Bis-Eins-Heult

Erfahrungsberichte vom (Über-)Leben mit 10 Kindern, 2 Riesenschnauzern und meinem sehr speziellen Ehemann

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Deponie Disko

Wie in vielen anderen Haushalten auch, sammelt sich bei uns immer eine Menge Müll an. Hin und wieder muss dieser dann zur Deponie. Manchmal fährt mein Mann mit dem Großen, manchmal ich. In jedem Falle muss er mit, sprich den Müll ein- und ausladen. Wichtig dabei war eigentlich nur, dass ich aus dem Haus war. Mein Mann alleine mit den Kinder, hm, mich begleitete ein ungutes Gefühl. Er ist sowas wie ein großer Michel aus Lönneberga. Ein unfassbarer Kindskopf.

Es war Samstag Morgen 10.00 Uhr. Ich machte mich also auf den Weg zur Deponie. Danach einkaufen und noch schnell in den Baumarkt. Eine meiner Großen sollte auf die Kleinen aufpassen, doch dazu kam es nicht. Wenn ich unterwegs bin, besteht eine Standleitung nach Hause. Festnetz, Handy, WhatsApp, ich werde über alle Kanäle auf dem Laufenden gehalten. So wurde mir auch zugetragen, dass alle 5 Kleinen oben beim Papa seien. So ist es immer und soweit keine Überraschung. Aus dem Bad oben wäre sehr laute Musik zu hören. Jetzt wurde ich zum ersten Mal hellhörig. Irgendwann kam ich wieder nach Hause und hörte schon auf dem Parkplatz die Musik. Die war so laut, dass ich sogar den Titel erkannte. Narcotic von Liquido lief in Dauerschleife. Jetzt gingen mir alle Alarmlampen an. Einkäufe im Auto gelassen und sofort hoch, nachsehen was los ist.

Ich traute meinen Augen nicht. Ich bin ja wirklich einiges gewöhnt von meinem Mann, aber es wird immer schlimmer. Der Holzboden im Flur stand unter Wasser. Das Badezimmer glich der Titanic kurz vor dem Untergang. Wasser, überall Wasser. Was war passiert? Mein Mann kam um 10.00 Uhr auf die Idee, sich in die Badewanne zu legen. Wie immer dauerte es nicht lange und alle Kleinen waren bei ihm. Full House in der Wanne. Irgendwann stieg mein Mann aus. Jedes Mal macht er dann irgendwelchen Blödsinn. Dieses Mal studierte er eine Choreo zur besagten Musik ein. Jedes Mal beim Refrain sollten sich die Kleinen hinstellen und sich in die Wanne fallen lassen, bzw. drin herumspringen.

Es dauerte nicht lange, bis alles völlig eskalierte. Die Kleinen hatten den Spaß ihres Lebens und die zuvor randvolle Wanne leerte sich zusehends. Mein Mann filmte alles und sprach nach jeder Runde die notwendigen Änderungen an der Choreo mit den Kleinen durch. Ich dachte wirklich, ich hätte alles gesehen, aber das toppte alles. Ich kam mir vor wie im Schwimmbad. Es brauchte über 30 Handtücher, um alles wieder halbwegs trocken zu bekommen. Zwischenzeitlich lief das Wasser sogar die Treppe runter. Ich war vollkommen sprachlos. Dann konnte ich mich auch noch beschimpfen lassen, nachdem ich alle aus der fast leeren Wanne holte und zum Aufräumen verdonnerte. Musik aus und noch ein paar knackige Worte in Richtung meines Mannes. Dem war das, wie zu erwarten war, völlig egal. Es hatte sich wieder Mal eine Symbiose aus ihm und den Kindern gegen mich gebildet. Dazu später mehr. Aber eines muss ich ihm lassen, die Kleinen waren glücklich, sehr glücklich sogar. 

Froschhandpuppe

Kleiner Nachtrag zu den Sommerferien:

Dieses Jahr war ich ausnahmsweise richtig früh mit den Schulbuch-Bestellungen. Ich hatte fast alle Materialien rechtzeitig bestellt und die meisten rechtzeitig geliefert bekommen. Freitags vor dem Schulbeginn hatte ich alle Schulsachen/Schulranzen bon den Kindern richten lassen. Ich hatte zudem Sonntags alle benötigten Kleidungsstücke (Schuhe, gleiche Socken, Jacken, Hosen etc) und Brotdosen vorbereitet und fühlte mich damit perfekt vorbereitet für den kommenden Tag. Ein Novum sozusagen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass das völlig untypisch ist. Allen voran mein Mann.

Ich befand mich also in einem Zustand der tiefen Entspannung mit der zusätzlichen Aussicht darauf, dass alle Kinder am nächsten Tag wieder aus dem Haus sind. Bis… um 16:51 Uhr eine Nachricht der Klassenlehrerin unserer (ab diesem Jahr) Viertklässlerin aufpoppte. Der Inhalt war anfangs wenig aufregend. Einige warme Worte zu den vergangenen Sommerferien, ein kleiner Ausblick über die Themen im kommenden Schuljahr und dann der letzte Punkt: Wichtige Themen. Zunächst ebenfalls harmlos, der Schulbeginn am ersten Schultag (wohlgemerkt am nächsten Tag) und ganz wichtig (!) die Information, dass die Kinder doch unbedingt die Froschhandpuppen am ersten Schultag mitbringen müssen – versehen mit drei Ausrufezeichen. Mein erster Gedanke: Welche Froschhandpuppe, wovon redet die gute Frau? Eine kurze Nachfrage bei unserer Tochter brachte mich auch nicht weiter.  Ihre Antwort: “Mama, die habe ich Dir doch gezeigt, keine Ahnung, wo sie jetzt ist.” Die Lehrerin hat niemals gesagt, dass wir diese noch brauchen.” Kurzum, ich war Schuld. Leichte Panik stieg in mir auf und ich beschloss, in meiner Verzweiflung das zu tun, was ich nur in absoluten Ausnahmefällen mache: In der WhatsApp-Elterngruppe nachfragen.

