Ich würde mich als einigermaßen nervenstarke Mutter beschreiben. Diverse Platzwunden der Kinder, die geklebt werden mussten (unter anderem weil ein Zwerg dem anderen Zwerg im Kinderpool ein Playmobil-Schnellboot an den Kopf wirft) sind kein Problem. Brüche, kein Problem. Was aber gar nicht geht, ist alles was mit Zähnen zu tun hat. Wackelzähne führen prinzipiell zur Flucht meinerseits, was die Kinder naturgemäß unheimlich komisch finden und dann erst recht zu jeder unpassenden Gelegenheit mit ihren noch halb-hängenden Zähnen vor mir stehen und diese hin und her schaukeln. Gerne übrigens auf der Toilette, wenn ich nicht flüchten kann. Zumindest wenn sie es schaffen, sich am Hund vorbei zu drängeln oder drüber zu steigen.
Als Kind bekam ich eine lose Zahnspange, die ich entweder unbewusst nachts aus dem Fenster warf oder die meiste Zeit ignorierte. Bevor ich diese bekam, mussten allerdings 4 Backenzähne gezogen werden – auf jeder Seite einer damit genug Platz für die übrigen Zähne geschafft wurde. Unser damaliger Zahnarzt war ein alter, dicker Mann, der aufgrund seiner Arthrose diverse krumme Finger hatte. Damals wusste ich den Vorteil eines kräftigen Zahnarztes noch nicht zu schätzen und so machte er mir, alleine aufgrund seiner Erscheinung, Angst. Ich sollte also an vier aufeinanderfolgenden Terminen jeweils einen Zahn gezogen bekommen. Mein Vater machte den Fehler, sich bereit zu erklären den ersten Termin mit mir wahrzunehmen. Er war nicht für seine einfühlsame Art bekannt und machte uns Kindern stets sehr schnell und deutlich klar, womit er einverstanden war und womit nicht. Sämtliche Versuche seinerseits die Situation beim Zahnarzt irgendwie unter Kontrolle zu bringen, liefen jedoch ins Leere…. Ich schrie wie am Spieß und ließ mich auch nicht wieder beruhigen. Anschließend fuhr mein Vater schweigend mit mir nach Hause und erklärte meiner Mutter, dass er nie, nie wieder mit mir zum Zahnarzt gehen würde. Hat er auch eingehalten.
Diese Angst hatte sich bis vor kurzem gehalten, was die Kinder natürlich nicht wissen durften. Mittlerweile bin ich bei einem der besten Zahnärzte, die man sich vorstellen kann. Hier ein schöner Gruß an die Zahnarztpraxis Grünewald in Koblenz, die stets freundliche Mitarbeiter und sehr gute Zahnärzte in ihrem Team hat. Die Kinder gehen ebenfalls regelmäßig, alle 6 Monate, dort zur Kontrolle. Dabei werden zuerst die Zähne blau eingefärbt um zu sehen, wo gut und wo weniger gut geputzt wurde. Anschließend gibt es einen Wert. 100 % bedeutet ganz, ganz, ganz schlecht, 20 % gelten bereits als guter Wert. Für die Kinder ist der eigene Wert jedoch nur bedingt wichtig. Viel wichtiger ist der Wert, den die Geschwister haben. Wir gehen immer mit mindestens 3 – 4 Kindern gleichzeitig, um die Konkurrenz anzukurbeln.
Manche Geschwister sind sehr beliebt, um gemeinsam einen Zahnarzt-Termin zu haben, da der Wert meistens schlecht bis sehr schlecht ist. Merke, wenn man selbst 60 % hat (was schon schlecht ist), ist es immer besser noch einen 90er Kandidaten dabei zu haben. Erste Frage der Kinder wenn ich einen Termin in nächster Zeit ankündige, ist also immer: „wer geht mit?“ Je nachdem, sorgt das dann für Ent- oder Anspannung. Das Kind mit dem besten Wert bekommt anschließend ein Eis oder irgendeine andere Belohnung.
Ein Teil unserer Kinder hat bereits Zahnspangen und dafür war es notwendig unser zweitältesten Tochter ebenfalls 4 Zähne zu ziehen. Ich, selbst der größte „Schisser“, den man sich vorstellen kann, erklärte ihr ganz ruhig, dass das wirklich nicht schlimm wäre und, dass sie sich jetzt mal bitte nicht so anstellen solle. Ihre Bedingung, dass ich dann aber mitkommen sollte, akzeptierte ich zähneknirschend. Also stand ich am Fußende und streichelte ihr Bein während ich schwankend und kreidebleich an die entgegengesetzte Wand starrte. Ich bin fast gestorben, wohingegen sie wiederum das Ganze unglaublich souverän durchstand und bester Dinge war. Ihr Angebot, die gezogenen Zähne doch mal anzusehen, ließ ich unkommentiert.
Jahrelang war ich bei einem Zahnarzt im Nebendorf in Behandlung, der mir stets versicherte, dass bei meiner jährlichen Kontrolle alles in bester Ordnung sei. Irgendwann meinte mein Spießer-Ehemann, dass meine Zahnzusatz-Versicherung (auf die natürlich auch er, bereits zu Beginn unserer Beziehung, bestanden hatte) auf 100% Zuzahlung erhöht werden sollte. Ich verband die jährliche Kontrolle mit der dafür notwendigen Untersuchung und vereinbarte einen Termin. Dort teilte man mir mit, dass im Prinzip alles in Ordnung sei und nur ein Zahn überkront werden sollte. Ich fiel aus allen Wolken und wollte diese Diagnose beim Zahnarzt meines Mannes und der Kinder (eben Dr. Grünewald) überprüfen lassen. Gesagt, getan. Der Termin kam und zuerst schaute er sich alles an und anschließend wurde ein Röntgenbild erstellt. Was dann kam, konnte ich wirklich kaum glauben. 4 Füllungen und 4 Inlays waren fällig. Wie das passieren konnte, frage ich mich noch heute.
Ich ging also zu den Terminen, die zur Vorbereitung der Inlays nötig waren. Das klingt harmlos. War es aber nicht. Unvergessen dabei der Satz des hauseigenen Zahntechnikers, der kurz vor der Tortur (vom Zahnarzt Behandlung genannt) in das Behandlungszimmer kam und zu mir meinte : „Trotzdem noch einen schönen Tag“. Die Bedeutung wurde mir erst während der Behandlung klar. Teilweise mussten die Zähne bis fast zu den Nerven runtergeschleift werden. Nach 10 Geburten dachte ich, ich kenne meine persönliche Grenze, 3 – 4 Stunden Dauerbohren und -schleifen beim Zahnarzt sind aber nochmal eine ganz andere Nummer. Kurzum, mich haut jetzt nichts mehr um. Ok, Wackelzähne vielleicht doch noch…
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