Meine Tage starten im Dreischicht-Betrieb. Die erste Schicht beginnt um 5:30 Uhr. Die pubertierenden Monster wecken, Grundhygiene kontrollieren, Brote schmieren, Obst schneiden, Beschimpfungen ertragen, Streit schlichten (und Schlimmeres verhindern) und rechtzeitig alle aus dem Haus schmeißen. Danach 10 Min Ruhe um langsam wieder runterzukommen. Anschließend, kurz nach 7 Uhr die Grundschüler mehr oder weniger sanft aus dem Bett schmeißen, sie irgendwie dazu bringen, dass sie sich anziehen und die Zähne putzen, bei der Suche nach einem Paar Schuhe helfen und dann (meistens) rechtzeitig losschicken zur Schule. Dann, kurz nach 8 Uhr die anspruchsvollste Schicht… Die Kleinen sanft wecken (sonst ist der Tag direkt gelaufen), duschen und dann Schuhe suchen… Immer den zweiten Schuh suchen. Bei den Socken habe ich es bereits aufgegeben, hier gehen wir mit dem Trend und tragen prinzipiell unterschiedliche Socken. Wir haben 2 riesige Wäschekörbe mit einzelnen Socken. Irgendwo in unserem Haus müssen Berge an Socken liegen, die sich jedoch erfolgreich vor mir verstecken. Falls wir irgendwann umziehen, werde ich diese finden, mit ihren Partnern verbinden, sie verkaufen und damit unseren gesamten Umzug finanzieren. Gestern ließ ich mich feiern, weil ich tatsächlich ein passendes Sockenpaar für unseren Fünfjährigen gefunden hatte. Damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Darauf der Kleine, ganz ernst, zu mir: „Mama, in unserer (Kindergarten-)Gruppe gibt es den …, der hat jeden Tag die gleichen Socken an.“ Er meinte identische Sockenpaare. Ich habe ihm daraufhin erklärt, dass sowas nur Spießer machen, aber er war nicht komplett überzeugt. Interessant daran finde ich, dass es aus seiner Sicht offenbar nur ein Kind gibt, dass die gleichen Socken trägt. Ein sehr tröstlicher Gedanke… Ich liebe den Winter, denn dann tragen die Kinder Strumpfhosen.
Heute war wieder einer der anspruchsvolleren Tage. Zuerst musste ich die Wogen bei den Großen glätten, da es aufgrund diverser Verfehlungen seit gestern Abend ein generelles Verbot für elektronische Geräte gibt. Kam nicht gut an, die Kinder waren in heller Aufregung und gingen mal nicht aufeinander, sondern auf mich los. Da sieht man mal wieder, zur Gruppenbildung brauchst Du nur einen gemeinsamen Feind. Papa! Wie auch immer, sie sind rechtzeitig los und damit war die erste Schicht geschafft. Die zweite Schicht gestaltete sich entspannt. Die dritte Schicht begann gut und endete schließlich doch im Desaster. Ich habe sie sanft geweckt, die Kleidung und die Taschen waren gerichtet. Schuhe, sogar paarweise, standen bereit. Alles lief nach Plan. Bis die Jungs auf die Idee kamen, mit Papa Fußball zu spielen. Über mehrere Zimmer verteilt. Soweit so gut. Naturgemäß gibt es dabei immer einen Verlierer und der hat dann richtig miese Laune. So auch heute. Unser Dreijähriger hatte das Spiel ganz offenbar verloren, denn so gut er vorher gelaunt war, so schlecht war seine Laune nun. Zu allem Unglück kam das Ende der sogenannten „Bringzeit“ näher und er hatte die Schuhe falsch herum angezogen. Anstatt darüber hinweg zu sehen, machte ich den Fehler ihn darauf hinzuweisen und ihm gleichzeitig meine Hilfe anzubieten. Anfängerfehler, ich weiß. Ab diesem Moment ging gar nichts mehr. Zuerst zog er seine Jacke wieder aus, dann versteckte er sich hinter dem Sofa. Ich, mit Blick auf die Uhr, freundlich aber bestimmt zu ihm: „Wir müssen jetzt los, der Kindergarten schließt gleich die Türen und wir kommen nicht mehr rein.“ Funktionierte bis vor Kurzem ganz gut, jetzt kam die Antwort: „Super, ich gehe hoch zu Papa und spiele weiter Fußball – Ich will zu meinem Papa“. Er fing an zu brüllen und zu toben. Ziel knapp verfehlt. Ähnliches hatte ich vor 2 Jahren bereits mit unserem Fünfjährigen erlebt. Er ist ebenfalls ein absolutes Papakind und wollte nicht akzeptieren, dass wir dringend weg mussten, leider ohne den Papa. No Go. Er machte im Auto ein Riesentheater und drohte damit sich abzuschnallen. Pädagogisch wertvoll erklärte ich ihm daraufhin, dass ich ihn jetzt gleich aus dem Auto lasse und er dann im Wald auf mich warten könnte. Antwort seinerseits: “ Ja genau, lass mich raus, ich laufe dann zu meinem Papa“. Schlimm wenn die Kinder erstmal denken und reden können.
Wie auch immer, irgendwann hatte ich den Dreijährigen dann soweit, dass wir zum Kindergarten fahren konnten. Laufen klappte nicht mehr – es waren nur noch 10 Minuten Zeit. Wir kommen also um 8:55 Uhr im Kindergarten an. Ich war ganz stolz, Bringzeit ist ja bis 9 Uhr. Alles gut also. Dachte ich zumindest… Aus irgendwelchen Gründen beginnt der unfassbar wichtige Morgenkreis aber exakt zum Ende der Bringzeit um 9 Uhr. Wer auch immer sich das überlegt hat, muss ein Planungsgenie sein. So konnte ich mich also in drei Gruppen auf meine Verfehlung hinweisen lassen, mit dem Zusatz, dass die Kinder jetzt eigentlich vor der Türe warten müssten. Unter anderem unsere knapp Zweijährige. Freundlicherweise hat man sich erbarmt und die Kinder durften trotzdem in die Gruppe kommen. So wünscht man sich den Start in den Tag. Kann nur besser werden…
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