Donnerstag war mal wieder ein ganz gewöhnlicher Morgen. Ein Großer hat verschlafen und die Kleinen haben eine Runde Fußball gespielt mit Papa. Während es oben also das Übliche Theater mit Foulspiel, Elfmeter, Wutanfällen und viel Gebrüll gab, suchte ich zweite Schuhe. Also ein ganz normaler Morgen. Die relativ einfache Regel, Schuhe nur als Paare in den Schuhschrank zu räumen, hat sich immer noch nicht final bei jedem festgesetzt. Fairerweise muss ich sagen, dass es nur 2 Schuhe waren, die fehlten. Den einen Kinderschuh hatte irgendjemand in den Papiermüll geworfen. Ich bin mir nicht sicher, was bedenklicher ist. Dass er dort gelandet ist, oder dass ich auf die Idee kam, dort zu suchen. Der gesuchte zweite Schuh lag wie immer bei einem unserer Riesenschnauzer im Körbchen. Gute 15 Minuten am Morgen verbracht mit sinnlosem Schuhe suchen. Das wird mir wirklich fehlen, wenn die Kinder irgendwann aus dem Haus sind.
Es gibt ja den schönen Spruch: Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen. Ich hielt diesen Spruch nach diversen Notaufnahme-Besuchen, Magen-Darm-Infekten etc für ein Gerücht, bis, ja bis, die Kinder größer wurden. Unsere zwei Ältesten besuchen derzeit jeweils die 9. Klasse einer Realschule Plus. Sprich sie werden voraussichtlich nächstes Jahr auf den Arbeitsmarkt losgelassen. Wie ich bereits erwähnte, versuchen wir sie mittels diverser Praktika (auch in den Ferien), sowie Ferienjobs, bestmöglich darauf vorzubereiten. Speziell die Wahl des möglichen Ausbildungsberufs aus den endlosen Möglichkeiten soll ihnen damit leichter fallen. Mittlerweile sind beide auf einem guten Weg und ihre Vorstellungen konkretisieren sich.
Für diesen Findungsprozess können natürlich auch Ausbildungsmessen ein sinnvolles Hilfsmittel sein, eigentlich. Eine solche fand vor einiger Zeit auch in der Schule der beiden statt. Ein großes Kompliment an dieser Stelle an die Theodor-Heuss-Realschule Plus in Wirges, die wirklich engagiert versucht, die Kinder zu unterstützen indem sie unter anderem solche Veranstaltungen organisiert. Zu dieser Messe kamen diverse Arbeitgeber aus der Region, die sich und die möglichen Ausbildungsberufe Ihres Hauses vorstellten. Tolle Aktion, tolle Arbeitgeber. Nahezu perfekt, wäre da nicht noch eine Kleinigkeit: Während wir Zuhause unseren Kindern nahezu täglich vorbeten, wie wichtig gute Noten sind, wurde dort von nahezu jedem Betrieb die Devise ausgegeben: “Bei uns zählt der Mensch, nicht die Noten”. Sicher sollte das denjenigen Schülern Sicherheit und Selbstvertrauen geben, die zu besseren Leistungen nicht fähig oder willens sind. Sicher gibt es auch einen nicht zu leugnenden Fachkräftemangel. Aber ich, als Mutter zweier pubertierender Monster, sah nahezu das Leuchten in ihren Augen bei den Aussagen: “Wenn die Noten nicht stimmen, ist das kein Beinbruch. Wir bieten Nachhilfe für die Berufsschule an etc”. Während ich also bei jedem potentiellen Arbeitgeber heftig den Kopf schüttelte und den Ansprechpartnern beinahe gegen das Bein getreten hätte, dachten sich unsere Kinder : „Save Bruder, Deal.” „Was erzählen Papa und Mama nur für einen Mist den ganzen Tag.” Ziel knapp verfehlt. Freunde, bei allem Respekt, aber sowas geht nicht. Wir leben nach wie vor in einer Leistungsgesellschaft und das böse Erwachen wird kommen.
Ansonsten hatten wir wieder das Vergnügen, einen Magen-Darm-Infekt begrüßen zu dürfen. Diesmal sehr heftig und jede zweite Nacht war ein anderes Kind an der Reihe. Mich hatte es ebenfalls erwischt. Im Gegensatz zu den Kindern fehlt mir aber die Ruhe, um das „auszuleben“. Ich saß also vor der Toilette mit dem sicheren und unangenehmen Wissen, dass es gleich losgeht. Leider fehlt den Kleinen noch das nötige Feingefühl, um die Situation zu erfassen. Die Großen hingegen hatten sich diskret zurückgezogen, um ja nichts mitzubekommen. So stand alle 2 Minuten ein anderer Zwerg neben mir, um mich zu fragen, was ich denn da mache und ob ich jetzt nicht irgendwas zu Essen machen könnte. Irgendwann wurde es sehr kritisch, ich verlor die Geduld und sagte mit sehr, sehr deutlicher Stimme, dass ich mich jetzt gerne übergeben würde und dafür jetzt gerne meine Ruhe hätte. Daraufhin drehte sich unser 5-Jähriger um, ging zur Badezimmertür und zog sie zu. Doch zuvor meinte er noch kleinlaut zu mir: “Dann viel Spaß, Mama.”
Naja, das Vergnügen hielt sich in Grenzen. Mein überaus mitfühlender Mann meinte anschließend zu mir: “Gut, dann ist es ja jetzt raus, dann ist ja wieder gut.“ Ihn wiederum hat es als Letzten erwischt. Er hatte also genau den gleichen Infekt wie alle anderen 11 Bewohner des Hauses auch. Dachte ich zumindest. Tatsächlich war es bei ihm aber natürlich viel schlimmer. Er versicherte mir durchgehend, dass es ihm viel schlechter gehe als allen anderen. Auf meinen Hinweis, dass er sich nicht so anstellen solle und wir alle es überlebt hätten, konnte ich mir anhören, dass ich die mieseste Ehefrau aller Zeiten wäre. Nach einem Tag hatte er auch prompt eine Erklärung dafür, warum es ihm so viel schlechter gehe als allen anderen. Aufgrund der Tatsache, dass er der Letzte in der Reihe war, war der Virus mutiert. Und mutierte Viren sind schließlich immer viel gefährlicher als die Ursprungsvariante. Hatte er irgendwann mal zu Coronazeiten aufgeschnappt. Natürlich, hätte ich auch selber drauf kommen können. Abschließend hier noch die gute Nachricht: Er hat den mutierten Virus knapp überlebt.
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