Ich habe leider einen leichten Hang zur Selbst-Demontage und scheue mich in solchen Momenten nicht, schonungslos die Wahrheit zu sagen/schreiben. Sprich, dass ich keine Ahnung habe, was die Lehrerin von mir möchte. Aussehen, Materialien etc. Postwendend kam natürlich die Antwort der Supereltern, die natürlich sofort wussten, worum es ging und deren Kinder natürlich direkt am letzten Schultag die Froschhandpuppen zuhause abgegeben hatten. Unser Haus ist wohl das Chaotischste was es gibt. Aber es verliert nichts. Es sei denn, es wird bei Aufräumarbeiten weggeworfen. Mit Vorliebe von meinem Mann. Aber dieses Mal war er unschuldig. Also die gesamte Horde zusammengetrommelt und einen Suchauftrag inklusive Belohnung ausgegeben – inklusive Mülltonnen. Normalerweise funktioniert das.

Normalerweise. Natürlich fanden wir alles Mögliche, aber nicht die Puppe. Da war meine Entspannung dahin. Wenn Lehrer wüssten, was sie mit solchen Nachrichten auslösen…

Zwei liebe Mütter schickten direkt Bilder davon, damit ich wenigstens mal wusste, worüber wir sprachen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die liebe Yvonne, die versuchte, mir aus meiner misslichen Lage zu helfen. Es half aber alles nichts. Ich konnte diese hässliche Puppe aufgrund fehlender Materialien nicht neu basteln. 

Das Ende des Liedes war ein einigermaßen unglückliches Kind ohne Froschhandpuppe. Dazu eine genervte Mutter, die am Montag Morgen grüne Socken und Bastelmaterialien einkaufen durfte. Am Abend durfte sich unsere Tochter kreativ austoben und die Puppe nachbauen. Das alles für eine fünfminütige Vorstellung am nachfolgenden Dienstag für die neuen Erstklässler.

Fun Fact am Rande: In den Herbstferien habe ich sie gefunden. Sie lag in unserer riesigen Sockenkiste mit den einzelnen Socken.

Apfelkuchen

Was es im Alltag bedeutet, 10 Kinder zu haben. Wir haben vor Jahren einige Obstbäume gepflanzt. Unter anderem Apfelbäume. Bisher haben wir davon nicht allzu viel gehabt, weil einige Menschen offenbar der Meinung waren, dass man sich auf unserem eingezäunten Grundstück frei bedienen dürfte. Jahrelang konnten wir anhand umgetretenen Grases und leergepflückter Bäume lediglich die Arbeit, aber nicht die Früchte ‘genießen’. Unglaublich, was sich einige rausnehmen. Nachts wurden alle Obstbäume geerntet und das Obst eimerweise abtransportiert. Selbst das Gemüse aus dem eigenen Anbau wurde geklaut. Brombeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren, alles war weg. Das befeuert schlußendlich nur unseren Umzug, der bereits in Planung ist. Unsere Riesenschnauzer haben mittlerweile stattliche Größen und einen gewissen Ruf in der Umgebung, sodass wir dieses Jahr tatsächlich selbst ernten konnten. 

Nun haben wir also eigene Bio-Äpfel, die darauf warten, verarbeitet zu werden. Nachdem ich bereits Apfelmus gekocht hatte, kam ich also auf die Idee einen Apfelkuchen zu backen. Ausgerechnet an dem Tag, an dem unsere KiTa, aufgrund eines Betriebsausflugs, geschlossen hatte. Also waren die drei kleinsten Zwerge zuhause. Zwei davon konnte ich mit Karotten schälen beschäftigen. Aus irgendeinem Grund lieben sie das und waren mit Eifer bei der Sache. Während unser Teufelchen (und Jüngste) im Bunde sich die Zeit mit dem Ausräumen der Küchenschubladen vertrieb. Natürlich landete der Inhalt nicht nur in der gesamten Küche, nein, auch hinter den Schubladen.  Als Ergebnis kam man kaum noch an die Sachen heran und die Schubladen ließen sich auch nicht mehr schließen. Irgendwann konnte ich kaum noch durch die Küche laufen, alles lag voll. Die beiden Jungs hatten auch relativ schnell genug vom Schälen, sodass diese Beschäftigungstherapie ausgedient hatte. Zum Glück hatte die Paw Patrol ein paar wirklich wichtige Spezialaufträge zu erledigen und die Kinder durften pädagogisch wertvolle Problemlösungsstrategien durch Fernsehen lernen.

Während ich also weiter versuchte den Kuchen irgendwie fertig zu bekommen, und bester Dinge war, kamen mir blöderweise zwei volle Windeln und zweimal die Müllabfuhr dazwischen. Die Kinder lieben die Müllabfuhr. Traditionell müssen wir immer vor die Haustür und den, immer freundlichen, Müllmännern bei ihrer Arbeit zusehen, viel winken und quer durchs Dorf ‘Danke’ brüllen. Leicht genervt gab ich die Hoffnung nicht auf und versuchte weiter tapfer Äpfel zu schälen. Zumindest bis, ja bis unsere 14jährige Tochter eine sinnlose Diskussion über die Notwendigkeit, sie von ihrem SV-Tag (Schülervertretung) im Haus der Jugend abzuholen begann. Per WhatsApp Sprachnachrichten versteht sich. Bing, Bing, Bing, eine Nachricht nach der anderen kam rein. Sämtliche vernünftige Argumente meinerseits (inklusive perfekter Busverbindung) liefen ins Leere. Also griff ich auf die altmodische, aber stets wirksame, Androhung eines längeren Handyverbots zurück. Nicht sonderlich einfallsreich, aber effektiv. Trotzdem fehlte mir nun die Zeit, um den Kuchen zu beenden. 

