Ich koche jeden Tag mit frischen Zutaten. Es gibt auch jeden Tag Gemüse in den verschiedensten Varianten, sehr zum Leidwesen der Kinder. Von Grünkohl bis Rosenkohl ist alles dabei. Meine Erfahrung besagt, Kinder bis zu 2,5 Jahren essen nahezu alles. Unsere Kleinste beispielsweise klaut sich in unbemerkten Momenten prinzipiell den Broccoli der älteren Geschwister vom Teller. Je nachdem, wer neben ihr sitzt, schaut dann gerne auch mal absichtlich weg. Wenn sie allerdings älter werden, geht der Zirkus los. Die dann fälligen Kommentare hatte ich an dieser Stelle schon erwähnt.
Mein Mann ist als Einzelkind bei seinen Großeltern aufgewachsen. Dies führte unter anderem dazu, dass er völlig verwöhnt ist. Er hat aber auch die Geschichten aus dem zweiten Weltkrieg noch präsent, die ihm erzählt wurden und ihn tief geprägt und bewegt haben. So kann er es auf den Tod nicht ausstehen, wenn Lebensmittel weggeworfen werden. Dann geht er sprichwörtlich an die Decke. Das wiederum ist den Kleinen egal. Gemüse bleibt in aller Regel liegen, das gesunde Pausenbrot auch Mal in der Brotdose. Weggeworfen wird nichts, also was tun? Er setzt sich neben die Kleinen und fragt erstmal: „Warum musst du sowas essen, wer hat dir das angetan?“ „Die Mama“ kommt dann heulend zurück. Also erstmal schmusen und trösten. Der gemeinsame Feind ist definiert.
Als nächstes fragt mein Mann die Bengel, ob er das Essen verfeinern soll. „Ja bitte“ antworten die kleinen Teufel. Um es bildlich zu beschreiben: Die kleinen Monster haben beispielsweise einen Teller mit Kartoffeln, Blumenkohl und Fleisch vor sich. Jetzt beginnt ein unglaubliches Prozedere: Das Fleisch wird in Kleinstportionen geschnitten und jedes Stück – je nach Gusto – mit Mayonnaise, Ketchup oder Senf verziert. Gerne auch gemischt. Auf den Blumenkohlröschen landet ein Hauch von Marmelade. Kartoffeln bekommen hin und wieder ein Nutella-Gesicht. Ohne Worte. Wirklich wahr, es dauert keine 5 Minuten und alle Teller sind leer. Manche wollen sogar noch einen Nachschlag. Da steht man stundenlang in der Küche, mit dem Anspruch etwas gesundes zu präsentieren, und dann sowas. Ich könnte meinen Mann auf den Mond schießen und die kleinen Teufel gleich mit.
Wer denkt, dass das beim Frühstück oder Abendbrot anders läuft, irrt. Ich frage jeden was er gerne auf sein Brot haben möchte. Der eine möchte lieber Wurst, der andere lieber Käse und so weiter. Jeder nach seiner Facon. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Wunschbrot dann auch gegessen wird. Kaum liegt das Gewünschte vor ihnen, gelüstet es einigen Herrschaften dann nach etwas anderem. Frei nach dem Motto, des Nachbarns Brot schmeckt am besten. Gibt’s bei mir nicht. Was macht mein Mann? „Mein armer Schatz, wer hat das gemacht?“ „Die Mama“ erschallt es anklagend. „Sie darf dich nicht ärgern“ erwidert mein Mann verständnisvoll. „Soll ich dir ein Sandwich machen?“ „Ja bitte“. Ich versuche es an dieser Stelle bestmöglich zu beschreiben. Auf das ursprüngliche Käsebrot kommt erstmal eine Schicht Marmelade, gefolgt von Kochschinken, Mayonnaise, Salat, Tomaten und Banane. Als Topping gibt es Kakaopulver. Alles das was vorher einzeln betrachtet eklig und bäh war, wird jetzt mit großer Begeisterung „weggefressen“. Der Begriff „essen“ wäre an dieser Stelle deplatziert. Als Mutter kommt man sich da wirklich blöd vor.
Das Ganze kommt aber noch besser. Bekanntermaßen kann mein Mann gut kochen und backen. Er macht es nie, aber er kann es. Ich frage mich immer, ob es schlimmer ist, einen Mann zu haben der es nicht kann oder einen Mann zu haben, der es kann aber nicht macht. Hin und wieder sticht ihn aber der Hafer und er zaubert in der Küche. So hat er neulich Kassler, Sauerkraut und Püree zubereitet. Nichts besonderes sollte man meinen. Wie dem auch sei, als erstes kam unsere 14-jährige nach Hause und steckte wie immer ihre Nase in alle Töpfe und Pfannen. Kurz darauf war alles auf ihrem Teller angerichtet und ihre Mahlzeit begann. „Mama, was hast du mit dem Püree gemacht?“ „Wieso, was ist damit?“ antwortete ich. „Der ist so lecker heute“. Muss ich die Reaktion meines Mannes dazu ausführen? Er meinte: „Ich schenke Mama einen Kochkurs, das wird schon.“ Und wieder ein Kind enterbt.
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