Menschen, die meinen Mann kennen, fragen mich häufig, wie ich es eigentlich mit ihm aushalte. Er ist ein solcher Kindskopf. Mein Erfolgsrezept: ich ignoriere ihn zu 90 % und dann geht es ganz gut. Das funktioniert aber leider nicht immer.
Beispiel gefällig? Es ist 8.30 Uhr und die Kleinen sollen in den Kindergarten. Bringzeit bis 9.00 Uhr, eigentlich 8:59 Uhr wegen des Morgenkreises um punkt 9 Uhr. Was macht mein Mann? Er spielt mit den Zwergen entspannt Fußball. Ich seufze und weiß genau, was jetzt auf mich zukommt. Unsere Kleinste mit knapp 2 Jahren rennt zielsicher zur Treppe und erklimmt bereits die ersten Stufen während sie aufgeregt ‘Fußball’ brüllt. Klar, sie will auch mitspielen.
Ich brülle hoch: „Kommt ihr bitte runter, wir müssen los.“ Keine Reaktion, ich höre aber die Emotionen hochschlagen. Also brülle ich lauter. Keine Reaktion. 8.35 Uhr: Offensichtlich ist gerade ein Tor gefallen. Die einen jubeln und die anderen beschimpfen sich gegenseitig, wer denn jetzt Schuld am Gegentreffer sei. 8.37 Uhr: Mein Puls steigt. Gerade will ich wieder brüllen, da fällt der Ausgleich. Jetzt gibt’s kein Halten mehr. Beide Teams gehen jetzt volles Risiko. Mein Mann mittendrin. Es ist jetzt 8.40 Uhr: Ich resigniere und gehe hoch in den 2. Stock. Am Ort des Geschehens passiert gerade ein Foul. Es ist 8.42 Uhr und es gibt Strafstoß. Dies hat wilde Proteste zur Folge und ein Handgemenge. „Schauspieler, da war gar nichts” gefolgt von “Bist du blind?”, ein Wort ergibt das andere. Ich verweise auf den Kindergarten und gerate zwischen die Fronten.
Mama, was soll denn das jetzt? Lass uns in Ruhe. Verstehst du denn nicht was hier los ist? Es steht 3:3 und Bam Bam hat gerade den Kleinen König getreten. Deshalb gibt’s Elfer und ne Gelbe. Der muss natürlich noch ausgeführt werden. Es ist mittlerweile 8.45 Uhr. Alte Fußballerregel: Der Gefoulte soll nicht selbst antreten. Ach was soll’s. Der Kleine König legt sich den Ball zurecht. BamBam steht im Tor und macht Faxen auf der Linie. Kleiner König läuft an und schießt nach unten links. BamBam hält mit einer Riesenparade, klatscht aber unglücklich nach vorne ab. Der Kleine König ist zur Stelle und versenkt die Kugel. Wieder schlagen die Emotionen hoch. „So sehen Sieger aus“ ertönt es nun. 8.50 Uhr, Schlusspfiff, das Spiel ist aus. Endstand 4:3 für das Team Kleiner König. Ich habe jetzt noch knappe 10 Minuten, um die Kinder in den Kindergarten zu bringen. Die Kinder verabschieden sich von meinem Mann mit den Worten: “Das hat großen Spaß gemacht, heute Nachmittag spielen wir wieder Fußball.”
Ich denke mir meinen Teil, beiße mir aber auf die Zunge, um nicht noch mehr Unruhe zu stiften. Also runter, die Kleinen in die (vorher gesuchten und bereitgestellten) Schuhe stecken, Jacken und Mützen überwerfen und in den Kindergarten eilen. Ich hoffe so sehr, dass irgendjemand aus dem Kindergarten das liest, um endlich den wahren Schuldigen für Verspätungen zu kennen. Zum Glück hat mein Mann nicht jeden Tag Zeit für solche Spielchen am Morgen. Das sind dann die Tage, an denen die Kinder pünktlich im Kindergarten sind.
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