind richtig anspruchsvoll. So geht das durch das ganze Haus, von oben bis unten, von rechts nach links. 10 bis 12 Rätsel sind Standard. Endlich beim Geschenk angelangt, freue ich mich und packe es mit großer Vorfreude aus. Mitunter jedoch finde ich dann einen ‘Zonk’ oder einen verpackten Stein… . Selbstredend hat der Zonk ein neues Rätsel für mich. Die Geschenke sind dann (meist) wirklich toll, aber bis ich sie habe… 

Bald ist es wieder soweit, Hilfe…

Der neue Robbie Williams

Eines vorab, für unsere Familie hatte Corona tiefgreifende Folgen. Waren alle schlecht? Nein! Fangen wir mit der Schule an. Wir hatten zum Zeitpunkt des ersten Lockdowns fünf Kinder auf drei verschiedenen Schulen und konnten so sehr schnell deutliche Unterschiede feststellen. Die Realschule Plus hat erstaunlich schnell und gut auf den digitalen Unterricht umgestellt. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Das Gymnasium hingegen, genauer gesagt der Hochbegabten-Zweig, war ein Desaster. Hochmut ja, Digitalisierung nein. Die örtliche Grundschule war auch nicht viel besser. Dort fuhren die Lehrer Kopien von Haus zu Haus. Nichtsdestotrotz musste Montag morgens zusätzlich ein halber Wald bei uns Zuhause ausgedruckt werden.

Viele Lehrer haben es wirklich toll und verständnisvoll gemacht während dieser Zeit. Es gab aber auch die Damen und Herren, die meinten, Zuhause müsste jetzt alles genau so ablaufen wie zuvor in der Schule. Will heißen, um 8.00 Uhr Fach X, 9.30 Uhr 10 Minuten Pause und so weiter. Unfassbar. Das geht vielleicht noch mit einem Kind, mit Anstrengungen auch mit zweien. Aber das war es dann auch.

Unsere Kinder kamen ebenfalls sehr unterschiedlich damit zurecht. Diejenigen, die ohnehin selbstständig arbeiteten, waren kein Problem. Diejenigen, die, vorsichtig formuliert, Hilfestellung benötigen, hatten sehr große Probleme damit. Dazwischen die kleinen Kindergarten-Kinder. Es war wirklich nicht schön und unmöglich, allen gerecht zu werden. 

Ganz nebenbei noch der Einkauf. Regelmäßig kassierte ich böse Blicke der anderen Kunden beim Einkaufen – bei größeren Mengen an Klopapier oder Küchenrolle zum Beispiel. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt 9 Kinder, was mir an der Kasse natürlich nie jemand glaubte. Alle gingen von Hamster-Käufen aus, dabei waren es die üblichen Mengen für die nächsten Tage. 

Dazu noch die ausgeprägte Bauernschläue auf dem Dorf. Hat eines unserer Kinder Corona, müssen es gleich alle haben. Diese Dorflogik hatte natürlich mit der Realität nichts zu tun. Wir haben unsere Kinder mehrfach täglich getestet und zudem impfen lassen. Manche bekamen es überhaupt nicht, andere mehrfach. Deshalb vorsorglich gleich alle nicht mehr in die Kita und Schule zu schicken? Das war so die allgemeine Vorstellung. Schulpflicht? Spielt keine Rolle. Aber egal, die asoziale Großfamilie war immer an allem Schuld. Kennen wir schon. Interessanterweise wurden mehrfach Infektionen in Schule und Kindergarten festgestellt, kamen aber nicht von uns. Was wurden sich die Mäuler über uns zerrissen, großartig. Hat uns jemand direkt angesprochen, natürlich nicht. Aber auch das war nichts Neues.

Unsere Kleinste kam im Juni 2022 zur Welt. Also zu einem Zeitpunkt, in dem Corona keine wirklich große Rolle mehr gespielt hat. Außer im Krankenhaus… Nach mehreren Stunden mit Wehen Zuhause, fuhren wir mitten in der Nacht ins Krankenhaus. Mein Mann durfte erstmal nicht mit in den Kreißsaal, da ich offiziell noch nicht ‚unter der Geburt‘ stand. Also fuhr er nach Hause. Und Überraschung, das zehnte Kind kann ja dann doch ziemlich spontan kommen. Kurzum, es war die einzige Geburt, die er verpasst hat. Sehr zu seiner und meiner Begeisterung…

Wie bereits angedeutet, war vieles nervig und unangenehm, aber nicht alles. Mein Mann zum Beispiel war von heute auf morgen Zuhause und reiste nicht mehr durch die Weltgeschichte. Home Office war nun angesagt und sollte Folgen haben. Hat er unsere Großen nur selten gesehen, als sie klein waren, änderte sich das nun bei den Kleinen. Jedweden Blödsinn hat er mit ihnen gemacht. In jeder freien Minute, morgens, mittags und abends. Und so kam es wie es kommen musste. Unsere letzten fünf Kinder sind Team Papa, aber sowas von. Ich hätte es nicht geglaubt. Fallen sie hin und tun sich weh, laufen sie an mir vorbei zu Papa. Mache ich irgendwas, was ihnen nicht passt, kommt: “Das sage ich dem Papa”. War er auch nur 30 Minuten weg und kommt wieder nach Hause, wird er begrüßt wie Robbie Williams auf einem Konzert. Da sieht man Mal wieder, gemeinsam Zeit verbringen ist das A & O. Jetzt haben wir 5 Kinder im Team Mama und 5 Kinder im Team Robbie.

Die besten Sprüche

In meinem Job als Managerin eines Familienunternehmens bekomme ich immer wieder Sprüche ab bzw. mit. Hier ein kleiner Ausschnitt der lustigsten:

“Ich glaube, da ist ein Baby im Bauch.”Unser 6jähriger zur Erklärung seiner Bauchschmerzen, mit denen er natürlich unmöglich zum Kindergarten gehen konnte.

“Sagt Babsi zu mir.” Ein externer Gag. Ein ca. 60jähriger Herr kam bei einem Roland Kaiser Konzert auf die Damentoilette. Die anwesenden Damen forderten ihn umgehend lautstark zum Verlassen auf. Seine Antwort, dass das heutzutage doch völlig egal wäre, wurde deutlich verneint. Er erwiderte: ”Sagt einfach Babsi zu mir.” Weltklasse. Ich habe mich übrigens nicht an dem Rauswurf beteiligt. In erster Linie weil ich bei Konzerten mehrheitlich die Herren-Toilette aufsuche. Deutlich weniger frequentiert und interessanterweise meist sauberer als die Damentoiletten. 

