Erfahrungsberichte vom (Über-)Leben mit 10 Kindern, 2 Riesenschnauzern und meinem sehr speziellen Ehemann

Autor: Steffi (Seite 3 von 5)

10fache Mutter, 1977 geboren, mit einem sehr speziellen Ehemann, 2 Riesenschnauzer, eigenes Haus

Pfandautomaten

Ich hasse es unsere Leergutflaschenberge abzugeben. Erst wenn die Kinder regelmäßig über leere Flaschen fallen, die Hunde die Plastikflaschen in den Garten tragen oder nachts darauf liegen und das ganze Haus dadurch wach wird, die Kinder damit Fußball spielen und ALLE mich vorwurfsvoll ansehen, schleppe ich mich mies gelaunt an den nächsten Leergutautomaten. Natürlich sind immer auch noch halbvolle Flaschen dabei oder komplett zerdrückte Exemplare. Selbstredend auch diverse Exemplare ohne Banderole. Schön sind auch die Flaschen, die bereits von den Hunden zerkaut mehrere Tage im Garten gelegen haben – inklusive tierischer Untermieter. Mein persönliches Highlight. 

Also stehe ich dann mies gelaunt, mit mehreren 50 Liter Säcken voll mit leeren Flaschen da, und verfluche mich selbst, weil ich wieder so lange gewartet habe. Ich bin einigermaßen stolz, dass unsere Kinder das Prinzip der freien Marktwirtschaft verstanden haben. Meine verzweifelte Situation wird direkt ausgenutzt, indem mir Angebote unterbreitet werden. Zum Beispiel: ‘für 5 % des gesamten Leergutpfand-Betrags gebe ich es ab’. Glücklicherweise sind die meisten unserer Kinder in Mathematik nicht allzu gut und ich kann die Angebote problemlos annehmen. 

Hin und wieder muss ich es aber alleine durchstehen. Und dann stehe ich ewig da und ärgere mich über sämtliche Fehlermeldungen, die diese Automaten aufbieten können (QR-Code nicht erkannt, diese Flasche wird nicht zurück genommen etc). Zusätzlich ärgere ich mich über die Kinder, die die Flaschen halbvoll in die Säcke stecken (bitte entleeren Sie das Gebinde). Noch schlimmer sind immer die zerknüllten Flaschen, die ich erst mit viel Ausdauer versuche wieder in die ursprüngliche Form zu bringen, was aber eigentlich nie klappt.  Also muss ich sie wieder aufpusten. Ist das eklig. Natürlich immer mit den Fingern über dem Verschluss, sodass ich diesen bloß nicht mit den Lippen berühre. Das macht einen Riesenlärm und häufig erschrecken sich die umstehenden Personen. Peinlich… allerdings bin ich immer ganz kurz davor irgendwann den Satz zu bringen: ‘Tja, blasen kann ich’. Irgendwann traue ich mich.

Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum wir keine Glasflaschen verwenden. Dafür gibt’s ausreichend Gründe. Erstens ist es viel zu gefährlich. Höchst wahrscheinlich würden mehrere Flaschen pro Tag auf dem Boden landen, nicht auszudenken. Dazu käme ein Platzproblem und von den höheren Kosten ganz zu schweigen. Kommt also nicht Frage. In dem Moment, in dem mein Mann sich von den Flaschen eingeschränkt fühlt, räumt er alles in den Kofferraum. Wer also als nächstes fahren muss, ist allein schon von der Geräuschkulisse während der Fahrt so genervt, dass der nächste Halt der Pfandautomat ist. 

Und täglich grüßt das Murmeltier…

Meine Vorstellung der Hölle

Laut Wikipedia ist die Hölle nach traditionellen Vorstellungen des Christentums ein Ort der Qual, an welchen Übeltäter nach dem Tod gelangen, bevölkert von Dämonen und dem Teufel.

Meine Vorstellung der Hölle ist ganz anders: Ein letzter Schultag vor sechs Wochen Sommerferien und an dem auch noch Zeugnisse ausgegeben werden; an dem Schulbücher bestellt werden müssen; Schulmaterialien umd Schulbuchlisten überprüft werden müssen und das Ganze jedem Kind zugeordnet werden muss. Schlimmer geht es kaum. Und der ganze Alptraum in Endlosschleife. Davon habe ich in der Tat schon geträumt, ich weiß genau warum.

Auch dieses Jahr war es Mal wieder soweit. Die Aussicht auf sechs Wochen ohne Schule ist schon erschreckend genug und es beginnen direkt die Diskussionen über die Zeugnisse. Eltern: “Was ist das denn?” “Du verstehst das Prinzip: Je kleiner die Zahl, desto besser die Note?” “Je größer die Zahl desto schlechter!” 

Kinder: “Was soll denn das jetzt?” “Du verstehst die Bedeutung von ausreichend? Eben genau, das reicht aus!” “Nicht Sitzengeblieben, also was willst Du von mir?” Als kleine Strafe bekommen unsere faulen Süßen Ferienprogramm. Ohne Fleiß kein Preis und ‘Leistung bedingt Gegenleistung’ muss langsam in die Köpfe. Nächstes Jahr beginnt für die Ersten der sogenannte Ernst des Lebens. Früh raus und spät nach Haus. Dazu immer recht freundlich und fleißig. Wie das gehen soll, ist mir bereits heute ein Rätsel. Jetzt, nachdem die ersten vier Wochen an der Front vergangen sind, ist die Stimmung nicht mehr die beste. Dunkle Wolken ziehen auf im Pubertätsköpfchen. Frei nach dem Motto: Diese Sch… soll ich jeden Tag machen? Und dann noch für so wenig Kohle?” Tja ja, welcome to reality. Und es geht munter weiter, Woche für Woche. Immer etwas Neues, die gesamten Ferien. Bis es “Klick” macht im Köpfchen.