Wie immer stand, nach dem Kochen die Fahrt nach Koblenz an, um unsere 8jährige Tochter zum Bahnhof zu bringen. Jeden Tag fährt sie, direkt nach der Schule, mit einem ihrer älteren Geschwister mit dem Zug nach Leverkusen ins Judo-Training. Heute musste ich zuvor noch die drei kleinen Monster davon überzeugen, dass man den (selbstgemachten) Karottensalat tatsächlich essen kann. Ganz wichtig war auch die mehrfache Zusicherung, dass der Krautsalat definitiv keine Tomaten, sondern rote Paprika enthält.  Nachdem dieser Punkt geklärt war, konnte ich mir allerdings anhören, dass rote Paprika mindestens genauso ungenießbar wäre wie es Tomaten sind. Zwei verschiedene Salate zum Mittagessen, hmm lecker Mama.

Nun also die Fahrt nach Koblenz und zurück und ich dachte wirklich, dass ich danach eine realistische Chance hätte, meinen Kuchen zu beenden. Weit gefehlt. Kaum wieder zu Hause angekommen, erklärte mir unser Erstgeborener, dass ich mich jetzt sofort um ihn kümmern müsse. Es ging ihm darum, mit ihm das Online-Banking einzurichten, um ihn anschließend zu seinem Minijob-Chef zu fahren, damit er dort etwas klären könne. Wieder 1 Stunde weg.

Zu allem Überfluss standen heute noch zwei Bewerbungen für die beiden Ältesten auf dem Plan. Nächster Versuch, den Kuchen in Angriff zu nehmen. Wo ist meine Küchenwaage hin? Das hat jetzt gerade noch gefehlt. Manche unserer Kinder backen und kochen hin und wieder selbst etwas, legen die Sachen aber nie wieder auf den richtigen Platz zurück. Alles liegt danach irgendwo. Ich könnte wahnsinnig werden.

Irgendwann hatte ich die Küchenwaage gefunden, da hörte ich nur:” Mama, Du musst ganz schnell kommen.” Ganz schlechte Vorzeichen aus dem Kinderbad. Die Erfahrung lehrt dazu nichts Gutes. Unser 12jähriger Sohn hatte festgestellt, dass der Abfluss des linken Waschbeckens nicht mehr funktionierte.  Sprich, das Wasser lief nicht ab. Kein Problem, das passiert ständig.  Pömpel drauf, pumpen, fertig. Eigentlich… diesmal aber nicht. 

Mir schwante bereits Böses. An sich ist die Vorgehensweise klar. Man nimmt sich eine Rohrzange und schraubt den Abfluss unten auf. 1. Knackpunkt: der Badezimmer-Unterschrank musste erst entmüllt werden, zweiter Knackpunkt: wo ist die Rohrzange?? Natürlich war diese, ähnlich wie die Küchenwaage, nicht an ihrem vorbestimmten Platz. Nach knapp 10 Minuten hatte ich sie aber tatsächlich gefunden. Also ran an den Abfluss. Unglaublich, was alles in ein Abflussrohr passt. Unsere Kinder kamen offenbar auf die Idee, eine leere Rolle Klopapier, einen Zahnbürsten-Aufsatz, eine Kinderzahnbürste, 2 Ohrenstäbchen und irgendwas undefinierbares (ich hoffe, es hat nicht mehr gelebt) in den Abfluss zu stopfen.

Gut, während ich diese Baustelle bereinigen wollte, wartete bereits das nächste Drama auf mich. Unser 8jähriger hatte sich, trotz ausdrücklichem Verbot ins Nachbardorf (über eine relativ stark befahrene Straße) aufgemacht. Einer seiner Freunde hatte ihm versprochen, dass er sein Fahrrad haben dürfte, wenn er es sich bei ihm zuhause abholen würde. Natürlich ließ er sich das nicht entgehen und er machte sich heimlich, still und leise auf den Weg. Blöderweise musste er kurz auf die Toilette und kam deswegen wieder nach Hause und ich hatte den richtigen Riecher. Kleinlaut entschuldigte er sich und natürlich hat sowas direkt Konsequenzen bei mir.

Ich schnappte ihn, nahm ihn mit zu seinen Freunden, die mir direkt berichteten, dass er das Fahrrad natürlich wieder zurückbringen müsse. Also packte ich das Fahrrad in den Kofferraum und brachte es zu seinem Freund. Selbstredend, dass unser Sohn die gesamte Fahrt Vorhaltungen meinerseits über sich ergehen lassen musste. In meinem Hinterkopf schwirrte die ganze Zeit der Apfelkuchen, der meiner Aufmerksamkeit bedurfte, um endlich fertig zu werden.

Nun meldete sich auch noch mein Mann vom Flughafen. Die Deutsche Bahn und die Lufthansa hatten Mal wieder seinen kompletten Terminkalender durcheinander gebracht. Kurzum, ich hatte noch eine Stunde, bevor er abgeholt werden musste. Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Die Hunde mussten noch raus und die Kleinen fertig gemacht werden. Wenn Papa nach Hause kommt, wollen alle mit, um ihn in Montabaur oder Koblenz abzuholen. So war es auch an diesem Tag. Alle waren in heller Vorfreude, denn es wartete sicher wieder eine Überraschung auf sie. Mein Mann bringt ihnen immer etwas mit. Also großer Bahnhof für ihn, meinen Mann eingeladen und ab nach Hause.

Nun hingen alle Kleinen an meinem Mann. Sehr gut, nun zurück zum Kuchen. Mama, wir schreiben morgen Mathe. Null Plan wie das geht. Schaust du Mal? Aber klar doch. Ich schaue mir das an, während meine Große zu mir sagt: “Mama, ich mache dir deinen Kuchen fertig”. Ich freute mich, es gibt sie doch, die schönen Momente im Wahnsinn. 

Das Ende der Sommerferien mit Adele

Die Sommerferien sind fast vorbei. Heute ist der letzte Tag. Am Freitag durften die Kindergarten-Zwerge auch nochmal zuhause bleiben (obwohl dieser bereits wieder geöffnet hatte), damit ich den morgigen Montag, wenn alle aus dem Haus sind, umso mehr genießen kann. 