“Aus alt mach neu.” Mein Mann wieder Mal im Comedy Club. Ein (be)zaubernder Comedian hat um Wünsche aus dem Publikum gebeten, was er denn zaubern sollte. Mein Mann rief daraufhin lautstark aus dem Publikum, mit einem Fingerzeig auf mich: “Aus alt mach neu.” Ohne Worte. Die Bude stand Kopf.

“Ne, du bist ja keine Frau, Du bist ne Mama.” Unser 6jähriger während einer Feuerwehrmann Sam-Folge zu mir: “Penny ist so ne coole Frau.“Ich daraufhin hoffnungsvoll:” Bin ich auch eine coole Frau?” Er, völlig irritiert:” Ne, du bist ja keine Frau, Du bist ne Mama.” Danke, Schatz. 

“Scheisse, es brennt.“ Ebenfalls unser 6jähriger, ebenfalls während er eine Folge Feuerwehrmann Sam mit seinen Geschwistern ansah. Mir war ein defekter Rauchmelder, den wir von der Decke genommen hatten, vom Schrank gefallen und der Aufprall löste einen Alarm aus. Er daraufhin völlig genervt : ”Scheiße, es brennt.”

„Ohhh, heute ist „Ernste Dame“ und ich bin nicht im Kindergarten.” Wieder unser 6jähriger. Bis ich verstanden habe, dass er damit das Erntedankfest meinte… 

“Ne Mama, da sind nur so Streifen”. Unser Ältester, als er ca. 10 Jahre alt war. Ich stand unter der Treppe und hatte den verfügbaren Platz nicht richtig eingeschätzt. Wie auch immer, ich hatte mir folgerichtig den Rücken angeschlagen. Also fragte ich ihn, ob man irgendetwas davon sehen könnte, blaue Flecken etc. Daraufhin er: “Ne Mama, da sind nur so Streifen.” Kindermund tut Wahrheit kund. Ich habe ihn trotzdem lieb. 

“Stell ein Bild von Dir ein, dann kriegst Du solche Nachrichten nicht mehr”. Ebenfalls unser Ältester (vor Kurzem) zu mir, als ich ihm belustigt eine anzügliche Nachricht zeigte, die mir ein fremder Mann auf Instagram zugesandt hatte. Da hatte ich ihn nicht mehr so lieb. 

“Dann kann sie heute Abend also wieder die Spülmaschine einräumen?”. Mein Mann natürlich, nachdem uns der behandelnde Arzt in der Notaufnahme berichtete, dass mein Röntgenbild der Hand, nach einem blöden Sturz, unauffällig war. Die Antwort des Arztes: “Ja, also nach meinen Informationen, sollte das wieder möglich sein”. 

“Du bist ja auch schön und brauchst das nicht”. Unsere 15jährige Tochter zu mir, nachdem ich stinksauer einen Einkauf über 70 Euro im dm für sie bezahlt hatte. Mit irgendwelchen Schminksachen, die ich nicht mal kannte, geschweige denn jemals benutze und ich ihr erklärt hatte, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie über 70 Euro für sowas ausgegeben habe. Clever… Ärger gab es trotzdem. 

“Bitte schallen Sie doch auch mal Schenkel und Hintern, da ist doch noch genügend Platz”. Hintergrund: Auf dem Ultraschallbild war nur ein kleiner Zwerg zu sehen und mein Mann hoffte nochmal auf Zwillinge. Daraufhin meinte er zu einem Gynäkologen im Krankenhaus. Bitte schallen Sie doch auch mal Schenkel und Hintern, da ist doch noch genügend Platz. Vielleicht versteckt sich da noch einer?” Der Arzt bot ihm daraufhin ein “High Five” an und bekam sich nicht mehr ein. Ich habe es ihm mittlerweile verziehen. 

“Gar nicht so anders als Zuhause”. Unsere zwei Ältesten nach ihren einwöchigen Truppenbesuchen bei der Bundeswehr. Verstehe ich als Kompliment. 

“Den konnte ich nicht halten”. Unser 4jähriger beim hausinternen Fußballturnier, wenn er im Tor stehen muss und wirklich jeder Torschuss ein Treffer ist. Das gab natürlich Ärger von meinem sehr ehrgeizigen Mann, der nicht verlieren kann. Daraufhin kommt immer der gleiche Satz: „Den konnte ich nicht halten, verbunden mit einem Gesichtsausdruckes eines betröppelnden Schafes“. Man kann ihm nicht böse sein.

“Eine Fantaschnitte und eine Dönerschnitte bitte”. Unser 6jähriger auf die Frage, welche Kuchen er sich denn zum Geburtstag wünscht. Eine Dönerschnitte ist übrigens in Wirklichkeit eine Donauwelle – keine Ahnung, woher das kommt. Hat mittlerweile Kultstatus.

“Du könntest mir versprechen, dass ich jeden Tag bei Papa schlafen darf – alleine.” Ebenfalls unser 6jähriger auf die Frage, wie sein diesjähriger Geburtstag der allerbeste Geburtstag werden könnte. Er und der Papa… die ganz große Liebe. 

“Das ist jetzt definitiv der Letzte, den Du von mir bekommst. Also pass darauf auf!”Unser Ältester, nachdem mir bereits 2, von ihm überlassene Ladestecker, von seinen Geschwistern geklaut wurden. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich noch solche Sätze zu ihm gesagt. So ändern sich die Zeiten.

“Das war Mama, die hat die Bewerbung geschrieben”. Unsere älteste Tochter beim Vorstellungsgespräch-Training Zuhause mit Papa. Die Frage war: Warum hast Du Dich bei Firma XY beworben? Dazu gab es von Papa von ein Quiz zum Allgemeinwissen, unter anderem mit der Frage: “Wann fiel die Berliner Mauer”? Antwort: “Warte, das habe ich gelesen. Das war, gleich habe ichs, ach ja genau, dass war 72 vor Christus.“ Mein Mann blieb da noch ganz ruhig und fragte nur: “Sicher?” „Ach ja, Blödsinn, das war natürlich 72 nach Christus. Sorry, hatte ich verwechselt “. 