Nicht nur für die großen Kinder sind die Ferien kein Zuckerschlecken. Auch ich bekomme Nebenjobs. Dazu gehört unter anderem die lästige Schulbuchbestellung. Da ich unsere Kinder nun lange genug kenne, habe ich es mir angewöhnt, neben der regulären Schulbuchausleihe, die wichtigsten Bücher (Mathe, Englisch und je nachdem Französisch) zusätzlich gebraucht zu besorgen. Erstens um die ‘offiziellen’ Bücher vor unseren Kindern zu schützen und zweitens um Ausreden wie ‘ich kann am Wochenende leider nicht für die Arbeit am Montag lernen weil mein Buch in der Schule ist’, oder ‘Hausaufgaben erledigen ist leider nicht möglich, weil das Buch verschwunden ist’, im Vorfeld zu verhindern.

Viele fassungslose Momente haben mich zu dieser Taktik gebracht.

Also muss ich erstmal die Schulbuchlisten auf Richtigkeit überprüfen, um anschließend sämtliche gängigen Internetportale nach gebrauchten Büchern zu durchsuchen. Damit ist aber nur ein kleiner Teil der Aufgabe erledigt. Manchmal finde ich auf ‘Kleinanzeigen’ interessante Angebote. Diese werden jedoch häufig ohne ISBN-Nr. aufgegeben, sodass ich fast alle Anbieter nochmal anschreiben muss, um dann doch die Hälfte der Angebote als unpassend zu verifizieren. Wenn das dann endlich erledigt ist, müssen die regulären Schulbücher, Workbooks etc. bestellt werden. Das Ganze sieben Mal. Der reinste Horror und zudem sehr zeitaufwendig. 

Damit aber nicht genug. Die Materiallisten der jeweiligen Klassen müssen ebenfalls auf Bedarf überprüft werden. Ich liebe es, wenn ich Listen bekomme auf denen sechs verschieden farbige Schnellhefter aufgeführt werden, die man natürlich nirgendwo als günstiges Set bekommt. Alle gängigen Discounter bieten Schnellhefter-Sets an. Immer mit den gleichen Farben. Rot, grün, blau, gelb, Weiß und braun. Aber niemals schwarz und rosa etc. Auf jeder Materialliste wird aber immer ein schwarzer Schnellhefter gefordert. Als unerfahrene und unmündige Mutter unseres ältesten Sohnes habe ich zu Beginn tatsächlich noch einen separaten schwarzen Schnellhefter gekauft. Aber nur ein Mal, im ersten Schuljahr. Seitdem sind unsere Kinder offensichtlich die einzigen Kinder, die prinzipiell braune Schnellhefter einsetzen anstelle schwarzer. Gehen Grundschullehrer eigentlich niemals einkaufen? Ist noch nie einem einzigen Grundschullehrer aufgefallen, dass die Sets immer nur braune Schnellhefter beinhalten? Und ist die Farbwahl nicht völlig sch egal?

Wenn ich dann mit ansehen muss, wieviele dieser ach so wichtigen Bücher und Materialien überhaupt nicht benutzt werden, steigt mir der Kamm. Schlussendlich verursachen auch diese Materialien enorme Kosten und das in einer Welt, in der es gerade gar nicht nachhaltig genug sein kann.

Fast noch schlimmer als der Tag der Schulbuch-Bestellungen ist der Tag, an dem die bestellten Sachen ankommen bzw für den ersten Schultag gerichtet werden müssen. Der gesamte riesige Esstisch ist dann mit den o. g. Bestellungen und Materialien zugepackt und ich muss alles den einzelnen Kindern zuordnen. In Wirklichkeit gibt es genau dafür 6 Wochen Sommerferien. 

Eine Sekunde unachtsam

Was so alles passiert, wenn man eine Sekunde nicht aufpasst? Hier eine kleine Auswahl. 

Die Kinder fahren im Wohnzimmer Laufrad und oder Bobbycar, die Hunde bedienen sich auf den Arbeitsflächen der Küche an allem Essbaren, der Tisch wird mit Edding bemalt, die Hunde jagen unseren Kater, der Fernseher schaltet sich wie durch Zauberhand ein, ungeliebtes Essen verschwindet in der Toilette, Wände werden beschmiert, Gläser und Messer werden interessant, Wasserfarben werden gegessen, Klopapier im Haus verteilen, Treppen heruntergefallen, Bomben aus WC-Reinger-Tabs bauen, die Einjährige klettert alleine auf den Spielturm, die Kinder reiten auf den Hunden, Hunde werden mit unseren Haarbürsten gekämmt, Taucherbrillen werden angezogen und tauchen danach nie mehr auf, 1 komplette Nachfüllpackung Seife wird im Bad verteilt und dann mit ordentlich Wasser zur Rutschbahn, der Wasserschlauch im Garten wird dazu genutzt Zimmer mit offenen Fenstern zu wässern, der Sichtschutz kaputt geschossen, Schlüssel abgebrochen, an Schränken gerüttelt bis etwas herunterfällt und der Fuß gebrochen ist, Konservendosen von Banderolen befreit oder geöffnet und wieder in den Schrank gestellt, das Fläschchen oder das Brot gerecht mit den Hunden geteilt (einmal Kind, einmal Hunde usw), mit leeren Plastikflaschen gefochten, volle Windeln in Handball-Taschen gelegt die dann im Training wieder auftaucht, Schulhefte und Bücher der großen Geschwister bemalt, Hausaufgaben wegradiert, Kreditkarten verschwinden lassen, einzelne Schuhe werden versteckt um den geliebten Geschwistern Ärger einzubringen, volle Brotdosen versteckt, Fernbedienungen verschwinden, gerichtete Kleidung verschwindet, Lampen werden mit Bällen kaputt oder heruntergeschossen, Plissees heruntergerissen, auf dem Sofa Kissenschlachten mit den Hunden veranstaltet, die Schublade mit Brotdosen komplett geleert und der Inhalt hinter die Schublade geworfen, die Hunde mit dem Inhalt des Kühlschranks gefüttert dafür dann aber Hundefutter gegessen, Schuhe/Mütze/Handschuhe im Garten liegengelassen, Beeren pflücken ob reif oder nicht, die Zwerge legen sich mit ins Hundekörbchen, mit Laufrad/Bobbycar oder Schlitten quer durchs Beet fahren, Feuchttücher aus der Verpackung ziehen bis sie leer ist, Türme aus Konserven bauen bis sie auf die Kinder fallen, mit dem Staubsauger tolle Frisuren bei den Geschwistern zaubern, die Hunde mit Bobbycars und Laufrädern über die Terrasse jagen, die Kinder holen sich Eis aus der Gefriertruhe und lassen sie offen, die Garage bleibt auch bei Regen über Nacht geöffnet, Mega-Überschwemmungen nach Badewannen-Abenteuern zu sechst oder siebt, Türen müssen nach dem Duschen erneuert werden weil sie aufquellen, selbst Messie-Entrümpler würden keinen Fuß in die Kinderzimmer setzen. Diese Liste ließe sich endlos weiterführen. 