Ich freue mich schon darauf, wenn die Großen heute Nachmittag ihren Schulranzen in die Hand nehmen und die ein oder andere Brotdose, die ich vermisse, wiederfinden werden. Bei den Grundschul-Zwergen war ich dieses Jahr cleverer und habe sie mir direkt am letzten Schultag aushändigen lassen. Die Großen habe ich mehrfach gewarnt. Seitdem diese ihr eigenes Geld verdienen, lasse ich mir verschimmelte Inhalte nebst Brotdosen, sowie verlorene oder zerstörte Schulbücher einfach direkt von Ihnen bezahlen. Ich bin sicher, auch sie werden es irgendwann lernen. Nun müssen heute nur noch die letzten Schulsachen (die natürlich gestern erst geliefert wurden, da sie vorgestern erst von mir bestellt wurden) verteilt werden und dann kann es morgen früh losgehen. Ich freue mich. 

Mindestens genauso sehr freue ich mich darüber, dass mein Mann und ich das letzte Wochenende genutzt haben, um gestern nach München zu fahren. Mit dem Zug, genauer gesagt mit dem ICE. Auf der Hinfahrt kam die schöne Ansage: ”Sollte ihr Sitznachbar also ein Gepäckstück sein, dann räumen Sie den Platz bitte frei für die stehenden bzw. liegenden Fahrgäste.” Jetzt, auf der Rückfahrt kam direkt zu Beginn die ebenfalls lustige Ansage: “Bitte beachten Sie, dass weder das ‘49 Euro-Ticket’, noch das ‚Habe-ich-nicht-gewusst-Ticket‘ für diesen Zug gültig sind. Man kennt seine Pappenheimer. 

In München waren wir wegen Adele. Ein phantastisches Event. Die Bezeichnung ‘Konzert’ beschreibt das nicht ansatzweise. Diese gesamte Show, die Technik, der durchgehend erstklassige Gesang, glasklarer Klang, die Stimmung, das Ganze zeigt eine neue Generation von Konzerten auf. Auch der Hin- und Rücktransport der Besucher spielt in seiner eigenen Liga.

Wie immer kamen wir an dem Veranstaltungsort an und ich fragte meinen Mann (ebenfalls wie immer), ob er Durst hätte. Wie immer kam die Antwort: “ Nein, momentan nicht. Später vielleicht. Wir gehen jetzt erstmal an unseren Platz.” Keine allzu lange Zeit später geht dann sein Geheule losgeht: “Hast Du auch so großen Durst, es sind ja schon Leute während eines Konzerts verdurstet.” “Fast alle trinken etwas.” “Schrecklich heiß, findest du nicht?” Kannst du ein Konzert mit großem Durst genießen?” “Ich habe kaum noch Stimme, es geht zu wie in der Wüste”. “Mitsingen unmöglich “. So geht das im Zweiminuten-Rhythmus. Jedes einzelne unserer Kinder kann nicht halb so sehr nerven wie er. Anfangs ignoriere ich ihn immer noch, aber wie bei den Kindern, wird sein Gequengel immer lauter. Ständig schaut er zu mir rüber. Irgendwann bin ich dann so genervt, dass ich aufstehe und gehe. Natürlich komme ich dann immer erst wieder kurz vor Konzertbeginn zurück. Was sagt mein Mann: “Wo warst du denn so lange?”. Es ist unfassbar.

Jetzt fragt man sich natürlich warum ich das mache… Erstens, weil ich die vorwurfsvollen Blicke der Umstehenden (meist Männer) irgendwann nicht mehr ignorieren kann und zweitens, weil mein Mann niemals wieder den Platz findet und er blöderweise die Hotel-Zimmerkarte bei sich hat. Das muss ich wirklich dringend ändern in Zukunft. Zudem stachelt er in kürzester Zeit alle in seiner Umgebung gegen mich auf: “Kein Wunder, dass heutzutage so viele Ehen scheitern.” Irgendwann war es dann soweit. In der Waldbühne Berlin bei Dieter Thomas Kuhn wurde er von einem Feministinnentrio auf sein Geheule angesprochen. “Geh doch selber”. Seine Antwort: “Geht nicht, hab heute Hochzeitstag”. Ja, das hat er wirklich gesagt und es war auch so. Die 40-50 Jährigen Damen waren nun endgültig völlig schockiert. “”Aber sollte es gerade an so einem Tag nicht gerade anders sein?” “Nein, wieso?” Ich bin jetzt schließlich 17 Jahre glücklich verheiratet. Trifft hier nicht auf alle zu, wie ich vermute. Jetzt ist mir auch klar, warum“. Ein wunder Punkt wurde getroffen und die Damen waren nun vollends bedient. Man kann ihn einfach nirgends mit hinnehmen.

Eine Zugfahrt, die ist lustig…

Mein Mann und ich befinden uns auf der Rückfahrt von Berlin nach Koblenz. Mit dem Zug. Genauer gesagt mit dem ICE. Bisher läuft alles gut. Die Hinfahrt war ein bisschen aufregender.

Zu unserer großen Überraschung kam der ICE pünktlich. Weniger überraschend war für uns die Tatsache, dass wir nach der Hälfte der Fahrtzeit bereits 59 Min Verspätung hatten. Mein Mann freute sich sehr. Schließlich fuhr der Zug überhaupt, es gab einen Lokführer und die Klimaanlage funktionierte. 

Nur eine Stunde Verspätung ist heutzutage als nahezu pünktlich zu werten.

Unser Zug konnte natürlich nichts für die Verspätung. Ein technischer Defekt unseres Triebwagens machte eine Drehung auf der Kölner Südbrücke nötig, sodass ein Tausch vorgenommen werden konnte. Das konnte nun wirklich niemand einplanen. Auch der Defekt eines weiteren ICEs, dessen Fahrgäste nicht so viel Glück hatten und nun umsteigen mussten, konnte niemand voraussehen. Diese Fahrgäste wurden nämlich in unseren bereits gut gefüllten ICE mit aufgenommen. Deshalb kam direkt die Durchsage, dass man doch bitte alle freien Plätze wirklich frei räumen sollte, damit sich möglichst viele Menschen setzen können. Neben dem humanitären Aspekt spielte die Sicherheit offenbar auch eine Rolle. Solange die Gänge nicht frei zu durchqueren waren, konnten wir auch nicht weiterfahren. 