Erste Reihe vorne rechts, Dir ganz viel Spaß, Schatz”. Bekanntermaßen sind wir regelmäßig im Café Hahn in Koblenz Güls. Eines Abends fuhr ich meinen Mann dorthin. Ich musste allerdings noch die Kinder nach einem Fußballspiel vom Bahnhof abholen und nach Hause fahren. Somit war klar, dass ich in jedem Falle zu spät zur Veranstaltung im Cafe Hahn kommen würde. Bei Comedians auf der Bühne immer wieder ein gern genommener Anlass, einen durch den Kakao zu ziehen. Oft genug erlebt. Das war auch meinem Mann klar. Und was macht der Mistkerl? Schickt mir ein Bild mit der Unterschrift: “Erste Reihe vorne rechts, Dir ganz viel Spaß Schatz” verknüpft mit vielen Smileys. Mistkerl, aber ich hatte Glück, ich konnte mich unentdeckt reinschleichen.

„Wie der ist weg, wo war der denn?“ unsere damals 13jährige Tochter. Ich teilte ihr in den letztjährigen Sommerferien mit, dass ihr damals 12 jähriger Bruder am nächsten Tag wieder nach Hause kommt. Wohlgemerkt, sie war die gesamte Zeit Zuhause und er war 10 Tage weg. Mit seinem besten Freund und dessen Eltern im Sommerurlaub.

Manchmal kommt aber auch ein Lichtblick und erwärmt mir das Herz: „Mausi ist wie ein Glücksstern und bei uns ist sie gelandet“. Unser Ältester zu unserer Zwillingstochter als sie ca 6 Monate alt war.

Deponie Disko

Wie in vielen anderen Haushalten auch, sammelt sich bei uns immer eine Menge Müll an. Hin und wieder muss dieser dann zur Deponie. Manchmal fährt mein Mann mit dem Großen, manchmal ich. In jedem Falle muss er mit, sprich den Müll ein- und ausladen. Wichtig dabei war eigentlich nur, dass ich aus dem Haus war. Mein Mann alleine mit den Kinder, hm, mich begleitete ein ungutes Gefühl. Er ist sowas wie ein großer Michel aus Lönneberga. Ein unfassbarer Kindskopf.

Es war Samstag Morgen 10.00 Uhr. Ich machte mich also auf den Weg zur Deponie. Danach einkaufen und noch schnell in den Baumarkt. Eine meiner Großen sollte auf die Kleinen aufpassen, doch dazu kam es nicht. Wenn ich unterwegs bin, besteht eine Standleitung nach Hause. Festnetz, Handy, WhatsApp, ich werde über alle Kanäle auf dem Laufenden gehalten. So wurde mir auch zugetragen, dass alle 5 Kleinen oben beim Papa seien. So ist es immer und soweit keine Überraschung. Aus dem Bad oben wäre sehr laute Musik zu hören. Jetzt wurde ich zum ersten Mal hellhörig. Irgendwann kam ich wieder nach Hause und hörte schon auf dem Parkplatz die Musik. Die war so laut, dass ich sogar den Titel erkannte. Narcotic von Liquido lief in Dauerschleife. Jetzt gingen mir alle Alarmlampen an. Einkäufe im Auto gelassen und sofort hoch, nachsehen was los ist.

Ich traute meinen Augen nicht. Ich bin ja wirklich einiges gewöhnt von meinem Mann, aber es wird immer schlimmer. Der Holzboden im Flur stand unter Wasser. Das Badezimmer glich der Titanic kurz vor dem Untergang. Wasser, überall Wasser. Was war passiert? Mein Mann kam um 10.00 Uhr auf die Idee, sich in die Badewanne zu legen. Wie immer dauerte es nicht lange und alle Kleinen waren bei ihm. Full House in der Wanne. Irgendwann stieg mein Mann aus. Jedes Mal macht er dann irgendwelchen Blödsinn. Dieses Mal studierte er eine Choreo zur besagten Musik ein. Jedes Mal beim Refrain sollten sich die Kleinen hinstellen und sich in die Wanne fallen lassen, bzw. drin herumspringen.

Es dauerte nicht lange, bis alles völlig eskalierte. Die Kleinen hatten den Spaß ihres Lebens und die zuvor randvolle Wanne leerte sich zusehends. Mein Mann filmte alles und sprach nach jeder Runde die notwendigen Änderungen an der Choreo mit den Kleinen durch. Ich dachte wirklich, ich hätte alles gesehen, aber das toppte alles. Ich kam mir vor wie im Schwimmbad. Es brauchte über 30 Handtücher, um alles wieder halbwegs trocken zu bekommen. Zwischenzeitlich lief das Wasser sogar die Treppe runter. Ich war vollkommen sprachlos. Dann konnte ich mich auch noch beschimpfen lassen, nachdem ich alle aus der fast leeren Wanne holte und zum Aufräumen verdonnerte. Musik aus und noch ein paar knackige Worte in Richtung meines Mannes. Dem war das, wie zu erwarten war, völlig egal. Es hatte sich wieder Mal eine Symbiose aus ihm und den Kindern gegen mich gebildet. Dazu später mehr. Aber eines muss ich ihm lassen, die Kleinen waren glücklich, sehr glücklich sogar. 

Froschhandpuppe

Kleiner Nachtrag zu den Sommerferien:

Dieses Jahr war ich ausnahmsweise richtig früh mit den Schulbuch-Bestellungen. Ich hatte fast alle Materialien rechtzeitig bestellt und die meisten rechtzeitig geliefert bekommen. Freitags vor dem Schulbeginn hatte ich alle Schulsachen/Schulranzen bon den Kindern richten lassen. Ich hatte zudem Sonntags alle benötigten Kleidungsstücke (Schuhe, gleiche Socken, Jacken, Hosen etc) und Brotdosen vorbereitet und fühlte mich damit perfekt vorbereitet für den kommenden Tag. Ein Novum sozusagen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass das völlig untypisch ist. Allen voran mein Mann.