Schön ist das Leben mit 10 Kindern und überraschend sowie unberechenbar. Alle Notaufnahmen im Umkreis von 50km kennen uns. Gleiches gilt auch für die Hunde, die auch nicht gerade zimperlich miteinander umgehen. Unser Haus steht jeden Tag auf’s Neue Kopf. Wir haben uns fest vorgenommen diesen Wahnsinn in einem Buch festzuhalten. Man soll es nicht glauben, aber wir haben auch schon damit angefangen. 

Reise in die Vergangenheit

Wir waren vor Kurzem in Bad Rappenau – ein Wochenende lang. Nur mein Mann und ich. Das klingt jetzt erstmal nicht sonderlich spektakulär, war es aber. Vor 18 Jahren haben wir uns dort während einer Stimmheilkur kennengelernt und jeweils vom anderen gedacht: “was für ein/e Spinner/in”. Der Eindruck hat sich zwar teilweise bestätigt, aber es wurde trotzdem etwas Großes daraus. Zum Glück. Ich habe gelesen, dass angeblich 30 % der Kuraufenthalte von einem Kurschatten begleitet werden. Eine erstaunlich hohe Zahl. Nach meiner Erfahrung aber nicht unwahrscheinlich. Sollte mein Mann nochmal eine Kur benötigen, werde ich somit definitiv mit vor Ort sein. 

Für uns war es also eine Reise in die Vergangenheit, mit der mein Mann mich überrascht hat. Wir waren in einem sehr guten Hotel, unweit der Kurklinik, in der alles begann, untergebracht und konnten alle Orte, die wir mit unserer eigenen Geschichte verbinden, besuchen. Das Café, in dem ich fast täglich einen Strudel verspeist habe (mein Mann behauptet,  dass man das heute noch sehen kann). Den See, an dem mein Mann mir ungefähr ein Jahr später einen wunderschönen Heiratsantrag machte, fanden wir wieder und auch das Wasserschloss, in dem wir letztendlich ganz für uns geheiratet haben. Wir haben sogar die Tischtennisplatte gefunden, auf der ich meinen Mann stets gewinnen ließ. Bis heute glaubt er, dass ich nicht spielen kann. Ich hingegen habe relativ schnell gemerkt, dass er vieles kann, das Verlieren gehört aber definitiv nicht dazu. Also lasse ich ihn in dem Glauben, er wäre besser als ich. 

An dem besagten See des ersten Antrags hat mein Mann mich mit einer genauen Kopie davon überrascht und nach ein paar Tränchen habe ich erneut ja gesagt. Sehr romantisch. 

In Bad Rappenau gibt es drei große Parks, einer schöner als der andere. In einem gibt es unter anderem auch eine Kneippanlage zum Wassertreten. Dort kamen wir uns damals näher und so wiederholten wir auch dieses Ritual. Schon schön wie uns die Gefühle übermannten, als wäre es gestern gewesen. Die Zeit der verliebten (fast) Teenager kam zurück. Wir nutzten die kurze Zeit auch für einen Blick zurück. Was ist nicht alles passiert, was hatten wir nicht alles durchzustehen. Ein Leben auf der Überholspur. 10 Kinder, 5 Umzüge, 4 Hunde, 2 Kater, 7 Jobwechsel die Freundschaften in ganz Europa mit sich brachten. Weil es so schön war, werden wir jetzt jedes Jahr wieder nach Bad Rappenau zurückkehren. Vielleicht ziehen wir auch iegendwann dorthin, ist in jedem Fall eines unserer Gedankenspiele.

Pubertät

Wenn man sich kennen und lieben lernt, kommt häufig auch der Wunsch nach Kindern auf. So war es auch bei uns. Wenn man allerdings in dieser Phase schon wüsste, was später alles auf einen zukommt, wäre das vielleicht anders. Der ein oder andere würde seine Pläne sicher überdenken. Wie süß die Kleinen doch die ersten Jahre sind und wie schnell sich das ändert. 12, 13, 14, 15, 16 Jahre später ist es vorbei mit der Romantik. Da lernen die Kinder noch in der Grundschule Sätze mit Subjekt, Prädikat und Objekt zu versehen. Wozu eigentlich, schränkt sich doch der Wortschatz mit zunehmendem Alter massiv ein. Fragen nach dem allgemeinen Befinden werden entweder gar nicht oder mit einem “läuft Bruder” beantwortet. Hinweise auf notwendige Unterstützungstätigkeiten im Haushalt werden beantwortet mit: “Was soll denn das jetzt Alter. Wie sehe ich denn aus. Chill mal Deine Base.”

