Mein Mann entführt mich immer mal wieder am Wochenende und überrascht mich. Mal geht’s ins Kino, mal ins Theater, mal in ein Konzert. Immer was anderes. Lesungen, Restaurants oder auch eine Therme. Er möchte, dass ich zumindest für kurze Zeit aus den täglichen Ritualen herausgezogen werde, um auf andere Gedanken zu kommen. Eine schöne Geste wie ich finde.
So besuchen wir auch regelmäßig das „Cafe Hahn“ in Güls. Ein kulturelles Kleinod, das wir beide sehr schätzen. Unter anderem wird dort monatlich der „Comedy Club“ dargeboten. Roberto Capitoni präsentiert dort je drei mehr oder weniger bekannte Künstler, die auf jeweils unterschiedliche amüsante Art und Weise unterhalten. Es ist großartig und wir haben dort schon viele tolle Abende verbracht. Die regelmäßigen Leser meines Blogs ahnen sicher schon, was nun kommt. Genau, mein Mann. Man kann ihn nirgends mit hinnehmen, wirklich nirgends.
Was war passiert? Roberto animiert sein Publikum in der Pause, Fragen an die Künstler auf die vorbereiteten Zettel zu schreiben und dann in eine Box zu legen. Soweit so gut, nichts besonderes. Doch sein Hinweis, doch bitte keine langweiligen oder normalen Fragen zu stellen, schon. Sowas darf man meinem Mann nicht sagen. Ich merkte schon, wie es in ihm arbeitete. Spätestens als er meinte, „lass uns Mal ein paar Zettel holen“, klingelten bei mir alle Alarmglocken. Ich beging einen großen Fehler, indem ich nicht überprüfte, was er so alles an Fragen aufschrieb.
Es kam wie es kommen musste, eine seiner Fragen wurde gezogen. Ausgerechnet auch noch bei einer Künstlerin. Es ist nicht zu glauben, aber seine Frage lautete: „Hattest Du schon Mal Sperma im Auge?“ Nicht nur Moderator Roberto und die Künstlerin waren völlig perplex von der Frage. Ein Raunen ging durchs Publikum. Die Künstlerin musste lachen und antwortete „Äh, äh, nein“. Mit dieser Peinlichkeit war es aber noch nicht vorbei. Mein Mann war köstlich amüsiert und hoffte nun darauf, dass weitere Fragen von ihm gezogen würden. Klar was passierte. „Hat Dein bestes Stück einen Namen?“ wurde gezogen und vorgelesen. Neben mir freute sich jemand. „Wieder eine von mir“ rief er mir zu. „Ja, er hört auf Miriam, meine Frau“, antwortete der Künstler und hatte die Lacher auf seiner Seite. Wer jetzt denkt, dass es das jetzt war, irrt. „Hast Du schon Mal eine aus dem Publikum hinter der Bühne umgelegt“? wurde auch gezogen und Roberto erkannte die gleiche Schrift. Also fragte er ins Publikum, wer denn hier solche Fragen stellen würde. Und wer meldet sich? Klar, mein Mann. Ich versuchte es noch zu verhindern, zu spät. Alle Scheinwerfer richteten sich nun auf ihn. Ich war gottfroh, dass zwischen seinem und meinem Stuhl ein kleiner Tisch stand. So konnte ich mich als ’nicht zugehörig‘ präsentieren und die Situation als belustigte Unbeteiligte genießen. Er sollte „umlegen“ erklären. „Romantik und mehr“ antwortete er. Irgendwann steht er auf der Bühne, ich sehe es schon kommen.
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