Ich befand mich also in einem Zustand der tiefen Entspannung mit der zusätzlichen Aussicht darauf, dass alle Kinder am nächsten Tag wieder aus dem Haus sind. Bis… um 16:51 Uhr eine Nachricht der Klassenlehrerin unserer (ab diesem Jahr) Viertklässlerin aufpoppte. Der Inhalt war anfangs wenig aufregend. Einige warme Worte zu den vergangenen Sommerferien, ein kleiner Ausblick über die Themen im kommenden Schuljahr und dann der letzte Punkt: Wichtige Themen. Zunächst ebenfalls harmlos, der Schulbeginn am ersten Schultag (wohlgemerkt am nächsten Tag) und ganz wichtig (!) die Information, dass die Kinder doch unbedingt die Froschhandpuppen am ersten Schultag mitbringen müssen – versehen mit drei Ausrufezeichen. Mein erster Gedanke: Welche Froschhandpuppe, wovon redet die gute Frau? Eine kurze Nachfrage bei unserer Tochter brachte mich auch nicht weiter.  Ihre Antwort: “Mama, die habe ich Dir doch gezeigt, keine Ahnung, wo sie jetzt ist.” Die Lehrerin hat niemals gesagt, dass wir diese noch brauchen.” Kurzum, ich war Schuld. Leichte Panik stieg in mir auf und ich beschloss, in meiner Verzweiflung das zu tun, was ich nur in absoluten Ausnahmefällen mache: In der WhatsApp-Elterngruppe nachfragen.

Ich habe leider einen leichten Hang zur Selbst-Demontage und scheue mich in solchen Momenten nicht, schonungslos die Wahrheit zu sagen/schreiben. Sprich, dass ich keine Ahnung habe, was die Lehrerin von mir möchte. Aussehen, Materialien etc. Postwendend kam natürlich die Antwort der Supereltern, die natürlich sofort wussten, worum es ging und deren Kinder natürlich direkt am letzten Schultag die Froschhandpuppen zuhause abgegeben hatten. Unser Haus ist wohl das Chaotischste was es gibt. Aber es verliert nichts. Es sei denn, es wird bei Aufräumarbeiten weggeworfen. Mit Vorliebe von meinem Mann. Aber dieses Mal war er unschuldig. Also die gesamte Horde zusammengetrommelt und einen Suchauftrag inklusive Belohnung ausgegeben – inklusive Mülltonnen. Normalerweise funktioniert das.

Normalerweise. Natürlich fanden wir alles Mögliche, aber nicht die Puppe. Da war meine Entspannung dahin. Wenn Lehrer wüssten, was sie mit solchen Nachrichten auslösen…

Zwei liebe Mütter schickten direkt Bilder davon, damit ich wenigstens mal wusste, worüber wir sprachen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die liebe Yvonne, die versuchte, mir aus meiner misslichen Lage zu helfen. Es half aber alles nichts. Ich konnte diese hässliche Puppe aufgrund fehlender Materialien nicht neu basteln. 

Das Ende des Liedes war ein einigermaßen unglückliches Kind ohne Froschhandpuppe. Dazu eine genervte Mutter, die am Montag Morgen grüne Socken und Bastelmaterialien einkaufen durfte. Am Abend durfte sich unsere Tochter kreativ austoben und die Puppe nachbauen. Das alles für eine fünfminütige Vorstellung am nachfolgenden Dienstag für die neuen Erstklässler.

Fun Fact am Rande: In den Herbstferien habe ich sie gefunden. Sie lag in unserer riesigen Sockenkiste mit den einzelnen Socken.

Apfelkuchen

Was es im Alltag bedeutet, 10 Kinder zu haben. Wir haben vor Jahren einige Obstbäume gepflanzt. Unter anderem Apfelbäume. Bisher haben wir davon nicht allzu viel gehabt, weil einige Menschen offenbar der Meinung waren, dass man sich auf unserem eingezäunten Grundstück frei bedienen dürfte. Jahrelang konnten wir anhand umgetretenen Grases und leergepflückter Bäume lediglich die Arbeit, aber nicht die Früchte ‘genießen’. Unglaublich, was sich einige rausnehmen. Nachts wurden alle Obstbäume geerntet und das Obst eimerweise abtransportiert. Selbst das Gemüse aus dem eigenen Anbau wurde geklaut. Brombeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren, alles war weg. Das befeuert schlußendlich nur unseren Umzug, der bereits in Planung ist. Unsere Riesenschnauzer haben mittlerweile stattliche Größen und einen gewissen Ruf in der Umgebung, sodass wir dieses Jahr tatsächlich selbst ernten konnten. 

Nun haben wir also eigene Bio-Äpfel, die darauf warten, verarbeitet zu werden. Nachdem ich bereits Apfelmus gekocht hatte, kam ich also auf die Idee einen Apfelkuchen zu backen. Ausgerechnet an dem Tag, an dem unsere KiTa, aufgrund eines Betriebsausflugs, geschlossen hatte. Also waren die drei kleinsten Zwerge zuhause. Zwei davon konnte ich mit Karotten schälen beschäftigen. Aus irgendeinem Grund lieben sie das und waren mit Eifer bei der Sache. Während unser Teufelchen (und Jüngste) im Bunde sich die Zeit mit dem Ausräumen der Küchenschubladen vertrieb. Natürlich landete der Inhalt nicht nur in der gesamten Küche, nein, auch hinter den Schubladen.  Als Ergebnis kam man kaum noch an die Sachen heran und die Schubladen ließen sich auch nicht mehr schließen. Irgendwann konnte ich kaum noch durch die Küche laufen, alles lag voll. Die beiden Jungs hatten auch relativ schnell genug vom Schälen, sodass diese Beschäftigungstherapie ausgedient hatte. Zum Glück hatte die Paw Patrol ein paar wirklich wichtige Spezialaufträge zu erledigen und die Kinder durften pädagogisch wertvolle Problemlösungsstrategien durch Fernsehen lernen.