Bei den ersten Kindern habe ich mich über jedes gelernte Wort gefreut wie eine Schneekönigin, bei den Kleinen dachte ich mir: “Och, lass mal, sprechen ist gar nicht so wichtig.” Überhaupt ist es erstaunlich, wie schnell die Kleinen die Schimpfwörter der Großen erlernen und problemlos selbst einsetzen können. Im Gegensatz zu anderen, sinnvollen Wörtern wie beispielsweise „Bitte“und „Danke“.

In den wirklich schlimmen Phasen haben sich das Entziehen der elektronischen Endgeräte, oder alternativ das Entfernen des Router-Stromkabels, als äußerst effektiv erwiesen. Wer seine schulische oder häusliche Mitarbeit auf ein Minimum herunterfährt, wird von uns auch komplett offline bzw. auf langwierigen und kompletten Endgeräte-Entzug gesetzt. Das Totschlag-Argument, dass alle ein Handy haben, interessiert uns nicht. Die Lehrer unserer Kinder sind immer einigermaßen erstaunt, dass es sowas noch gibt. 

Andere Dinge stehen nun im Vordergrund: Die Hautprobleme sind auf einmal das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Es wird alles diskutiert und sei es noch so unsinnig. Einzig und allein die eigene Meinung und Überzeugung zählen. Auf der einen Seite möchten sie alles alleine entscheiden, auf der anderen Seite fragen sie, wie Nudeln gekocht werden. Während es den Kleinen völlig egal ist, ob oder welche Hose sie anziehen, ist es bei den Großen plötzlich immens wichtig, wie die Hose wo sitzt.

Völlig verwirrt habe ich irgendwann festgestellt, dass sich unsere armen Kinder immer auf die Schultage mit Sportunterricht freuen. Nicht etwa weil sie gerne Sport treiben, nein, weil sie an diesen Tagen ausnahmsweise mit Jogginghosen aus dem Haus gehen dürfen. Ansonsten ein absolutes “No Go” bei uns. Wird gerne quittiert mit: “ Ihr seid so alt. Jeder trägt Jogginghosen”. Wird von mir wiederum gerne quittiert mit dem berühmten Zitat Karl Lagerfelds: ”Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.” Kommt immer gut an und passt damals wie heute. 

Unsere 15-Jährige meinte vor Kurzem,  dass sie dringend Schminke aus dem dm benötige. Ich hatte noch ein Telefonat im Auto zu erledigen und schickte sie mit meiner EC-Karte vor. 30 Euro hatte sie mir als Budget genannt. Bis 50 Euro ist keine Geheimzahl nötig, sollte also passen. Dachte ich zumindest. Irgendwann war ich fertig und betrat den dm drogeriemarkt. Unsere Tochter stand noch immer ganz entspannt vor den entsprechenden Regalen und betrachtete das Angebot.

Der kleine Einkaufskorb an ihrem Arm war kaum befüllt und ich entspannte mich. Ein paar Teile kamen noch hinzu und wir gingen zur Kasse. Immer noch gut gelaunt, betrachtete ich die einzelnen Produkte, die über die Kasse wanderten. Die Hälfte davon kannte ich nicht einmal. Irgendwann wurde ich unsanft aus meiner guten Laune gerissen, nämlich als die Verkäuferin 71,80 Euro einforderte. Völlig entsetzt schaute ich erst sie an, dann unsere Tochter. Diese merkte sofort, dass es jetzt kritisch werden würde und entschuldigte sich schon mal pauschal für alles.

Bis zum Auto konnte ich mich noch beherrschen, dann brach es aus mir heraus: “Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Geld für Schminke ausgegeben. Ich bin jetzt 47 Jahre alt, verheiratet und habe 10 Kinder, es geht also auch ohne.” Unsere Tochter entschuldigte sich direkt nochmal und tat das einzig richtige in dieser Situation. Deeskalieren. Kleinlaut meinte sie: “ Mama, Du bist ja auch schön”. Punkt für sie.

Ausbildungsmesse

Donnerstag war mal wieder ein ganz gewöhnlicher Morgen. Ein Großer hat verschlafen und die Kleinen haben eine Runde Fußball gespielt mit Papa. Während es oben also das Übliche Theater mit Foulspiel, Elfmeter,  Wutanfällen und viel Gebrüll gab, suchte ich zweite Schuhe. Also ein ganz normaler Morgen. Die relativ einfache Regel, Schuhe nur als Paare in den Schuhschrank zu räumen, hat sich immer noch nicht final bei jedem festgesetzt. Fairerweise muss ich sagen, dass es nur 2 Schuhe waren, die fehlten. Den einen Kinderschuh hatte irgendjemand in den Papiermüll geworfen. Ich bin mir nicht sicher, was bedenklicher ist. Dass er dort gelandet ist, oder dass ich auf die Idee kam, dort zu suchen. Der gesuchte zweite Schuh lag wie immer bei einem unserer Riesenschnauzer im Körbchen. Gute 15 Minuten am Morgen verbracht mit sinnlosem Schuhe suchen. Das wird mir wirklich fehlen, wenn die Kinder irgendwann aus dem Haus sind. 

Es gibt ja den schönen Spruch: Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen. Ich hielt diesen Spruch nach diversen Notaufnahme-Besuchen, Magen-Darm-Infekten etc für ein Gerücht, bis, ja bis, die Kinder größer wurden.  Unsere zwei Ältesten besuchen derzeit jeweils die 9. Klasse einer Realschule Plus. Sprich sie werden voraussichtlich nächstes Jahr auf den Arbeitsmarkt losgelassen. Wie ich bereits erwähnte, versuchen wir sie mittels diverser Praktika (auch in den Ferien), sowie Ferienjobs, bestmöglich darauf vorzubereiten.  Speziell die Wahl des möglichen Ausbildungsberufs aus den endlosen Möglichkeiten soll ihnen damit leichter fallen. Mittlerweile sind beide auf einem guten Weg und ihre Vorstellungen konkretisieren sich.