Nachdem eine weitere Durchsage die verspätete Verfügbarkeit des Bordbistros mit den verlockenden Worten:” Meine charmanten Kollegen erwarten Sie dort.” angekündigt hatte, wollte ich diese charmanten Damen und Herren doch mal kennenlernen. Ich wollte mir nur kurz einen Cappuccino holen. Zum Glück war ich bereits kurz vor Bielefeld auf die Idee gekommen. Wäre ich auch nur etwas später gegangen, wäre ich vor der Ankunft in Berlin wahrscheinlich nicht zurück am Platz gewesen. 

Erste Erkenntnis: Gepäckablagen sind in Wirklichkeit Fahrgäste-Ablagen, unter und auf denen man problemlos liegen kann. Zweite Erkenntnis: ICEs können sehr wohl auch mit zugestellten Gängen fahren. Dritte Erkenntnis: Kaffeeautomaten in ICEs funktionieren, wenn man mit der Hand kräftig dagegen schlägt. Vierte Erkenntnis: Die Dame und der Herr im Bordbistro waren definitiv nicht charmant, dafür aber sehr, sehr, sehr langsam. Das wiederum führte mich zu Erkenntnis Nr. 5: Mein Mann ist nicht der Richtige, wenn es darum geht, anderen Mitfahrenden klar zu machen, dass der Platz neben ihm durch mich eigentlich besetzt ist (wiederholt, andauernd), obwohl ich eine gefühlte Ewigkeit für einen Cappuccino unterwegs war. Und schon gar nicht, wenn manche Menschen ihm nicht direkt glauben. Aber egal, seine Laune war trotzdem noch gut.

Durch seine vielen, vielen Bahnfahrten über die Jahre ist er abgehärtet. Neben den üblichen Ausfällen oder Verspätungen im “normalen” Rahmen hatte er schon Mal eine 8-stündige Verspätung mit Übernachtung im Fernbahnhof Frankfurt, war in einem stockfinsteren Tunnel mit dem Zug liegen geblieben, der zudem auch keinen Strom mehr hatte, somit alles doppelt dunkel. Ein anderes Mal musste er auf freiem Feld den Zug wegen eines Brandes verlassen. Legendär war auch jene Durchsage, dass sich die Abfahrt aufgrund fehlender Fahrplanunterlagen verzögerte. Lautstarke Telefonate anderer Mitreisender ertragen zu müssen, trotz Ruheabteil, heutzutage Standard. Ein echtes Highlight hingegen waren übergelaufene Toiletten, deren Inhalt (groß und klein) sich auf den Gängen verteilte. Jugendliche, die ihre Füße nebst Schuhen auf den Sitzen ablegen und auf freundliche Hinweise absolut nicht reagieren. Ebenfalls Standard. Hinweise jedweder Art können sie ja auch gar hören, Generation Dauerbeschallung des Trommelfells.

Es ist also immer eine Frage des Blickwinkels. Insofern war die Fahrt doch ein wahres Vergnügen. 

Pfandautomaten

Ich hasse es unsere Leergutflaschenberge abzugeben. Erst wenn die Kinder regelmäßig über leere Flaschen fallen, die Hunde die Plastikflaschen in den Garten tragen oder nachts darauf liegen und das ganze Haus dadurch wach wird, die Kinder damit Fußball spielen und ALLE mich vorwurfsvoll ansehen, schleppe ich mich mies gelaunt an den nächsten Leergutautomaten. Natürlich sind immer auch noch halbvolle Flaschen dabei oder komplett zerdrückte Exemplare. Selbstredend auch diverse Exemplare ohne Banderole. Schön sind auch die Flaschen, die bereits von den Hunden zerkaut mehrere Tage im Garten gelegen haben – inklusive tierischer Untermieter. Mein persönliches Highlight. 

Also stehe ich dann mies gelaunt, mit mehreren 50 Liter Säcken voll mit leeren Flaschen da, und verfluche mich selbst, weil ich wieder so lange gewartet habe. Ich bin einigermaßen stolz, dass unsere Kinder das Prinzip der freien Marktwirtschaft verstanden haben. Meine verzweifelte Situation wird direkt ausgenutzt, indem mir Angebote unterbreitet werden. Zum Beispiel: ‘für 5 % des gesamten Leergutpfand-Betrags gebe ich es ab’. Glücklicherweise sind die meisten unserer Kinder in Mathematik nicht allzu gut und ich kann die Angebote problemlos annehmen. 

Hin und wieder muss ich es aber alleine durchstehen. Und dann stehe ich ewig da und ärgere mich über sämtliche Fehlermeldungen, die diese Automaten aufbieten können (QR-Code nicht erkannt, diese Flasche wird nicht zurück genommen etc). Zusätzlich ärgere ich mich über die Kinder, die die Flaschen halbvoll in die Säcke stecken (bitte entleeren Sie das Gebinde). Noch schlimmer sind immer die zerknüllten Flaschen, die ich erst mit viel Ausdauer versuche wieder in die ursprüngliche Form zu bringen, was aber eigentlich nie klappt.  Also muss ich sie wieder aufpusten. Ist das eklig. Natürlich immer mit den Fingern über dem Verschluss, sodass ich diesen bloß nicht mit den Lippen berühre. Das macht einen Riesenlärm und häufig erschrecken sich die umstehenden Personen. Peinlich… allerdings bin ich immer ganz kurz davor irgendwann den Satz zu bringen: ‘Tja, blasen kann ich’. Irgendwann traue ich mich.

Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum wir keine Glasflaschen verwenden. Dafür gibt’s ausreichend Gründe. Erstens ist es viel zu gefährlich. Höchst wahrscheinlich würden mehrere Flaschen pro Tag auf dem Boden landen, nicht auszudenken. Dazu käme ein Platzproblem und von den höheren Kosten ganz zu schweigen. Kommt also nicht Frage. In dem Moment, in dem mein Mann sich von den Flaschen eingeschränkt fühlt, räumt er alles in den Kofferraum. Wer also als nächstes fahren muss, ist allein schon von der Geräuschkulisse während der Fahrt so genervt, dass der nächste Halt der Pfandautomat ist. 

