Laut Wikipedia ist die Hölle nach traditionellen Vorstellungen des Christentums ein Ort der Qual, an welchen Übeltäter nach dem Tod gelangen, bevölkert von Dämonen und dem Teufel.

Meine Vorstellung der Hölle ist ganz anders: Ein letzter Schultag vor sechs Wochen Sommerferien und an dem auch noch Zeugnisse ausgegeben werden; an dem Schulbücher bestellt werden müssen; Schulmaterialien umd Schulbuchlisten überprüft werden müssen und das Ganze jedem Kind zugeordnet werden muss. Schlimmer geht es kaum. Und der ganze Alptraum in Endlosschleife. Davon habe ich in der Tat schon geträumt, ich weiß genau warum.

Auch dieses Jahr war es Mal wieder soweit. Die Aussicht auf sechs Wochen ohne Schule ist schon erschreckend genug und es beginnen direkt die Diskussionen über die Zeugnisse. Eltern: “Was ist das denn?” “Du verstehst das Prinzip: Je kleiner die Zahl, desto besser die Note?” “Je größer die Zahl desto schlechter!” 

Kinder: “Was soll denn das jetzt?” “Du verstehst die Bedeutung von ausreichend? Eben genau, das reicht aus!” “Nicht Sitzengeblieben, also was willst Du von mir?” Als kleine Strafe bekommen unsere faulen Süßen Ferienprogramm. Ohne Fleiß kein Preis und ‘Leistung bedingt Gegenleistung’ muss langsam in die Köpfe. Nächstes Jahr beginnt für die Ersten der sogenannte Ernst des Lebens. Früh raus und spät nach Haus. Dazu immer recht freundlich und fleißig. Wie das gehen soll, ist mir bereits heute ein Rätsel. Jetzt, nachdem die ersten vier Wochen an der Front vergangen sind, ist die Stimmung nicht mehr die beste. Dunkle Wolken ziehen auf im Pubertätsköpfchen. Frei nach dem Motto: Diese Sch… soll ich jeden Tag machen? Und dann noch für so wenig Kohle?” Tja ja, welcome to reality. Und es geht munter weiter, Woche für Woche. Immer etwas Neues, die gesamten Ferien. Bis es “Klick” macht im Köpfchen.

Nicht nur für die großen Kinder sind die Ferien kein Zuckerschlecken. Auch ich bekomme Nebenjobs. Dazu gehört unter anderem die lästige Schulbuchbestellung. Da ich unsere Kinder nun lange genug kenne, habe ich es mir angewöhnt, neben der regulären Schulbuchausleihe, die wichtigsten Bücher (Mathe, Englisch und je nachdem Französisch) zusätzlich gebraucht zu besorgen. Erstens um die ‘offiziellen’ Bücher vor unseren Kindern zu schützen und zweitens um Ausreden wie ‘ich kann am Wochenende leider nicht für die Arbeit am Montag lernen weil mein Buch in der Schule ist’, oder ‘Hausaufgaben erledigen ist leider nicht möglich, weil das Buch verschwunden ist’, im Vorfeld zu verhindern.

Viele fassungslose Momente haben mich zu dieser Taktik gebracht.

Also muss ich erstmal die Schulbuchlisten auf Richtigkeit überprüfen, um anschließend sämtliche gängigen Internetportale nach gebrauchten Büchern zu durchsuchen. Damit ist aber nur ein kleiner Teil der Aufgabe erledigt. Manchmal finde ich auf ‘Kleinanzeigen’ interessante Angebote. Diese werden jedoch häufig ohne ISBN-Nr. aufgegeben, sodass ich fast alle Anbieter nochmal anschreiben muss, um dann doch die Hälfte der Angebote als unpassend zu verifizieren. Wenn das dann endlich erledigt ist, müssen die regulären Schulbücher, Workbooks etc. bestellt werden. Das Ganze sieben Mal. Der reinste Horror und zudem sehr zeitaufwendig. 

Damit aber nicht genug. Die Materiallisten der jeweiligen Klassen müssen ebenfalls auf Bedarf überprüft werden. Ich liebe es, wenn ich Listen bekomme auf denen sechs verschieden farbige Schnellhefter aufgeführt werden, die man natürlich nirgendwo als günstiges Set bekommt. Alle gängigen Discounter bieten Schnellhefter-Sets an. Immer mit den gleichen Farben. Rot, grün, blau, gelb, Weiß und braun. Aber niemals schwarz und rosa etc. Auf jeder Materialliste wird aber immer ein schwarzer Schnellhefter gefordert. Als unerfahrene und unmündige Mutter unseres ältesten Sohnes habe ich zu Beginn tatsächlich noch einen separaten schwarzen Schnellhefter gekauft. Aber nur ein Mal, im ersten Schuljahr. Seitdem sind unsere Kinder offensichtlich die einzigen Kinder, die prinzipiell braune Schnellhefter einsetzen anstelle schwarzer. Gehen Grundschullehrer eigentlich niemals einkaufen? Ist noch nie einem einzigen Grundschullehrer aufgefallen, dass die Sets immer nur braune Schnellhefter beinhalten? Und ist die Farbwahl nicht völlig sch egal?

Wenn ich dann mit ansehen muss, wieviele dieser ach so wichtigen Bücher und Materialien überhaupt nicht benutzt werden, steigt mir der Kamm. Schlussendlich verursachen auch diese Materialien enorme Kosten und das in einer Welt, in der es gerade gar nicht nachhaltig genug sein kann.

Fast noch schlimmer als der Tag der Schulbuch-Bestellungen ist der Tag, an dem die bestellten Sachen ankommen bzw für den ersten Schultag gerichtet werden müssen. Der gesamte riesige Esstisch ist dann mit den o. g. Bestellungen und Materialien zugepackt und ich muss alles den einzelnen Kindern zuordnen. In Wirklichkeit gibt es genau dafür 6 Wochen Sommerferien.