Für diesen Findungsprozess können natürlich auch Ausbildungsmessen ein sinnvolles Hilfsmittel sein, eigentlich. Eine solche fand vor einiger Zeit auch in der Schule der beiden statt. Ein großes Kompliment an dieser Stelle an die Theodor-Heuss-Realschule Plus in Wirges, die wirklich engagiert versucht, die Kinder zu unterstützen indem sie unter anderem solche Veranstaltungen organisiert. Zu dieser Messe kamen diverse Arbeitgeber aus der Region, die sich und die möglichen Ausbildungsberufe Ihres Hauses vorstellten. Tolle Aktion, tolle Arbeitgeber. Nahezu perfekt, wäre da nicht noch eine Kleinigkeit: Während wir Zuhause unseren Kindern nahezu täglich vorbeten, wie wichtig gute Noten sind, wurde dort von nahezu jedem Betrieb die Devise ausgegeben: “Bei uns zählt der Mensch, nicht die Noten”. Sicher sollte das denjenigen Schülern Sicherheit und Selbstvertrauen geben, die zu besseren Leistungen nicht fähig oder willens sind. Sicher gibt es auch einen nicht zu leugnenden Fachkräftemangel. Aber ich, als Mutter zweier pubertierender Monster, sah nahezu das Leuchten in ihren Augen bei den Aussagen: “Wenn die Noten nicht stimmen, ist das kein Beinbruch. Wir bieten Nachhilfe für die Berufsschule an etc”. Während ich also bei jedem potentiellen Arbeitgeber heftig den Kopf schüttelte und den Ansprechpartnern beinahe gegen das Bein getreten hätte, dachten sich unsere Kinder : „Save Bruder, Deal.” „Was erzählen Papa und Mama nur für einen Mist den ganzen Tag.” Ziel knapp verfehlt. Freunde, bei allem Respekt, aber sowas geht nicht. Wir leben nach wie vor in einer Leistungsgesellschaft und das böse Erwachen wird kommen.

Ansonsten hatten wir wieder das Vergnügen, einen Magen-Darm-Infekt begrüßen zu dürfen. Diesmal sehr heftig und jede zweite Nacht war ein anderes Kind an der Reihe. Mich hatte es ebenfalls erwischt. Im Gegensatz zu den Kindern fehlt mir aber die Ruhe, um das „auszuleben“. Ich saß also vor der Toilette mit dem sicheren und unangenehmen Wissen, dass es gleich losgeht.  Leider fehlt den Kleinen noch das nötige Feingefühl, um die Situation zu erfassen. Die Großen hingegen hatten sich diskret zurückgezogen, um ja nichts mitzubekommen. So stand alle 2 Minuten ein anderer Zwerg neben mir, um mich zu fragen, was ich denn da mache und ob ich jetzt nicht irgendwas zu Essen machen könnte. Irgendwann wurde es sehr kritisch, ich verlor die Geduld und sagte mit sehr, sehr deutlicher Stimme, dass ich mich jetzt gerne übergeben würde und dafür jetzt gerne meine Ruhe hätte. Daraufhin drehte sich unser 5-Jähriger um, ging zur Badezimmertür und zog sie zu. Doch zuvor meinte er noch kleinlaut zu mir: “Dann viel Spaß, Mama.”

Naja, das Vergnügen hielt sich in Grenzen. Mein überaus mitfühlender Mann meinte anschließend zu mir: “Gut, dann ist es ja jetzt raus, dann ist ja wieder gut.“ Ihn wiederum hat es als Letzten erwischt. Er hatte also genau den gleichen Infekt wie alle anderen 11 Bewohner des Hauses auch. Dachte ich zumindest. Tatsächlich war es bei ihm aber natürlich viel schlimmer. Er versicherte mir durchgehend, dass es ihm viel schlechter gehe als allen anderen. Auf meinen Hinweis, dass er sich nicht so anstellen solle und wir alle es überlebt hätten, konnte ich mir anhören, dass ich die mieseste Ehefrau aller Zeiten wäre. Nach einem Tag hatte er auch prompt eine Erklärung dafür, warum es ihm so viel schlechter gehe als allen anderen. Aufgrund der Tatsache, dass er der Letzte in der Reihe war, war der Virus mutiert. Und mutierte Viren sind schließlich immer viel gefährlicher als die Ursprungsvariante. Hatte er irgendwann mal zu Coronazeiten aufgeschnappt. Natürlich, hätte ich auch selber drauf kommen können. Abschließend hier noch die gute Nachricht: Er hat den mutierten Virus knapp überlebt. 

Porsche Panamera

Wir waren wieder unterwegs, dieses Mal bei Dr. Pop. Ein noch nicht so bekannter Künstler, aber absolut sehenswert. Der wird seinen Weg machen. Wie immer wussten wir nicht, was auf uns zukommt und ließen uns überraschen. Ein großes Lob an das Cafe Hahn in Koblenz, das eben genau solchen Künstlern eine Bühne bietet. Es sollte sich lohnen. Dr. Pop hat mehrheitlich Songs aus den 80ern gesungen oder auf seinem Keyboard gespielt. Das Ganze war sehr interessant, unterhaltsam und wirklich amüsant. Er hat die 80er wieder auferstehen lassen. Erläuterungen zu Coverversionen und Tonsequenzen, die Weltruhm erlangten, klingen erstmal langweilig. Es war aber genau das Gegenteil. Zudem zerpflückte er Textpassagen von ehemaligen und aktuellen Stars. Beispielsweise etwas von Capital Bra: “Ich fahr mit meinem Porsche Panamera über meinen Mathelehrer”. Nachdem mein Mann das gehört hatte, gab es kein Halten mehr. Er bekam einen Lachflash und sich nicht mehr ein. Anderes Beispiel von KC Rebell & Summer Cem: “Du liest manchmal Goethe oder Faust”.