Und täglich grüßt das Murmeltier…

Meine Vorstellung der Hölle

Laut Wikipedia ist die Hölle nach traditionellen Vorstellungen des Christentums ein Ort der Qual, an welchen Übeltäter nach dem Tod gelangen, bevölkert von Dämonen und dem Teufel.

Meine Vorstellung der Hölle ist ganz anders: Ein letzter Schultag vor sechs Wochen Sommerferien und an dem auch noch Zeugnisse ausgegeben werden; an dem Schulbücher bestellt werden müssen; Schulmaterialien umd Schulbuchlisten überprüft werden müssen und das Ganze jedem Kind zugeordnet werden muss. Schlimmer geht es kaum. Und der ganze Alptraum in Endlosschleife. Davon habe ich in der Tat schon geträumt, ich weiß genau warum.

Auch dieses Jahr war es Mal wieder soweit. Die Aussicht auf sechs Wochen ohne Schule ist schon erschreckend genug und es beginnen direkt die Diskussionen über die Zeugnisse. Eltern: “Was ist das denn?” “Du verstehst das Prinzip: Je kleiner die Zahl, desto besser die Note?” “Je größer die Zahl desto schlechter!” 

Kinder: “Was soll denn das jetzt?” “Du verstehst die Bedeutung von ausreichend? Eben genau, das reicht aus!” “Nicht Sitzengeblieben, also was willst Du von mir?” Als kleine Strafe bekommen unsere faulen Süßen Ferienprogramm. Ohne Fleiß kein Preis und ‘Leistung bedingt Gegenleistung’ muss langsam in die Köpfe. Nächstes Jahr beginnt für die Ersten der sogenannte Ernst des Lebens. Früh raus und spät nach Haus. Dazu immer recht freundlich und fleißig. Wie das gehen soll, ist mir bereits heute ein Rätsel. Jetzt, nachdem die ersten vier Wochen an der Front vergangen sind, ist die Stimmung nicht mehr die beste. Dunkle Wolken ziehen auf im Pubertätsköpfchen. Frei nach dem Motto: Diese Sch… soll ich jeden Tag machen? Und dann noch für so wenig Kohle?” Tja ja, welcome to reality. Und es geht munter weiter, Woche für Woche. Immer etwas Neues, die gesamten Ferien. Bis es “Klick” macht im Köpfchen.

Nicht nur für die großen Kinder sind die Ferien kein Zuckerschlecken. Auch ich bekomme Nebenjobs. Dazu gehört unter anderem die lästige Schulbuchbestellung. Da ich unsere Kinder nun lange genug kenne, habe ich es mir angewöhnt, neben der regulären Schulbuchausleihe, die wichtigsten Bücher (Mathe, Englisch und je nachdem Französisch) zusätzlich gebraucht zu besorgen. Erstens um die ‘offiziellen’ Bücher vor unseren Kindern zu schützen und zweitens um Ausreden wie ‘ich kann am Wochenende leider nicht für die Arbeit am Montag lernen weil mein Buch in der Schule ist’, oder ‘Hausaufgaben erledigen ist leider nicht möglich, weil das Buch verschwunden ist’, im Vorfeld zu verhindern.

Viele fassungslose Momente haben mich zu dieser Taktik gebracht.

Also muss ich erstmal die Schulbuchlisten auf Richtigkeit überprüfen, um anschließend sämtliche gängigen Internetportale nach gebrauchten Büchern zu durchsuchen. Damit ist aber nur ein kleiner Teil der Aufgabe erledigt. Manchmal finde ich auf ‘Kleinanzeigen’ interessante Angebote. Diese werden jedoch häufig ohne ISBN-Nr. aufgegeben, sodass ich fast alle Anbieter nochmal anschreiben muss, um dann doch die Hälfte der Angebote als unpassend zu verifizieren. Wenn das dann endlich erledigt ist, müssen die regulären Schulbücher, Workbooks etc. bestellt werden. Das Ganze sieben Mal. Der reinste Horror und zudem sehr zeitaufwendig. 

Damit aber nicht genug. Die Materiallisten der jeweiligen Klassen müssen ebenfalls auf Bedarf überprüft werden. Ich liebe es, wenn ich Listen bekomme auf denen sechs verschieden farbige Schnellhefter aufgeführt werden, die man natürlich nirgendwo als günstiges Set bekommt. Alle gängigen Discounter bieten Schnellhefter-Sets an. Immer mit den gleichen Farben. Rot, grün, blau, gelb, Weiß und braun. Aber niemals schwarz und rosa etc. Auf jeder Materialliste wird aber immer ein schwarzer Schnellhefter gefordert. Als unerfahrene und unmündige Mutter unseres ältesten Sohnes habe ich zu Beginn tatsächlich noch einen separaten schwarzen Schnellhefter gekauft. Aber nur ein Mal, im ersten Schuljahr. Seitdem sind unsere Kinder offensichtlich die einzigen Kinder, die prinzipiell braune Schnellhefter einsetzen anstelle schwarzer. Gehen Grundschullehrer eigentlich niemals einkaufen? Ist noch nie einem einzigen Grundschullehrer aufgefallen, dass die Sets immer nur braune Schnellhefter beinhalten? Und ist die Farbwahl nicht völlig sch egal?

Wenn ich dann mit ansehen muss, wieviele dieser ach so wichtigen Bücher und Materialien überhaupt nicht benutzt werden, steigt mir der Kamm. Schlussendlich verursachen auch diese Materialien enorme Kosten und das in einer Welt, in der es gerade gar nicht nachhaltig genug sein kann.

Fast noch schlimmer als der Tag der Schulbuch-Bestellungen ist der Tag, an dem die bestellten Sachen ankommen bzw für den ersten Schultag gerichtet werden müssen. Der gesamte riesige Esstisch ist dann mit den o. g. Bestellungen und Materialien zugepackt und ich muss alles den einzelnen Kindern zuordnen. In Wirklichkeit gibt es genau dafür 6 Wochen Sommerferien. 