Während ich also weiter versuchte den Kuchen irgendwie fertig zu bekommen, und bester Dinge war, kamen mir blöderweise zwei volle Windeln und zweimal die Müllabfuhr dazwischen. Die Kinder lieben die Müllabfuhr. Traditionell müssen wir immer vor die Haustür und den, immer freundlichen, Müllmännern bei ihrer Arbeit zusehen, viel winken und quer durchs Dorf ‘Danke’ brüllen. Leicht genervt gab ich die Hoffnung nicht auf und versuchte weiter tapfer Äpfel zu schälen. Zumindest bis, ja bis unsere 14jährige Tochter eine sinnlose Diskussion über die Notwendigkeit, sie von ihrem SV-Tag (Schülervertretung) im Haus der Jugend abzuholen begann. Per WhatsApp Sprachnachrichten versteht sich. Bing, Bing, Bing, eine Nachricht nach der anderen kam rein. Sämtliche vernünftige Argumente meinerseits (inklusive perfekter Busverbindung) liefen ins Leere. Also griff ich auf die altmodische, aber stets wirksame, Androhung eines längeren Handyverbots zurück. Nicht sonderlich einfallsreich, aber effektiv. Trotzdem fehlte mir nun die Zeit, um den Kuchen zu beenden. 

Wie immer stand, nach dem Kochen die Fahrt nach Koblenz an, um unsere 8jährige Tochter zum Bahnhof zu bringen. Jeden Tag fährt sie, direkt nach der Schule, mit einem ihrer älteren Geschwister mit dem Zug nach Leverkusen ins Judo-Training. Heute musste ich zuvor noch die drei kleinen Monster davon überzeugen, dass man den (selbstgemachten) Karottensalat tatsächlich essen kann. Ganz wichtig war auch die mehrfache Zusicherung, dass der Krautsalat definitiv keine Tomaten, sondern rote Paprika enthält.  Nachdem dieser Punkt geklärt war, konnte ich mir allerdings anhören, dass rote Paprika mindestens genauso ungenießbar wäre wie es Tomaten sind. Zwei verschiedene Salate zum Mittagessen, hmm lecker Mama.

Nun also die Fahrt nach Koblenz und zurück und ich dachte wirklich, dass ich danach eine realistische Chance hätte, meinen Kuchen zu beenden. Weit gefehlt. Kaum wieder zu Hause angekommen, erklärte mir unser Erstgeborener, dass ich mich jetzt sofort um ihn kümmern müsse. Es ging ihm darum, mit ihm das Online-Banking einzurichten, um ihn anschließend zu seinem Minijob-Chef zu fahren, damit er dort etwas klären könne. Wieder 1 Stunde weg.

Zu allem Überfluss standen heute noch zwei Bewerbungen für die beiden Ältesten auf dem Plan. Nächster Versuch, den Kuchen in Angriff zu nehmen. Wo ist meine Küchenwaage hin? Das hat jetzt gerade noch gefehlt. Manche unserer Kinder backen und kochen hin und wieder selbst etwas, legen die Sachen aber nie wieder auf den richtigen Platz zurück. Alles liegt danach irgendwo. Ich könnte wahnsinnig werden.

Irgendwann hatte ich die Küchenwaage gefunden, da hörte ich nur:” Mama, Du musst ganz schnell kommen.” Ganz schlechte Vorzeichen aus dem Kinderbad. Die Erfahrung lehrt dazu nichts Gutes. Unser 12jähriger Sohn hatte festgestellt, dass der Abfluss des linken Waschbeckens nicht mehr funktionierte.  Sprich, das Wasser lief nicht ab. Kein Problem, das passiert ständig.  Pömpel drauf, pumpen, fertig. Eigentlich… diesmal aber nicht. 

Mir schwante bereits Böses. An sich ist die Vorgehensweise klar. Man nimmt sich eine Rohrzange und schraubt den Abfluss unten auf. 1. Knackpunkt: der Badezimmer-Unterschrank musste erst entmüllt werden, zweiter Knackpunkt: wo ist die Rohrzange?? Natürlich war diese, ähnlich wie die Küchenwaage, nicht an ihrem vorbestimmten Platz. Nach knapp 10 Minuten hatte ich sie aber tatsächlich gefunden. Also ran an den Abfluss. Unglaublich, was alles in ein Abflussrohr passt. Unsere Kinder kamen offenbar auf die Idee, eine leere Rolle Klopapier, einen Zahnbürsten-Aufsatz, eine Kinderzahnbürste, 2 Ohrenstäbchen und irgendwas undefinierbares (ich hoffe, es hat nicht mehr gelebt) in den Abfluss zu stopfen.

Gut, während ich diese Baustelle bereinigen wollte, wartete bereits das nächste Drama auf mich. Unser 8jähriger hatte sich, trotz ausdrücklichem Verbot ins Nachbardorf (über eine relativ stark befahrene Straße) aufgemacht. Einer seiner Freunde hatte ihm versprochen, dass er sein Fahrrad haben dürfte, wenn er es sich bei ihm zuhause abholen würde. Natürlich ließ er sich das nicht entgehen und er machte sich heimlich, still und leise auf den Weg. Blöderweise musste er kurz auf die Toilette und kam deswegen wieder nach Hause und ich hatte den richtigen Riecher. Kleinlaut entschuldigte er sich und natürlich hat sowas direkt Konsequenzen bei mir.

Ich schnappte ihn, nahm ihn mit zu seinen Freunden, die mir direkt berichteten, dass er das Fahrrad natürlich wieder zurückbringen müsse. Also packte ich das Fahrrad in den Kofferraum und brachte es zu seinem Freund. Selbstredend, dass unser Sohn die gesamte Fahrt Vorhaltungen meinerseits über sich ergehen lassen musste. In meinem Hinterkopf schwirrte die ganze Zeit der Apfelkuchen, der meiner Aufmerksamkeit bedurfte, um endlich fertig zu werden.

Nun meldete sich auch noch mein Mann vom Flughafen. Die Deutsche Bahn und die Lufthansa hatten Mal wieder seinen kompletten Terminkalender durcheinander gebracht. Kurzum, ich hatte noch eine Stunde, bevor er abgeholt werden musste. Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Die Hunde mussten noch raus und die Kleinen fertig gemacht werden. Wenn Papa nach Hause kommt, wollen alle mit, um ihn in Montabaur oder Koblenz abzuholen. So war es auch an diesem Tag. Alle waren in heller Vorfreude, denn es wartete sicher wieder eine Überraschung auf sie. Mein Mann bringt ihnen immer etwas mit. Also großer Bahnhof für ihn, meinen Mann eingeladen und ab nach Hause.

Nun hingen alle Kleinen an meinem Mann. Sehr gut, nun zurück zum Kuchen. Mama, wir schreiben morgen Mathe. Null Plan wie das geht. Schaust du Mal? Aber klar doch. Ich schaue mir das an, während meine Große zu mir sagt: “Mama, ich mache dir deinen Kuchen fertig”. Ich freute mich, es gibt sie doch, die schönen Momente im Wahnsinn. 