Von dieser Art gab es viele lustige Sequenzen und die Zeit verging viel zu schnell. Kurz vor der Pause rief er zu Fragen auf. Ich dachte mir, nein, bitte nicht schon wieder. Online konnte man Fragen an Dr. Pop einsenden. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass mein Mann sein Handy zückte, war aber zu fasziniert von der Vorstellung auf der Bühne, um das weiter zu verfolgen. Zugegeben, das war ein Fehler. Es ist wie bei den Kindern. Ich muss einfach immer aufpassen, sonst ist die nächste Katastrophe schon vorprogrammiert. Wie auch immer, kurz danach kam die Pause und wir gingen vor die Türe, um frische Luft zu schnappen. Glaubte ich zumindest. Mein Mann wollte auch vor die Tür, aber nur um sich das ‘Palzlied’ ausgiebig anzuhören. Irritiert fragte ich ihn, was er da mache und er antwortete: “ Du solltest Dir das besser auch nochmal anhören.” Ich war innerlich ähnlich alarmiert, als wenn die Telefonnummer eines Klassenlehrers auf dem Display meines Handys erscheint. Äußerlich ließ ich mir nichts anmerken und teilte meinem Mann umgehend mit, dass ich mich von sämtlichen, peinlichen Aktionen deutlich distanzieren werde. Ging aber leider nicht, weil mein Göttergatte die gestellte Frage einfach in unser beider Namen gestellt hatte. Wir müssen dringend über Datenschutzverordnungen, Herausgabe von persönlichen Daten etc sprechen. Es kam wie es kommen musste, er hatte eine Nachricht gesandt, unsere Begeisterung für die Veranstaltung mitgeteilt und darum gebeten, das Palzlied zu singen. 

Kollektive Verwirrung auf und abseits der Bühne. Dr. Pop spielte eine kurze Sequenz des Lieds an und war, ob des Liedes, und vor allem ob der Downloadzahlen im Internet, vollends überrascht, dass er diesen Burner nicht kannte. Unter FCK-Fans ist das Lied natürlich bekannt, weil es bei jedem Heimspiel frenetisch von allen Anhängern mitgesungen wird. Überraschenderweise waren nicht allzu viele FCK-Fans im Café Hahn an diesem Abend. Also sangen bei Dr. Pops Aufforderung mitzusingen, auch nicht allzu viele mit. Sehr wenige sozusagen. Um genau zu sein, nur einer. Der Herr direkt neben mir – dafür aber lautstark und inbrünstig. Mein Mann natürlich. Ein paar Saarbrücker waren auch da. Eine liebevolle Erinnerung an das kürzliche Aufeinandertreffen im DFB-Pokal-Halbfinale konnte sich mein Mann sich natürlich nicht verkneifen. “Übers Saarland fahren wir nach Berlin.” Die Saarbrücker wollten sich aber auch nicht an das Palzlied erinnern. Komisch eigentlich.

Fortan standen wir im Fokus und wurden immer mal wieder von Dr. Pop angesprochen. Unter anderem um dem Publikum den Amigos-Starschnitt aus der Fanbox zu präsentieren. Jeder andere, inklusive mir, hätte das mit einem gewissen innerlichen Widerwillen getan. Nicht so mein Mann. Voller Begeisterung hielt er seinen Teil des Posters in die Höhe. Als alter Amigos-Fan war er voll in seinem Element. Zum Abschluss bat er den armen Dr. Pop auch noch, nach der Veranstaltung, um ein Bild mit ihm. Natürlich mit einem Teil des Amigos-Starschnitts. Das hat er mit Sicherheit auch noch nicht erlebt. Damit ich den Abend auch nicht vergesse, hat er mir eine Tasse von Dr. Pop geschenkt. Es ist wie immer, man kann meinen Mann einfach nirgends mit hinnehmen. 

Bernhard & Bianca

Die etwas älteren Lesern meines Blogs werden ahnen, worum es geht. Mein Mann liebte und liebt “Bernhard & Bianca, die Mäusepolizei”. Dementsprechend kennen es auch unsere Kinder. Neben unseren Riesen und dem Kater, haben wir zeitweise auch andere Untermieter. Was war passiert? Eines Tages schlief ich auf dem Sofa, weil mal wieder ein Kind krank war. Ich döste so vor mich hin und ließ den Tag Revue passieren. Gerade wollte ich einschlafen, als ich ein eigenartiges Geräusch vernahm. Ein leises Tappsen war zu vernehmen, mal langsamer, mal schneller. Ihr werdet das kennen, wenn man erstmal ein unbekanntes Geräusch im Ohr hat, lässt es einen nicht mehr los. Also versuchte ich meine Schnauzer dazu zu bewegen, sich das mal anzusehen. Allerdings war es schon spät und beide bewegten sich keinen Millimeter. “Morgen kein Futter für Euch” dachte ich mir. Faulpelze elendige.

Ich ahnte nichts Gutes und das sollte sich sogleich am nächsten Tag bestätigen. Ich sah eine Maus vorbeihuschen. “Wie kommt die denn hier rein?” überlegte ich. Wahrscheinlich durch die Terrassentüre, denn die steht im Sommer häufig offen. Dazu muss man wissen, daß wir gefühlt Hunderte von Mäusen im Garten haben. Diese haben auch schon ordentliche Schäden an unseren Obstbäumen verursacht. Viele Bäume fielen einfach wurzellos um. Mit Vorliebe fressen sie die Wurzeln von Apfelbäumen. Ich weiß nicht, wie oft wir zwischenzeitlich schon nachgepflanzt haben.