Eine Sekunde unachtsam

Was so alles passiert, wenn man eine Sekunde nicht aufpasst? Hier eine kleine Auswahl. 

Die Kinder fahren im Wohnzimmer Laufrad und oder Bobbycar, die Hunde bedienen sich auf den Arbeitsflächen der Küche an allem Essbaren, der Tisch wird mit Edding bemalt, die Hunde jagen unseren Kater, der Fernseher schaltet sich wie durch Zauberhand ein, ungeliebtes Essen verschwindet in der Toilette, Wände werden beschmiert, Gläser und Messer werden interessant, Wasserfarben werden gegessen, Klopapier im Haus verteilen, Treppen heruntergefallen, Bomben aus WC-Reinger-Tabs bauen, die Einjährige klettert alleine auf den Spielturm, die Kinder reiten auf den Hunden, Hunde werden mit unseren Haarbürsten gekämmt, Taucherbrillen werden angezogen und tauchen danach nie mehr auf, 1 komplette Nachfüllpackung Seife wird im Bad verteilt und dann mit ordentlich Wasser zur Rutschbahn, der Wasserschlauch im Garten wird dazu genutzt Zimmer mit offenen Fenstern zu wässern, der Sichtschutz kaputt geschossen, Schlüssel abgebrochen, an Schränken gerüttelt bis etwas herunterfällt und der Fuß gebrochen ist, Konservendosen von Banderolen befreit oder geöffnet und wieder in den Schrank gestellt, das Fläschchen oder das Brot gerecht mit den Hunden geteilt (einmal Kind, einmal Hunde usw), mit leeren Plastikflaschen gefochten, volle Windeln in Handball-Taschen gelegt die dann im Training wieder auftaucht, Schulhefte und Bücher der großen Geschwister bemalt, Hausaufgaben wegradiert, Kreditkarten verschwinden lassen, einzelne Schuhe werden versteckt um den geliebten Geschwistern Ärger einzubringen, volle Brotdosen versteckt, Fernbedienungen verschwinden, gerichtete Kleidung verschwindet, Lampen werden mit Bällen kaputt oder heruntergeschossen, Plissees heruntergerissen, auf dem Sofa Kissenschlachten mit den Hunden veranstaltet, die Schublade mit Brotdosen komplett geleert und der Inhalt hinter die Schublade geworfen, die Hunde mit dem Inhalt des Kühlschranks gefüttert dafür dann aber Hundefutter gegessen, Schuhe/Mütze/Handschuhe im Garten liegengelassen, Beeren pflücken ob reif oder nicht, die Zwerge legen sich mit ins Hundekörbchen, mit Laufrad/Bobbycar oder Schlitten quer durchs Beet fahren, Feuchttücher aus der Verpackung ziehen bis sie leer ist, Türme aus Konserven bauen bis sie auf die Kinder fallen, mit dem Staubsauger tolle Frisuren bei den Geschwistern zaubern, die Hunde mit Bobbycars und Laufrädern über die Terrasse jagen, die Kinder holen sich Eis aus der Gefriertruhe und lassen sie offen, die Garage bleibt auch bei Regen über Nacht geöffnet, Mega-Überschwemmungen nach Badewannen-Abenteuern zu sechst oder siebt, Türen müssen nach dem Duschen erneuert werden weil sie aufquellen, selbst Messie-Entrümpler würden keinen Fuß in die Kinderzimmer setzen. Diese Liste ließe sich endlos weiterführen. 

Schön ist das Leben mit 10 Kindern und überraschend sowie unberechenbar. Alle Notaufnahmen im Umkreis von 50km kennen uns. Gleiches gilt auch für die Hunde, die auch nicht gerade zimperlich miteinander umgehen. Unser Haus steht jeden Tag auf’s Neue Kopf. Wir haben uns fest vorgenommen diesen Wahnsinn in einem Buch festzuhalten. Man soll es nicht glauben, aber wir haben auch schon damit angefangen. 

Reise in die Vergangenheit

Wir waren vor Kurzem in Bad Rappenau – ein Wochenende lang. Nur mein Mann und ich. Das klingt jetzt erstmal nicht sonderlich spektakulär, war es aber. Vor 18 Jahren haben wir uns dort während einer Stimmheilkur kennengelernt und jeweils vom anderen gedacht: “was für ein/e Spinner/in”. Der Eindruck hat sich zwar teilweise bestätigt, aber es wurde trotzdem etwas Großes daraus. Zum Glück. Ich habe gelesen, dass angeblich 30 % der Kuraufenthalte von einem Kurschatten begleitet werden. Eine erstaunlich hohe Zahl. Nach meiner Erfahrung aber nicht unwahrscheinlich. Sollte mein Mann nochmal eine Kur benötigen, werde ich somit definitiv mit vor Ort sein. 

Für uns war es also eine Reise in die Vergangenheit, mit der mein Mann mich überrascht hat. Wir waren in einem sehr guten Hotel, unweit der Kurklinik, in der alles begann, untergebracht und konnten alle Orte, die wir mit unserer eigenen Geschichte verbinden, besuchen. Das Café, in dem ich fast täglich einen Strudel verspeist habe (mein Mann behauptet,  dass man das heute noch sehen kann). Den See, an dem mein Mann mir ungefähr ein Jahr später einen wunderschönen Heiratsantrag machte, fanden wir wieder und auch das Wasserschloss, in dem wir letztendlich ganz für uns geheiratet haben. Wir haben sogar die Tischtennisplatte gefunden, auf der ich meinen Mann stets gewinnen ließ. Bis heute glaubt er, dass ich nicht spielen kann. Ich hingegen habe relativ schnell gemerkt, dass er vieles kann, das Verlieren gehört aber definitiv nicht dazu. Also lasse ich ihn in dem Glauben, er wäre besser als ich. 

