Wir waren wieder unterwegs, dieses Mal bei Dr. Pop. Ein noch nicht so bekannter Künstler, aber absolut sehenswert. Der wird seinen Weg machen. Wie immer wussten wir nicht, was auf uns zukommt und ließen uns überraschen. Ein großes Lob an das Cafe Hahn in Koblenz, das eben genau solchen Künstlern eine Bühne bietet. Es sollte sich lohnen. Dr. Pop hat mehrheitlich Songs aus den 80ern gesungen oder auf seinem Keyboard gespielt. Das Ganze war sehr interessant, unterhaltsam und wirklich amüsant. Er hat die 80er wieder auferstehen lassen. Erläuterungen zu Coverversionen und Tonsequenzen, die Weltruhm erlangten, klingen erstmal langweilig. Es war aber genau das Gegenteil. Zudem zerpflückte er Textpassagen von ehemaligen und aktuellen Stars. Beispielsweise etwas von Capital Bra: “Ich fahr mit meinem Porsche Panamera über meinen Mathelehrer”. Nachdem mein Mann das gehört hatte, gab es kein Halten mehr. Er bekam einen Lachflash und sich nicht mehr ein. Anderes Beispiel von KC Rebell & Summer Cem: “Du liest manchmal Goethe oder Faust”.

Von dieser Art gab es viele lustige Sequenzen und die Zeit verging viel zu schnell. Kurz vor der Pause rief er zu Fragen auf. Ich dachte mir, nein, bitte nicht schon wieder. Online konnte man Fragen an Dr. Pop einsenden. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass mein Mann sein Handy zückte, war aber zu fasziniert von der Vorstellung auf der Bühne, um das weiter zu verfolgen. Zugegeben, das war ein Fehler. Es ist wie bei den Kindern. Ich muss einfach immer aufpassen, sonst ist die nächste Katastrophe schon vorprogrammiert. Wie auch immer, kurz danach kam die Pause und wir gingen vor die Türe, um frische Luft zu schnappen. Glaubte ich zumindest. Mein Mann wollte auch vor die Tür, aber nur um sich das ‘Palzlied’ ausgiebig anzuhören. Irritiert fragte ich ihn, was er da mache und er antwortete: “ Du solltest Dir das besser auch nochmal anhören.” Ich war innerlich ähnlich alarmiert, als wenn die Telefonnummer eines Klassenlehrers auf dem Display meines Handys erscheint. Äußerlich ließ ich mir nichts anmerken und teilte meinem Mann umgehend mit, dass ich mich von sämtlichen, peinlichen Aktionen deutlich distanzieren werde. Ging aber leider nicht, weil mein Göttergatte die gestellte Frage einfach in unser beider Namen gestellt hatte. Wir müssen dringend über Datenschutzverordnungen, Herausgabe von persönlichen Daten etc sprechen. Es kam wie es kommen musste, er hatte eine Nachricht gesandt, unsere Begeisterung für die Veranstaltung mitgeteilt und darum gebeten, das Palzlied zu singen. 

Kollektive Verwirrung auf und abseits der Bühne. Dr. Pop spielte eine kurze Sequenz des Lieds an und war, ob des Liedes, und vor allem ob der Downloadzahlen im Internet, vollends überrascht, dass er diesen Burner nicht kannte. Unter FCK-Fans ist das Lied natürlich bekannt, weil es bei jedem Heimspiel frenetisch von allen Anhängern mitgesungen wird. Überraschenderweise waren nicht allzu viele FCK-Fans im Café Hahn an diesem Abend. Also sangen bei Dr. Pops Aufforderung mitzusingen, auch nicht allzu viele mit. Sehr wenige sozusagen. Um genau zu sein, nur einer. Der Herr direkt neben mir – dafür aber lautstark und inbrünstig. Mein Mann natürlich. Ein paar Saarbrücker waren auch da. Eine liebevolle Erinnerung an das kürzliche Aufeinandertreffen im DFB-Pokal-Halbfinale konnte sich mein Mann sich natürlich nicht verkneifen. “Übers Saarland fahren wir nach Berlin.” Die Saarbrücker wollten sich aber auch nicht an das Palzlied erinnern. Komisch eigentlich.

Fortan standen wir im Fokus und wurden immer mal wieder von Dr. Pop angesprochen. Unter anderem um dem Publikum den Amigos-Starschnitt aus der Fanbox zu präsentieren. Jeder andere, inklusive mir, hätte das mit einem gewissen innerlichen Widerwillen getan. Nicht so mein Mann. Voller Begeisterung hielt er seinen Teil des Posters in die Höhe. Als alter Amigos-Fan war er voll in seinem Element. Zum Abschluss bat er den armen Dr. Pop auch noch, nach der Veranstaltung, um ein Bild mit ihm. Natürlich mit einem Teil des Amigos-Starschnitts. Das hat er mit Sicherheit auch noch nicht erlebt. Damit ich den Abend auch nicht vergesse, hat er mir eine Tasse von Dr. Pop geschenkt. Es ist wie immer, man kann meinen Mann einfach nirgends mit hinnehmen.