Das Ende der Sommerferien mit Adele

Die Sommerferien sind fast vorbei. Heute ist der letzte Tag. Am Freitag durften die Kindergarten-Zwerge auch nochmal zuhause bleiben (obwohl dieser bereits wieder geöffnet hatte), damit ich den morgigen Montag, wenn alle aus dem Haus sind, umso mehr genießen kann. 

Ich freue mich schon darauf, wenn die Großen heute Nachmittag ihren Schulranzen in die Hand nehmen und die ein oder andere Brotdose, die ich vermisse, wiederfinden werden. Bei den Grundschul-Zwergen war ich dieses Jahr cleverer und habe sie mir direkt am letzten Schultag aushändigen lassen. Die Großen habe ich mehrfach gewarnt. Seitdem diese ihr eigenes Geld verdienen, lasse ich mir verschimmelte Inhalte nebst Brotdosen, sowie verlorene oder zerstörte Schulbücher einfach direkt von Ihnen bezahlen. Ich bin sicher, auch sie werden es irgendwann lernen. Nun müssen heute nur noch die letzten Schulsachen (die natürlich gestern erst geliefert wurden, da sie vorgestern erst von mir bestellt wurden) verteilt werden und dann kann es morgen früh losgehen. Ich freue mich. 

Mindestens genauso sehr freue ich mich darüber, dass mein Mann und ich das letzte Wochenende genutzt haben, um gestern nach München zu fahren. Mit dem Zug, genauer gesagt mit dem ICE. Auf der Hinfahrt kam die schöne Ansage: ”Sollte ihr Sitznachbar also ein Gepäckstück sein, dann räumen Sie den Platz bitte frei für die stehenden bzw. liegenden Fahrgäste.” Jetzt, auf der Rückfahrt kam direkt zu Beginn die ebenfalls lustige Ansage: “Bitte beachten Sie, dass weder das ‘49 Euro-Ticket’, noch das ‚Habe-ich-nicht-gewusst-Ticket‘ für diesen Zug gültig sind. Man kennt seine Pappenheimer. 

In München waren wir wegen Adele. Ein phantastisches Event. Die Bezeichnung ‘Konzert’ beschreibt das nicht ansatzweise. Diese gesamte Show, die Technik, der durchgehend erstklassige Gesang, glasklarer Klang, die Stimmung, das Ganze zeigt eine neue Generation von Konzerten auf. Auch der Hin- und Rücktransport der Besucher spielt in seiner eigenen Liga.

Wie immer kamen wir an dem Veranstaltungsort an und ich fragte meinen Mann (ebenfalls wie immer), ob er Durst hätte. Wie immer kam die Antwort: “ Nein, momentan nicht. Später vielleicht. Wir gehen jetzt erstmal an unseren Platz.” Keine allzu lange Zeit später geht dann sein Geheule losgeht: “Hast Du auch so großen Durst, es sind ja schon Leute während eines Konzerts verdurstet.” “Fast alle trinken etwas.” “Schrecklich heiß, findest du nicht?” Kannst du ein Konzert mit großem Durst genießen?” “Ich habe kaum noch Stimme, es geht zu wie in der Wüste”. “Mitsingen unmöglich “. So geht das im Zweiminuten-Rhythmus. Jedes einzelne unserer Kinder kann nicht halb so sehr nerven wie er. Anfangs ignoriere ich ihn immer noch, aber wie bei den Kindern, wird sein Gequengel immer lauter. Ständig schaut er zu mir rüber. Irgendwann bin ich dann so genervt, dass ich aufstehe und gehe. Natürlich komme ich dann immer erst wieder kurz vor Konzertbeginn zurück. Was sagt mein Mann: “Wo warst du denn so lange?”. Es ist unfassbar.

Jetzt fragt man sich natürlich warum ich das mache… Erstens, weil ich die vorwurfsvollen Blicke der Umstehenden (meist Männer) irgendwann nicht mehr ignorieren kann und zweitens, weil mein Mann niemals wieder den Platz findet und er blöderweise die Hotel-Zimmerkarte bei sich hat. Das muss ich wirklich dringend ändern in Zukunft. Zudem stachelt er in kürzester Zeit alle in seiner Umgebung gegen mich auf: “Kein Wunder, dass heutzutage so viele Ehen scheitern.” Irgendwann war es dann soweit. In der Waldbühne Berlin bei Dieter Thomas Kuhn wurde er von einem Feministinnentrio auf sein Geheule angesprochen. “Geh doch selber”. Seine Antwort: “Geht nicht, hab heute Hochzeitstag”. Ja, das hat er wirklich gesagt und es war auch so. Die 40-50 Jährigen Damen waren nun endgültig völlig schockiert. “”Aber sollte es gerade an so einem Tag nicht gerade anders sein?” “Nein, wieso?” Ich bin jetzt schließlich 17 Jahre glücklich verheiratet. Trifft hier nicht auf alle zu, wie ich vermute. Jetzt ist mir auch klar, warum“. Ein wunder Punkt wurde getroffen und die Damen waren nun vollends bedient. Man kann ihn einfach nirgends mit hinnehmen.

Eine Zugfahrt, die ist lustig…

Mein Mann und ich befinden uns auf der Rückfahrt von Berlin nach Koblenz. Mit dem Zug. Genauer gesagt mit dem ICE. Bisher läuft alles gut. Die Hinfahrt war ein bisschen aufregender.

Zu unserer großen Überraschung kam der ICE pünktlich. Weniger überraschend war für uns die Tatsache, dass wir nach der Hälfte der Fahrtzeit bereits 59 Min Verspätung hatten. Mein Mann freute sich sehr. Schließlich fuhr der Zug überhaupt, es gab einen Lokführer und die Klimaanlage funktionierte. 

Nur eine Stunde Verspätung ist heutzutage als nahezu pünktlich zu werten.