Daher nicht auszudenken, was sie bei uns im Haus anrichten würden. Also musste eine Lebendfalle her. Gesagt getan. Angerichtet als Henkersmahlzeit wurde eine reichhaltiges Käsebuffet. Allein der Erfolg blieb aus. Mein Mann meinte dazu: “Stell um auf Erdnussbutter.” Kaum zu glauben, aber wahr, am nächsten Tag saß Bernhard in der Falle. Vollgeschmiert mit Erdnussbutter. Offensichtlich hatte er sich voller Begeisterung darin gewälzt. Die Kinder hatten sofort Mitleid mit Bernhard und fragten nach Bianca. Ich sagte: “Die ist schon ausgezogen.” Ob das so richtig war, sollte sich noch rausstellen. Also gute 10 km weit gefahren und den Kameraden freigelassen. Bei kürzeren Distanzen besteht in der Tat die Gefahr, dass er zeitnah wieder vor der Türe steht. Die Verabschiedung wurde ein richtiges Event.

Jetzt kehrte wieder Ruhe ein. Bis, ja bis, eines der Kinder wieder eine Maus sah und das gesamte Haus zusammenbrüllte. Jetzt wurde es spannend. Es waren also offensichtlich noch weitere Mäuse unterwegs. Es gab nun immer häufigere Sichtungen. Wir rüsteten auf, überall standen Fallen mit den feinsten Leckereien. Nüsse, Obst, Haferflocken, Wurst, Käse und natürlich jede Menge Erdnussbutter. Somit sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Mitten in dieser Jagdsaison fiel zu unserer Begeisterung die Spülmaschine aus. Großartig! Glücklicherweise kam der Techniker zeitnah. Grüße gehen raus an das beste Team von Elektro Pehl aus Holler.

Die Rückmeldung war allerdings weniger prickelnd. Totalschaden. Bernhard & Bianca hatten sich an den Kabeln zu schaffen gemacht. Die Maschine war mit 3 Jahren noch vergleichsweise neu und somit der Ärger groß. Eine Tote Maus lag hinter der Maschine (Überdosis Strom) und somit war klar, Bernhard & Bianca waren nicht allein. Nachdem nun auch regelmäßig die Leckereien gefressen wurden, die Fallen jedoch nicht auslösten, kam ein Verdacht auf, der sich sehr bald bestätigte. Das ganze Haus wurde akribisch durchsucht und jedwede Mäusespuren gründlich beseitigt. Offenbar war Bianca beim Einzug schwanger.

Das ist nicht lustig, denn: Bis zu achtmal im Jahr bringt ein Weibchen bis zu 8 Junge zur Welt, die selber  nach ungefähr zwei Monaten geschlechtsreif werden. Eine Maus wird ca. ein Jahr alt. Das war des Rätsels Lösung. Die jungen Mäuse waren zu leicht, deshalb lösten die Fallen nicht aus. Jetzt war Eile geboten.

Die Herrschaften mussten unbedingt gefangen werden, bevor die neue Spülmaschine angeliefert wurde. Also mästen, mästen und nochmal mästen. Füttern, alles auwaschen, reinigen und wieder von vorn. Wir fuhren alles an Mäusespezialitäten auf, was zu bekommen war. Und tatsächlich, die Mäuse wuchsen heran und nahezu täglich schnappte eine Falle zu. Das Verabschiedungsprozedere blieb immer gleich. Die Kinder verabschiedeten die Mäuse auf den Wiesen in größerer Entfernung mit warmen Worten. “Komm bald wieder” hatte ich ihnen allerdings verboten. Insgesamt 12 Mäuse haben wir gefangen und ausgesetzt. Es war eine verrückte und sehr nervenaufreibende Zeit. Von der vielen zusätzlichen Arbeit ganz zu schweigen. Jetzt mit reichlich Abstand kann ich sogar manchmal darüber lachen. Den Film “Bernhard & Bianca, die Mäusepolizei” haben wir seitdem nicht mehr angeschaut. Unsere Abenteuer waren mindestens genauso spannend. 

Das perfekte Geschenk

Wenn man im Internet sucht, was das perfekte Geschenk ausmacht, findet man schnell Antworten. Ein gutes Geschenk sollte zu den Bedürfnissen des Beschenkten passen. Es sollte Emotionen beim Beschenkten hervorrufen und etwas über die Beziehung zwischen dem Schenkenden und dem Beschenkten aussagen.

Wenn man diese Empfehlungen kenn, ist es umso bedenklicher, was mein Mann mir unter anderem schon so alles geschenkt hat. Vor ein paar Jahren schenkte er mir zu Weihnachten ein Topf- und Pfannenset. Mit dem Vermerk, dass ich das doch nun wirklich gut gebrauchen könnte. Wo er recht hat… Neben dem Topfset gab es noch einen Umschlag. Da ich meinen Mann ziemlich gut kenne, sagte ich zu ihm: “ Ich gehe jetzt kurz zur Toilette und falls das in dem Umschlag ist, was ich denke, lässt Du ihn einfach verschwinden. Ich spreche Dich nicht mehr darauf an und wir vergessen es einfach.“ Gesagt, getan. Ich kam zurück und mein Ehemann saß noch immer mit dem Umschlag in der Hand auf dem Sofa. Stolz überreichte er ihn mir. Ich konnte es nicht glauben. Dachte ich es mir doch, ein Kochkurs! Er hatte mir einen Kochkurs geschenkt. Zugegebenermaßen stellte es sich dann als Koch-Event heraus bei dem man in einer Gruppe unter Anleitung eines Kochs, gemeinsam hochwertige Zutaten zubereitet. Aber der erste Schock saß tief.

Das Topf- und Pfannenset hat also perfekt zu meinen Bedürfnissen gepasst, denn es waren große bis sehr große Töpfe. Es hat trotzdem Emotionen in mir hervorgerufen. Wut ist eine sehr starke Emotion. Damit hat es bereits zwei wichtige Hürden zum perfekten Geschenk genommen. Aber was soll mir das über unsere Beziehung sagen? Wahrscheinlich, dass er der passende Topf für mich ist. Nicht nur das, wie langweilig wäre mein Leben ohne ihn.