An dem besagten See des ersten Antrags hat mein Mann mich mit einer genauen Kopie davon überrascht und nach ein paar Tränchen habe ich erneut ja gesagt. Sehr romantisch. 

In Bad Rappenau gibt es drei große Parks, einer schöner als der andere. In einem gibt es unter anderem auch eine Kneippanlage zum Wassertreten. Dort kamen wir uns damals näher und so wiederholten wir auch dieses Ritual. Schon schön wie uns die Gefühle übermannten, als wäre es gestern gewesen. Die Zeit der verliebten (fast) Teenager kam zurück. Wir nutzten die kurze Zeit auch für einen Blick zurück. Was ist nicht alles passiert, was hatten wir nicht alles durchzustehen. Ein Leben auf der Überholspur. 10 Kinder, 5 Umzüge, 4 Hunde, 2 Kater, 7 Jobwechsel die Freundschaften in ganz Europa mit sich brachten. Weil es so schön war, werden wir jetzt jedes Jahr wieder nach Bad Rappenau zurückkehren. Vielleicht ziehen wir auch iegendwann dorthin, ist in jedem Fall eines unserer Gedankenspiele.

Pubertät

Wenn man sich kennen und lieben lernt, kommt häufig auch der Wunsch nach Kindern auf. So war es auch bei uns. Wenn man allerdings in dieser Phase schon wüsste, was später alles auf einen zukommt, wäre das vielleicht anders. Der ein oder andere würde seine Pläne sicher überdenken. Wie süß die Kleinen doch die ersten Jahre sind und wie schnell sich das ändert. 12, 13, 14, 15, 16 Jahre später ist es vorbei mit der Romantik. Da lernen die Kinder noch in der Grundschule Sätze mit Subjekt, Prädikat und Objekt zu versehen. Wozu eigentlich, schränkt sich doch der Wortschatz mit zunehmendem Alter massiv ein. Fragen nach dem allgemeinen Befinden werden entweder gar nicht oder mit einem “läuft Bruder” beantwortet. Hinweise auf notwendige Unterstützungstätigkeiten im Haushalt werden beantwortet mit: “Was soll denn das jetzt Alter. Wie sehe ich denn aus. Chill mal Deine Base.”

Bei den ersten Kindern habe ich mich über jedes gelernte Wort gefreut wie eine Schneekönigin, bei den Kleinen dachte ich mir: “Och, lass mal, sprechen ist gar nicht so wichtig.” Überhaupt ist es erstaunlich, wie schnell die Kleinen die Schimpfwörter der Großen erlernen und problemlos selbst einsetzen können. Im Gegensatz zu anderen, sinnvollen Wörtern wie beispielsweise „Bitte“und „Danke“.

In den wirklich schlimmen Phasen haben sich das Entziehen der elektronischen Endgeräte, oder alternativ das Entfernen des Router-Stromkabels, als äußerst effektiv erwiesen. Wer seine schulische oder häusliche Mitarbeit auf ein Minimum herunterfährt, wird von uns auch komplett offline bzw. auf langwierigen und kompletten Endgeräte-Entzug gesetzt. Das Totschlag-Argument, dass alle ein Handy haben, interessiert uns nicht. Die Lehrer unserer Kinder sind immer einigermaßen erstaunt, dass es sowas noch gibt. 

Andere Dinge stehen nun im Vordergrund: Die Hautprobleme sind auf einmal das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Es wird alles diskutiert und sei es noch so unsinnig. Einzig und allein die eigene Meinung und Überzeugung zählen. Auf der einen Seite möchten sie alles alleine entscheiden, auf der anderen Seite fragen sie, wie Nudeln gekocht werden. Während es den Kleinen völlig egal ist, ob oder welche Hose sie anziehen, ist es bei den Großen plötzlich immens wichtig, wie die Hose wo sitzt.

Völlig verwirrt habe ich irgendwann festgestellt, dass sich unsere armen Kinder immer auf die Schultage mit Sportunterricht freuen. Nicht etwa weil sie gerne Sport treiben, nein, weil sie an diesen Tagen ausnahmsweise mit Jogginghosen aus dem Haus gehen dürfen. Ansonsten ein absolutes “No Go” bei uns. Wird gerne quittiert mit: “ Ihr seid so alt. Jeder trägt Jogginghosen”. Wird von mir wiederum gerne quittiert mit dem berühmten Zitat Karl Lagerfelds: ”Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.” Kommt immer gut an und passt damals wie heute. 

Unsere 15-Jährige meinte vor Kurzem,  dass sie dringend Schminke aus dem dm benötige. Ich hatte noch ein Telefonat im Auto zu erledigen und schickte sie mit meiner EC-Karte vor. 30 Euro hatte sie mir als Budget genannt. Bis 50 Euro ist keine Geheimzahl nötig, sollte also passen. Dachte ich zumindest. Irgendwann war ich fertig und betrat den dm drogeriemarkt. Unsere Tochter stand noch immer ganz entspannt vor den entsprechenden Regalen und betrachtete das Angebot.

Der kleine Einkaufskorb an ihrem Arm war kaum befüllt und ich entspannte mich. Ein paar Teile kamen noch hinzu und wir gingen zur Kasse. Immer noch gut gelaunt, betrachtete ich die einzelnen Produkte, die über die Kasse wanderten. Die Hälfte davon kannte ich nicht einmal. Irgendwann wurde ich unsanft aus meiner guten Laune gerissen, nämlich als die Verkäuferin 71,80 Euro einforderte. Völlig entsetzt schaute ich erst sie an, dann unsere Tochter. Diese merkte sofort, dass es jetzt kritisch werden würde und entschuldigte sich schon mal pauschal für alles.

Bis zum Auto konnte ich mich noch beherrschen, dann brach es aus mir heraus: “Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Geld für Schminke ausgegeben. Ich bin jetzt 47 Jahre alt, verheiratet und habe 10 Kinder, es geht also auch ohne.” Unsere Tochter entschuldigte sich direkt nochmal und tat das einzig richtige in dieser Situation. Deeskalieren. Kleinlaut meinte sie: “ Mama, Du bist ja auch schön”. Punkt für sie.

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