Unser Zug konnte natürlich nichts für die Verspätung. Ein technischer Defekt unseres Triebwagens machte eine Drehung auf der Kölner Südbrücke nötig, sodass ein Tausch vorgenommen werden konnte. Das konnte nun wirklich niemand einplanen. Auch der Defekt eines weiteren ICEs, dessen Fahrgäste nicht so viel Glück hatten und nun umsteigen mussten, konnte niemand voraussehen. Diese Fahrgäste wurden nämlich in unseren bereits gut gefüllten ICE mit aufgenommen. Deshalb kam direkt die Durchsage, dass man doch bitte alle freien Plätze wirklich frei räumen sollte, damit sich möglichst viele Menschen setzen können. Neben dem humanitären Aspekt spielte die Sicherheit offenbar auch eine Rolle. Solange die Gänge nicht frei zu durchqueren waren, konnten wir auch nicht weiterfahren. 

Nachdem eine weitere Durchsage die verspätete Verfügbarkeit des Bordbistros mit den verlockenden Worten:” Meine charmanten Kollegen erwarten Sie dort.” angekündigt hatte, wollte ich diese charmanten Damen und Herren doch mal kennenlernen. Ich wollte mir nur kurz einen Cappuccino holen. Zum Glück war ich bereits kurz vor Bielefeld auf die Idee gekommen. Wäre ich auch nur etwas später gegangen, wäre ich vor der Ankunft in Berlin wahrscheinlich nicht zurück am Platz gewesen. 

Erste Erkenntnis: Gepäckablagen sind in Wirklichkeit Fahrgäste-Ablagen, unter und auf denen man problemlos liegen kann. Zweite Erkenntnis: ICEs können sehr wohl auch mit zugestellten Gängen fahren. Dritte Erkenntnis: Kaffeeautomaten in ICEs funktionieren, wenn man mit der Hand kräftig dagegen schlägt. Vierte Erkenntnis: Die Dame und der Herr im Bordbistro waren definitiv nicht charmant, dafür aber sehr, sehr, sehr langsam. Das wiederum führte mich zu Erkenntnis Nr. 5: Mein Mann ist nicht der Richtige, wenn es darum geht, anderen Mitfahrenden klar zu machen, dass der Platz neben ihm durch mich eigentlich besetzt ist (wiederholt, andauernd), obwohl ich eine gefühlte Ewigkeit für einen Cappuccino unterwegs war. Und schon gar nicht, wenn manche Menschen ihm nicht direkt glauben. Aber egal, seine Laune war trotzdem noch gut.

Durch seine vielen, vielen Bahnfahrten über die Jahre ist er abgehärtet. Neben den üblichen Ausfällen oder Verspätungen im “normalen” Rahmen hatte er schon Mal eine 8-stündige Verspätung mit Übernachtung im Fernbahnhof Frankfurt, war in einem stockfinsteren Tunnel mit dem Zug liegen geblieben, der zudem auch keinen Strom mehr hatte, somit alles doppelt dunkel. Ein anderes Mal musste er auf freiem Feld den Zug wegen eines Brandes verlassen. Legendär war auch jene Durchsage, dass sich die Abfahrt aufgrund fehlender Fahrplanunterlagen verzögerte. Lautstarke Telefonate anderer Mitreisender ertragen zu müssen, trotz Ruheabteil, heutzutage Standard. Ein echtes Highlight hingegen waren übergelaufene Toiletten, deren Inhalt (groß und klein) sich auf den Gängen verteilte. Jugendliche, die ihre Füße nebst Schuhen auf den Sitzen ablegen und auf freundliche Hinweise absolut nicht reagieren. Ebenfalls Standard. Hinweise jedweder Art können sie ja auch gar hören, Generation Dauerbeschallung des Trommelfells.

Es ist also immer eine Frage des Blickwinkels. Insofern war die Fahrt doch ein wahres Vergnügen. 

Pfandautomaten

Ich hasse es unsere Leergutflaschenberge abzugeben. Erst wenn die Kinder regelmäßig über leere Flaschen fallen, die Hunde die Plastikflaschen in den Garten tragen oder nachts darauf liegen und das ganze Haus dadurch wach wird, die Kinder damit Fußball spielen und ALLE mich vorwurfsvoll ansehen, schleppe ich mich mies gelaunt an den nächsten Leergutautomaten. Natürlich sind immer auch noch halbvolle Flaschen dabei oder komplett zerdrückte Exemplare. Selbstredend auch diverse Exemplare ohne Banderole. Schön sind auch die Flaschen, die bereits von den Hunden zerkaut mehrere Tage im Garten gelegen haben – inklusive tierischer Untermieter. Mein persönliches Highlight. 

Also stehe ich dann mies gelaunt, mit mehreren 50 Liter Säcken voll mit leeren Flaschen da, und verfluche mich selbst, weil ich wieder so lange gewartet habe. Ich bin einigermaßen stolz, dass unsere Kinder das Prinzip der freien Marktwirtschaft verstanden haben. Meine verzweifelte Situation wird direkt ausgenutzt, indem mir Angebote unterbreitet werden. Zum Beispiel: ‘für 5 % des gesamten Leergutpfand-Betrags gebe ich es ab’. Glücklicherweise sind die meisten unserer Kinder in Mathematik nicht allzu gut und ich kann die Angebote problemlos annehmen. 

Hin und wieder muss ich es aber alleine durchstehen. Und dann stehe ich ewig da und ärgere mich über sämtliche Fehlermeldungen, die diese Automaten aufbieten können (QR-Code nicht erkannt, diese Flasche wird nicht zurück genommen etc). Zusätzlich ärgere ich mich über die Kinder, die die Flaschen halbvoll in die Säcke stecken (bitte entleeren Sie das Gebinde). Noch schlimmer sind immer die zerknüllten Flaschen, die ich erst mit viel Ausdauer versuche wieder in die ursprüngliche Form zu bringen, was aber eigentlich nie klappt.  Also muss ich sie wieder aufpusten. Ist das eklig. Natürlich immer mit den Fingern über dem Verschluss, sodass ich diesen bloß nicht mit den Lippen berühre. Das macht einen Riesenlärm und häufig erschrecken sich die umstehenden Personen. Peinlich… allerdings bin ich immer ganz kurz davor irgendwann den Satz zu bringen: ‘Tja, blasen kann ich’. Irgendwann traue ich mich.

Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum wir keine Glasflaschen verwenden. Dafür gibt’s ausreichend Gründe. Erstens ist es viel zu gefährlich. Höchst wahrscheinlich würden mehrere Flaschen pro Tag auf dem Boden landen, nicht auszudenken. Dazu käme ein Platzproblem und von den höheren Kosten ganz zu schweigen. Kommt also nicht Frage. In dem Moment, in dem mein Mann sich von den Flaschen eingeschränkt fühlt, räumt er alles in den Kofferraum. Wer also als nächstes fahren muss, ist allein schon von der Geräuschkulisse während der Fahrt so genervt, dass der nächste Halt der Pfandautomat ist. 

Und täglich grüßt das Murmeltier…

Meine Vorstellung der Hölle

Laut Wikipedia ist die Hölle nach traditionellen Vorstellungen des Christentums ein Ort der Qual, an welchen Übeltäter nach dem Tod gelangen, bevölkert von Dämonen und dem Teufel.

Meine Vorstellung der Hölle ist ganz anders: Ein letzter Schultag vor sechs Wochen Sommerferien und an dem auch noch Zeugnisse ausgegeben werden; an dem Schulbücher bestellt werden müssen; Schulmaterialien umd Schulbuchlisten überprüft werden müssen und das Ganze jedem Kind zugeordnet werden muss. Schlimmer geht es kaum. Und der ganze Alptraum in Endlosschleife. Davon habe ich in der Tat schon geträumt, ich weiß genau warum.

Auch dieses Jahr war es Mal wieder soweit. Die Aussicht auf sechs Wochen ohne Schule ist schon erschreckend genug und es beginnen direkt die Diskussionen über die Zeugnisse. Eltern: “Was ist das denn?” “Du verstehst das Prinzip: Je kleiner die Zahl, desto besser die Note?” “Je größer die Zahl desto schlechter!” 

Kinder: “Was soll denn das jetzt?” “Du verstehst die Bedeutung von ausreichend? Eben genau, das reicht aus!” “Nicht Sitzengeblieben, also was willst Du von mir?” Als kleine Strafe bekommen unsere faulen Süßen Ferienprogramm. Ohne Fleiß kein Preis und ‘Leistung bedingt Gegenleistung’ muss langsam in die Köpfe. Nächstes Jahr beginnt für die Ersten der sogenannte Ernst des Lebens. Früh raus und spät nach Haus. Dazu immer recht freundlich und fleißig. Wie das gehen soll, ist mir bereits heute ein Rätsel. Jetzt, nachdem die ersten vier Wochen an der Front vergangen sind, ist die Stimmung nicht mehr die beste. Dunkle Wolken ziehen auf im Pubertätsköpfchen. Frei nach dem Motto: Diese Sch… soll ich jeden Tag machen? Und dann noch für so wenig Kohle?” Tja ja, welcome to reality. Und es geht munter weiter, Woche für Woche. Immer etwas Neues, die gesamten Ferien. Bis es “Klick” macht im Köpfchen.

Nicht nur für die großen Kinder sind die Ferien kein Zuckerschlecken. Auch ich bekomme Nebenjobs. Dazu gehört unter anderem die lästige Schulbuchbestellung. Da ich unsere Kinder nun lange genug kenne, habe ich es mir angewöhnt, neben der regulären Schulbuchausleihe, die wichtigsten Bücher (Mathe, Englisch und je nachdem Französisch) zusätzlich gebraucht zu besorgen. Erstens um die ‘offiziellen’ Bücher vor unseren Kindern zu schützen und zweitens um Ausreden wie ‘ich kann am Wochenende leider nicht für die Arbeit am Montag lernen weil mein Buch in der Schule ist’, oder ‘Hausaufgaben erledigen ist leider nicht möglich, weil das Buch verschwunden ist’, im Vorfeld zu verhindern.

Viele fassungslose Momente haben mich zu dieser Taktik gebracht.

Also muss ich erstmal die Schulbuchlisten auf Richtigkeit überprüfen, um anschließend sämtliche gängigen Internetportale nach gebrauchten Büchern zu durchsuchen. Damit ist aber nur ein kleiner Teil der Aufgabe erledigt. Manchmal finde ich auf ‘Kleinanzeigen’ interessante Angebote. Diese werden jedoch häufig ohne ISBN-Nr. aufgegeben, sodass ich fast alle Anbieter nochmal anschreiben muss, um dann doch die Hälfte der Angebote als unpassend zu verifizieren. Wenn das dann endlich erledigt ist, müssen die regulären Schulbücher, Workbooks etc. bestellt werden. Das Ganze sieben Mal. Der reinste Horror und zudem sehr zeitaufwendig. 

Damit aber nicht genug. Die Materiallisten der jeweiligen Klassen müssen ebenfalls auf Bedarf überprüft werden. Ich liebe es, wenn ich Listen bekomme auf denen sechs verschieden farbige Schnellhefter aufgeführt werden, die man natürlich nirgendwo als günstiges Set bekommt. Alle gängigen Discounter bieten Schnellhefter-Sets an. Immer mit den gleichen Farben. Rot, grün, blau, gelb, Weiß und braun. Aber niemals schwarz und rosa etc. Auf jeder Materialliste wird aber immer ein schwarzer Schnellhefter gefordert. Als unerfahrene und unmündige Mutter unseres ältesten Sohnes habe ich zu Beginn tatsächlich noch einen separaten schwarzen Schnellhefter gekauft. Aber nur ein Mal, im ersten Schuljahr. Seitdem sind unsere Kinder offensichtlich die einzigen Kinder, die prinzipiell braune Schnellhefter einsetzen anstelle schwarzer. Gehen Grundschullehrer eigentlich niemals einkaufen? Ist noch nie einem einzigen Grundschullehrer aufgefallen, dass die Sets immer nur braune Schnellhefter beinhalten? Und ist die Farbwahl nicht völlig sch egal?

Wenn ich dann mit ansehen muss, wieviele dieser ach so wichtigen Bücher und Materialien überhaupt nicht benutzt werden, steigt mir der Kamm. Schlussendlich verursachen auch diese Materialien enorme Kosten und das in einer Welt, in der es gerade gar nicht nachhaltig genug sein kann.

Fast noch schlimmer als der Tag der Schulbuch-Bestellungen ist der Tag, an dem die bestellten Sachen ankommen bzw für den ersten Schultag gerichtet werden müssen. Der gesamte riesige Esstisch ist dann mit den o. g. Bestellungen und Materialien zugepackt und ich muss alles den einzelnen Kindern zuordnen. In Wirklichkeit gibt es genau dafür 6 Wochen Sommerferien. 

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