Tatsächlich benötige ich die großen Töpfe täglich und bin froh, dass ich sie habe. Die Mengen, die ich früher immer für 2 Tage gekocht habe, reichen heute mit viel Glück für eine Mahlzeit mit allen Kindern aus. 1,5 Kg Nudeln als Beilage reichen (je nach Soße) gerade so für alle. Es ist unglaublich, wieviel die Monster futtern. Von dem ganzen dreckigen Geschirr ganz zu schweigen. Vor nicht allzu langer Zeit ging unsere Spülmaschine kaputt und wir mussten, aufgrund der Lieferzeit, eine Woche lang alles von Hand abwaschen. Immer das Kind, das mich am meisten geärgert hatte, durfte dazu antreten. Selten waren die Kinder so lieb und brav.

Wenn es darum geht, mir Geschenke nach meinen Bedürfnissen zu machen, wären Waschmaschinen ebenfalls ein heißer Tipp. Es ist unfassbar wieviel Wäsche sich bei uns anhäuft. 2 – 3 Waschmaschinen am Tag sind Standard. Und dann kommen noch außergewöhnliche Vorkommnisse hinzu. Zum Beispiel Magen-Darm-Infekte, die dann gerne tagelang bei uns wüten und natürlich immer nachts irgendein anderes Kind ausschalten. Warum eigentlich immer nachts? Beim letzten Infekt war ich, wie immer, als letztes an der Reihe. Bevor ich mich allerdings im Bad, kopfüber in der Toilette erleichterte, fuhr ich die Jungs ins Handball-Training und wieder nach Hause. Dort angekommen, mussten die Kleinen erstmal auf die Toilette und als das erledigt war, hatte ich tatsächlich 10 ruhige Minuten. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Nahezu genauso selten, aber mit mindestens dem gleichen Wäscheberg als Folge, trägt das Aufräumen der Kinderzimmer als außergewöhnliches Ereignis zum exponentiellem Wachstum der Wäscheberge bei.

Unter dem Aspekt meiner Bedürfnisse gibt es also noch einige Geschenke, die starke Emotionen bei mir hervorrufen können. Nicht immer positive aber starke.

Kabarett, Comedy und ein Hahn

Mein Mann entführt mich immer mal wieder am Wochenende und überrascht mich. Mal geht’s ins Kino, mal ins Theater, mal in ein Konzert. Immer was anderes. Lesungen, Restaurants oder auch eine Therme. Er möchte, dass ich zumindest für kurze Zeit aus den täglichen Ritualen herausgezogen werde, um auf andere Gedanken zu kommen. Eine schöne Geste wie ich finde.

So besuchen wir auch regelmäßig das „Cafe Hahn“ in Güls. Ein kulturelles Kleinod, das wir beide sehr schätzen. Unter anderem wird dort monatlich der „Comedy Club“ dargeboten. Roberto Capitoni präsentiert dort je drei mehr oder weniger bekannte Künstler, die auf jeweils unterschiedliche amüsante Art und Weise unterhalten. Es ist großartig und wir haben dort schon viele tolle Abende verbracht. Die regelmäßigen Leser meines Blogs ahnen sicher schon, was nun kommt. Genau, mein Mann. Man kann ihn nirgends mit hinnehmen, wirklich nirgends.

Was war passiert? Roberto animiert sein Publikum in der Pause, Fragen an die Künstler auf die vorbereiteten Zettel zu schreiben und dann in eine Box zu legen. Soweit so gut, nichts besonderes. Doch sein Hinweis, doch bitte keine langweiligen oder normalen Fragen zu stellen, schon. Sowas darf man meinem Mann nicht sagen. Ich merkte schon, wie es in ihm arbeitete. Spätestens als er meinte, „lass uns Mal ein paar Zettel holen“, klingelten bei mir alle Alarmglocken. Ich beging einen großen Fehler, indem ich nicht überprüfte, was er so alles an Fragen aufschrieb.

Es kam wie es kommen musste, eine seiner Fragen wurde gezogen. Ausgerechnet auch noch bei einer Künstlerin. Es ist nicht zu glauben, aber seine Frage lautete: „Hattest Du schon Mal Sperma im Auge?“ Nicht nur Moderator Roberto und die Künstlerin waren völlig perplex von der Frage. Ein Raunen ging durchs Publikum. Die Künstlerin musste lachen und antwortete „Äh, äh, nein“. Mit dieser Peinlichkeit war es aber noch nicht vorbei. Mein Mann war köstlich amüsiert und hoffte nun darauf, dass weitere Fragen von ihm gezogen würden. Klar was passierte. „Hat Dein bestes Stück einen Namen?“ wurde gezogen und vorgelesen. Neben mir freute sich jemand. „Wieder eine von mir“ rief er mir zu. „Ja, er hört auf Miriam, meine Frau“, antwortete der Künstler und hatte die Lacher auf seiner Seite. Wer jetzt denkt, dass es das jetzt war, irrt. „Hast Du schon Mal eine aus dem Publikum hinter der Bühne umgelegt“? wurde auch gezogen und Roberto erkannte die gleiche Schrift. Also fragte er ins Publikum, wer denn hier solche Fragen stellen würde. Und wer meldet sich? Klar, mein Mann. Ich versuchte es noch zu verhindern, zu spät. Alle Scheinwerfer richteten sich nun auf ihn. Ich war gottfroh, dass zwischen seinem und meinem Stuhl ein kleiner Tisch stand. So konnte ich mich als ’nicht zugehörig‘ präsentieren und die Situation als belustigte Unbeteiligte genießen. Er sollte „umlegen“ erklären. „Romantik und mehr“ antwortete er. Irgendwann steht er auf der Bühne, ich sehe es schon kommen.

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